Kieler Ruderer im Trainings-Lockdown

19. April 2020 | Von | Kategorie: Aktuell, Freizeitsport

Einblicke in die privaten Trainingsszenarien

Es war der 19. März als wir wie immer zu viert 1 Stunde im Ruderkasten ruderten und uns nach der folgenden gemütlichen Klönstunde im Restaurant wie immer für Samstag zum Sport verabredeten. Doch 2 Tage später war auf einen Schlag alles anders. Geahnt hatte man schon, dass sich etwas ändern könnte, aber so radikal, damit hatten wir nicht gerechnet. Plötzlich fehlte die zweite Heimat, der Ruderclub, und damit der Sport und die gewohnte Geselligkeit. Langeweile kam zwar nicht auf, es gab genug aufzuarbeiten, aber der Sport fehlte vom ersten Tag an. Also galt es sich umorientieren. Bei mir (Pau) war es als erstes das Fahrrad welches als Ersatzgerät herhalten musste; und es macht bei dem Wetter sogar Spaß. Dann Gymnastik und Hantel-Training, das war mit dem Erlernten von Rainer auch kein Problem. Als mir dann ein Nachbar anbot, für zwei Tage in der Woche auf seinem nagelneuen Concept 2 Ergometer trainieren zu dürfen, war die Sportversorgung für mich gesichert und ich war darüber sehr froh. Dadurch kam mir der Gedanke, was die anderen jetzt wohl so machen und nach Rücksprache mit unserem Pressewart Hans-Martin hatten wir die Idee einmal eine diesbezügliche Umfrage zu starten. Die Resonanz über Mail, Telefon und auch bei zufälligen Treffen ermöglicht es nachfolgend, von den Aktivitäten einiger EKRC-Mitglieder zu berichten.

Rolf Esselbach ist zunächst gar nicht bewusst geworden wie sehr ihm der regelmäßige Sport und die damit einhergehenden Treffen mit den Freunden fehlen würden. Seine Ausgleichmaßnahmen sind regelmäßige Spaziergänge, für welche er über den reinen Spaß hinaus immer einen Anlass findet, indem er für jede Kleinigkeit einkaufen geht, was er mit Fußmarsch und Fährfahrt über den Kanal verbindet.

Rolf und Ulrike Zumegen berichten, dass es ihnen prima geht und sie das Beste aus der Situation machen. Rudern auf dem Concept 2, ausgedehnte Spaziermärsche, Yoga mit YouTube, Gartenarbeit und Enkelbetreuung. Über Auslastung kann nicht geklagt werden.

Sonja Ebruy geht regelmäßig in sich und genießt auch ein wenig die Entschleunigung. Bewegung an der Luft ist ihr wichtig und sie macht Fahrradtouren, joggt oder macht ausgedehnte Spaziergänge. Manchmal erlebt sie auch bleierne Müdigkeit, der gibt sie dann auch nach und entspannt sich.

Alfred Eberhard läuft jeden Morgen 30 Minuten. Das kann er jetzt durch die entstandene Entschleunigung gut einpassen, da seine sonst häufigen Dienstreisen entfallen. Er vermisst das Rudern sehr, vor allem bei dem derzeitigen Traumwetter. Hoffentlich geht es bald wieder los, darauf freut er sich.

Martina Suer geht als Mitarbeiterin in einem Krankenhaus täglich zur Arbeit. Das macht sie gerne und mit Engagement. Sie freut sich, dass wir raus dürfen und nutzt das für lange Spaziergänge und Joggen. Weiterhin steht zu Hause Gymnastik und Streching an und online nimmt sie an einem ans Ballett angelehnten Programm teil, welches ihr viel Spaß macht, obgleich sie feststellt, dass sie wohl doch keine Primaballerina ist. Weiterhin hat sie an einem über den ARV angebotenen Live Chat für Ruderer teilgenommen, das fand sie einfach toll. Sie wünscht uns allen, dass wir gut durch diese bizarre Zeit kommen und freut sich darauf dass es hoffentlich bald wieder auf das Wasser geht.

Hans-Martin Hörcher Die Arbeit geht im Home Office unvermindert weiter, in den Pausen steht der Garten an – der ist derzeit so gut in Schuss, wie seit Langem nicht mehr. Doch nach zwei Wochen in dieser Konstellation habe ich die Nerven verloren: Am Wochenende habe ich bei concept2 auf Bestellen gerückt, am darauffolgenden Mittwoch die erste Trainingseinheit absolviert.

Seitdem stehen regelmäßige TeamRowing-Einheiten auf dem Programm, allerdings ist die Teamgröße stark reduziert – der Dienstagmorgen war im Vergleich dazu schon immer eine Massenveranstaltung. Momentan rudere ich unter der Kirschblüte, bald steht die Apfelblüte an. So schön das auch ist – ich hoffe, ich sitze nicht auch noch zur Ernte hier…

Kuddl Roggenbrodt habe ich auf einer meiner Fahrradtouren ebenfalls auf dem Rad getroffen und er berichtet mir von täglichen Radtouren von teilweise beträchtlicher Länge, welche als Ausgleich zum Rudern unternommen werden.

Volker Franz traf ich ebenfalls auf einer Radtour. Er hatte eine lange Runde mit Walkingstöcken hinter sich und ließ wissen, dass er versucht dieses täglich durchzuführen.

Bernd Rabe: Durch Corona hat sich mein Leben von heute auf morgen radikal verändert: Mein ältester Sohn besucht mich nicht mehr wie sonst jedes zweite Wochenende mit meinen drei Enkelsöhnen, weil sie mich anstecken könnten. Meine Freundin aus Wedel treffe ich die anderen Wochenenden auch nicht mehr, sondern sehe sie nur noch über Skype. Wie lange halte ich das noch aus?

Auf der anderen Seite telefoniere ich jetzt öfter mit meiner Familie und meinen Freunden. Nun habe ich auch keine Ausreden mehr, mich um die Haus- und Gartenarbeit zu drücken. Ich komme jetzt auch mehr zum Lesen, Meditieren und Schachspielen (leider nur alleine).

Michael Böhmer traf ich auf dem Fahrrad in Groß-Nordsee an, als ich meine Tochter mit dem Auto besuchte. Er macht häufige Touren ins Blaue und lernt dabei immer wieder Ecken kennen, welche er noch gar nicht kannte. Das man dabei auch hin und wieder umkehren muss weil es in eine Sackgasse geht, nimmt er gerne in Kauf.

Jürgen Kähler korrespondiert mit mir regelmäßig über das Telefon. Langeweile hat er bisher nicht. Er kontaktet regelmäßig mit verschiedenen Freunden, räumt Haus und Garten auf, macht hin und wieder eine Radtour und macht Spaziergänge mit seiner Frau. In Ermangelung eines Ergometers oder sonstiger Sportgeräte hat er einen alten Fahrradschlauch umfunktioniert, welchen er in unterschiedlichen Positionen zum Fitbleiben einsetzt.

Frank Engler ist in erster Linie froh, dass er die schwerwiegenden Folgen verschiedener Erkrankungen und seines Unfalls mittlerweile überstanden hat. Somit fehlt ihm derzeit der Sport nicht so sehr. Allerding, von jetzt ab wäre er bei der Gymnastik wieder dabei und die Skatgruppe wäre für ihn auch wieder  aktuell. Was er vermisst sind die Treffen und die Gespräche mit den Freunden im Club, sowie das allgemeine Clubleben und die gemütlichen Stunden in den „Schönen Aussichten“. Ganz langsam und vorsichtig beginnt Frank zu Hause wieder mit einem Training auf dem Ergometer und auch sein Fahrrad will er allmählich wieder einsetzen.

HansA Friese berichtet, dass bei ihm die Tage wie im Fluge vergehen. Er hat kaum Zeit dazu das erlernte Fitnessprogramm von Rainer anzuwenden, aber ab und zu zwingt er sich dazu. Er konzentriert sich auf die Hausarbeit und die notwendigen Tätigkeiten im Garten. Danach genießt er den Aufenthalt in seinem Garten und es fällt auch eine Menge Schreibtischarbeit an. Von HansA habe ich nebenbei noch erfahren, dass

Uwe Johannsen neben Gartenarbeit und nötigster Hausarbeit nur auf der Bank sitzt und auf die Fortsetzung des Ruderns wartet. Das ist allerdings nicht ganz ernst gemeint, sondern nur angeführt, weil es dazu so ein nettes Bild aus HansAs Bestand gibt.

Dieter Knievel berichtet, dass es seiner Frau und ihm gut geht. Er verbringt derzeit viel mehr Zeit zu Hause als sonst, räumt auf, pflegt den Garten und erledigt viele Dinge welche liegen geblieben sind. Der Garten war zu dieser Jahreszeit noch nie so perfekt wie in diesem Jahr. Weiterhin macht er regelmäßig Training mit Gewichtheben, Gymnastik und Radfahren auf dem Fahrradergometer. Auf seinem Saxofon spielt er täglich mindestens eine Stunde. Zum Lesen bleibt auch noch etwas Zeit. Er beklagt sich nicht, ist jedoch froh wenn der Spuk vorbei ist.

Jimmy Wartenberg ist stolz auf sein selbst gestaltetes Fitness-Studio im Wohnzimmer und nutzt dieses regelmäßig um so gut wie möglich fit zu bleiben. Ansonsten macht er Spaziergänge und schaut hin und wieder im Club nach dem Rechten.

Jan Gruber macht mit Antje jede Menge ausgedehnte Radtouren nach dem Motto „langsam, dafür länger“ um das Immunsystem in Schwung zu halten. Da beide berufstätig sind und auch in der Krise arbeiten ist mit dem Fahrrad für ausreichend Sport gesorgt.

 Helga Puschendorf geht es ausgesprochen gut. Sie genießt die Ruhe und die Zeit ohne Verabredungen und Termine, auch wenn der Anlass traurig ist. Sie würde auch gerne wieder rudern, aber die Decke fällt ihr nicht auf den Kopf. Für die Fitness fährt sie viel mit dem Fahrrad, meist normal und zum Spaß, aber 2-3 mal die Woche geht es als Ruderersatz sportlich zur Sache so für 1- bis 1,5 Stunden. Für schlechteres Wetter hat sie mit Hanteln und ähnlichem Gerät vorgesorgt.

Christina Dunsing fühlt sich in erster Linie glücklich, dass sie noch weitgehend normal arbeiten darf. Als engagierte Tief-und Straßenbau-Ingeneurin bedeutet ihr das viel. Auf Hygiene wird jetzt auch dort sehr geachtet. Etwas entspannter als normal ist es jedoch, weil die Außerhaustermine sehr viel geringer sind und wenn man raus muss, ist auf den Straßen viel weniger Verkehr. Um sich fit zu halten fährt sie jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit und auch in der Freizeit fährt sie gerne als Ruderersatz mit dem Fahrrad umher. Theater, Konzert, Kino, Restaurantbesuch, Klönschnack im Umkleideraum und in den „Schönen Aussichten“ und natürlich das Rudern, das vermisst sie alles sehr.

Friedrich Krautmacher ist vor allen Dingen glücklich darüber, dass es seiner Frau nach mehreren schweren Operationen allmählich wieder besser geht und dahinter verblassen die Einschränkungen durch die Corona-Krise zur Nebensächlichkeit. Allerdings empfindet er die Kontakteinschränkungen zu seinen Kindern und Enkelkindern als nicht schön, aber es ist nun einmal notwendig und man muss abwarten. Er freut sich auf die hoffentlich bald wieder stattfindenden Gymnastikstunden und macht als Ersatz lange Spaziergänge.

Markus Vogel hält sich besonders an die Rituale vor dem Rudern, wie Ihr hier sehen könnt.

Maren Bunk schreibt dass sie zu Hause auf dem Ergometer rudert bei “Wind und Bodenwelle“, aber bei Sonnenschein. Auch sie freut sich auf baldiges wieder „richtig Rudern“.

Ute Aichinger freut sich auch darauf bald wieder rudern zu dürfen, macht derzeit als Ersatz ausgedehnte Spaziergänge an der Förde.

Kai-Axel Ketelsen hält sich mit ausgedehnten Fahrradtouren fit und hat als ständigen Begleiter seine Brot-Dose dabei. Die Bilder verraten es, was drin ist bleibt uns verborgen.

Lotar Wielser, der Chef des Robert Koch Instituts und Mitglied des Berliner Ruder Club ließ uns wissen, dass er sich derzeit auf dem Ergometer fit hält. Im EKRC liegen also offenbar alle richtig, für die der Ausgleich auf dem Ergometer möglich ist.

Claus Heinrich und Antje gaben ein kurzes präzises Statement ab: „Die Stimmung ist besser als die Lage“ und wir nehmen „Stöcke statt Skulls“.

Lutz Besch trainiert auf dem Ergometer zu Hause im Freien bei Sonnenaufgang und träumt dabei vom Rudern auf der Förde, speziell bei Frost und spiegelglatter See. Zwei Bilder geben die Stimmung wieder.

Alf Fuhrmann: Er berichtet von Gartenarbeit, welche ihm über den Kopf
wächst und von sonstigen Tätigkeiten im Haus (er lebt alleine), aber die
Hauptbeschäftigung erfolgt bei ihm nachts, wenn er mit seinem Teleskop
die Sterne und den Mond beobachtet. Seine zwei beigefügten Bilder
belegen das beeindruckend.

Die Trainingsruderer trainieren zu Hause. Hierzu haben sie die clubeigenen Ergos zur Verfügung gestellt bekommen. Unser Fitnessraum sieht dementsprechend leer und verwaist aus.

Unser Wirt verkauft am Ostersonntag seine Ostermenüs außer Haus. Darüber hinaus hatte er an diesem Tag verschiedene, in Gläsern eingekochte, Gerichte zum Mitnehmen im Angebot. Ich habe mich für die Woche mit Rouladen und Gulasch versorgt, verschiedene andere Gerichte standen noch zur Auswahl. Einfach mal nachfragen, ob das Angebot noch besteht.

Unser Hauswart hat die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und kurzerhand die schon länger anstehende Sanierung der Herrenduschen in Angriff genommen. Unbehelligt von nervenden Ruderern („wann kann ich hier wieder duschen?“) können die Handwerker in aller Ruhe Estrich und Fliesen erneuern. Damit sollte das Provisorium in der Rennbootshalle zur Ableitung des Leckwassers endlich der Vergangenheit angehören.

Alle Aussagen der EKRC- Clubmitglieder ergeben insgesamt doch ein erfreuliches Bild. Die allgemeine Stimmung ist gut, Depressionen wurden uns (noch) nicht berichtetund man weiß sich in dieser misslichen Situation zu helfen. Schön zu erfahren wie wichtig allen die regelmäßigen Treffen mit den Freunden und Freundinnen im Club sind, welche es derzeit nicht gibt. In der sportlichen Betätigung kann man ausweichen, aber das allgemeine Clubleben ist einfach nicht zu ersetzen. Sportlich wird offensichtlich besonders gerne auf das Fahrrad ausgewichen, zumal man damit auch zweckgebunden gut unterwegs sein kann.

Concept 2 müsste eigentlich gut im Geschäft bleiben. Alleine von unseren Mitgliedern haben sich einige aus diesem Anlass ein eigenes Gerät zugelegt, und wir sind ja nicht die einzigen Ruderer in diesem Lande. Wie kreativ einige Mitglieder darüber hinaus auch ohne eigenes Ergo sein können zeigen dann so Beispiele wie der Fahrradschlauch oder das Studio im Wohnzimmer.

Wenn Ihr weitere Einblicke in Euer alternatives Trainingsprogramm für uns habt, schickt sie uns gerne. Wir freuen uns auf weitere Rückmeldungen!

Und nun bleibt alle gesund und freut Euch wie wir auf baldige Normalität.

Hans-Martin und Pau

1 Kommentar zu “Kieler Ruderer im Trainings-Lockdown”

  1. […] dem vorigen Bericht über unsere Miglieder im Corona Lockdown entnehme ich, dass viele von Euch trotz ruderischer und dementsprechend kommunikativer Zwangspause […]

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