Sommertour 2012

Lago Maggiore

Die Jugend-Sommertour in der Schweiz und in Italien

»Wo rudern wir denn nächstes Jahr hin?« – »Wo es nicht so viel regnet.« – »Und wo wir auch viel baden können.« – »Ich war schon mal auf dem Lago Maggiore rudern, da war es sehr warm und gebadet haben wir direkt aus dem Boot heraus.« – »Ich weiß zwar nicht, wo das ist, können wir da trotzdem nächstes Jahr hin?« So oder so ähnlich lief während der verregneten Sommertour der Jugendlichen auf der Mosel 2011 ein Gespräch ab, das Ziel für die Sommertour 2012 zu finden.

Vorüberlegungen und Gruppe
Im Herbst haben Inga und ich mit den ersten Planungen begonnen. Wie viele Leute und welche Boote können wir mitnehmen und vor allem, wie kommen wir in die Schweiz und nach Italien in die Regionen Tessin, Piemont und Lombardei? Wir haben uns für die Boote »Kiellinie«, »Adler«, »Hand Tolk« und »Flotter Dreier« mit ihren insgesamt 18 Bootsplätzen entschieden. Mit jeweils drei Serviceteamern – neudeutsch für Landdienst – kommen wir auf maximal 21 Personen. Diese Anzahl war damit aus organisatorischen Gründen nicht mehr verhandelbar. Und wir waren überrascht, wie schnell die Tour bereits vor Weihnachten ausgebucht war. Denn bis zum Jahresende waren die Flüge von Hamburg nach Zürich und zurück zu buchen. 17 Jugendliche wollten bei dieser Tour dabei sein, die bis auf eine Ausnahme schon auf unseren Sommertouren mitgefahren sind. Leonie war nicht nur die »Neue«, sondern auch mit 12 Jahren die Jüngste. Anne, Luise und Inga sind sogar schon das fünfte Mal mit dabei. Mit den vier Betreuern Florian, Max, Inga und mir waren wir mit 21 Leuten auch die größte Gruppe seit unserer ersten Sommertour 2006. Dabei mussten wir leider sogar weiteren Leuten absagen. Wir hatten keinen Platz mehr. So wurden 21 Tour-Shirts in den von den Jugendlichen gewünschten Farben bestellt. Bestimmt sind die euch auch schon am Bootshaus aufgefallen.

Etappen und Programm
Bahn und Flieger waren mittlerweile für 14 Leute gebucht, der EKRC-Bus für den Bootstransport mit sieben Leuten reserviert. Nun ging es darum, die Etappen zu planen und Unterkünfte zu organisieren. Wegen des manchmal schnell aufkommenden Windes auf dem See planen wir die Etappen nicht länger als 25 Kilometer. Als Startpunkt bietet sich der Ruderverein im schweizerischen Locarno an. Hier können wir den Bootsanhänger während der Wanderfahrt stehen lassen und brauchen damit nicht durch die engen Gassen der italienischen Orte zu fahren. Außerdem können die »Flieger« gut mit der Bahn von Zürich aus anreisen. Der Ruderverein hat mit seinen Betten genügend Platz für uns, in der Küche können wir sehr gut kochen und der Blick von der Terrasse auf den Lago Maggiore ist wunderbar. Und die Surfbretter laden geradewegs ein, ausgiebig zu baden. Freundlicherweise können wir einen Dreier der Societa Canottieri Locarno nutzen und somit sind beim Einrudern alle Leute gemeinsam auf dem Wasser.

Die zweite Etappe führt uns vorbei an der Isole Brissago, einem Botanischen Garten mitten im Lago, nach Maccagno ans italienische Ostufer. Das kleine Örtchen liegt an einem Landvorsprung unter turmhohen Felsen, der Fluss Fiume Giona mündet hier in den See und teilt die Gemeinde in Maccagno Inferiore (südlich) und Superiore (nördlich). Die Boote lassen wir nicht am Kiesstrand liegen, dafür schleppen wir sie immer über einen hohen Zaun auf den Campingplatz. Dieser ist unter deutscher Leitung und erleichtert uns die Kommunikation.

Vom Campingplatz sind die Castelli di Cannero zu erkennen. Grund genug, diese auf unserer dritten Etappe zu erkunden. Im Mittelalter hausten auf den beiden befestigten Inseln fünf Raubritterbrüder namens Mazzardi, kontrollierten den Handel mit der Schweiz und tyrannisierten die gesamte Seeregion. Wir haben die Castelli besichtigt und haben wieder ausgiebig gebadet. Mittlerweile trauen sich die Bootsbesatzungen auch komplett ins Wasser zu springen. Natürlich lassen wir die Boote dennoch nicht aus den Augen.

Von der Lombardei rudern wir auf die westliche Uferseite ins Piemont nach Pallanza. Immerhin mit 25 Kilometern die längste Etappe. Das Serviceteam kann mit dem Bus die Fähre von Laveno nach Intra nehmen. Mit unterschiedlichsten Sprachfetzen aus Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch ist es ihnen gelungen, uns telefonisch beim Ruderverein in Pallanza anzukündigen. Wir wurden sehr gastfreundlich empfangen. Das einfache Bootshaus war nun unser Quartier für die nächsten drei Nächte. Am nächsten Tag besuchte uns der Presidente des Rudervereins und machte uns ein schönes Gastgeschenk. Er überreichte uns einen Bildband vom Lago Maggiore. Leider konnten wir ihn kaum verstehen. Wir revanchierten uns mit einigen Flaschen Wein und einer EKRC-Bootsflagge samt Stock. Das Bootshaus durften wir kostenfrei benutzen. Wir haben es dafür auch besonders sauber hinterlassen. Doch vorher wanderten wir noch auf den Monte Sasso del Ferro, dem 1062 Meter hohen Hausberg von Laveno. Also ab auf die Fähre über den See und aufs Plateu Poggio Sant’Elsa in 972 Meter Höhe wandern. Der See liegt bei 193 Metern, somit galt es, knapp 800 Höhenmeter zu überwinden. Die ersten waren nach einer Stunde durch Wald und über Wiesen auf recht steilen Wegen und Treppen oben. Nach zweieinhalb Stunden haben es alle geschafft. Der prächtige Ausblick auf den See und die Alpen sollte dafür entschädigen. Einige sind noch ganz auf den Gipfel gestiegen. Mit den originellen offenen Seilbahngondeln, die nur zwei Personen Platz bieten, ging es umso bequemer wieder herunter. Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp in einer Eisdiele in Pallanza, die einige bereits am Vortag entdeckt haben. Das Eis schmeckte sehr gut. Am letzten Tag in Pallanza war wieder Rudern angesagt rund um die Borromäischen Inseln, einer Gruppe von vier Inseln im Golf von Verbania. Die Mannschaften samt Kielschweinen teilten Max und ich ein und bekamen dieses Mal Namen: The Twins Boat (mit Anne und Luise sowie Bruno und Konrad), The Pink Divas (in Anspielung auf die farbigen Tour-Shirts der Mädchen), The Fat Eagles (die etwas kräftigeren Jungs im »Adler«) und The Chaos Boat (wie sind wir nur darauf gekommen …).

Wir ruderten tags darauf wieder zum Campingplatz nach Maccagno. Die Hitze war etwas drückend und so haben wir eben noch mehr gebadet, etwa alle halbe Stunde. Das Badewannenthermometer zeigte 24 Grad an. Am nächsten Tag war es am Morgen recht windig und wir entschlossen uns kurzerhand, nicht zu rudern. »Weithin berühmt am ganzen Lago Maggiore ist der jahrhundertealte Mittwochsmarkt, der schon unter Kaiser Karl V. initiiert wurde und einer der größten Märkte in Oberitalien ist«, heißt es in unserem Reiseführer. Also zu Fuß ins 5 Kilometer entfernte Luino. Schon bald sahen wir am Straßenrand viele Autos parken. Nun, am 1. August ist eben der Schweizer Bundesfeiertag, und es waren sehr viele Schweizer da. Die letzte Ruderetappe dann am nächsten Tag, ein letztes Mal die Boote über den Zaun heben. Wegen des Windes nur eine kurze Etappe und am kleinen beschaulichen Hafen von Maccagno Superiore dann die Boote verladen. Das Serviceteam hatte schon den Anhänger aus Locarno geholt. Alle noch mal als »Klippenspringer« mutig und in verschiedenen Formationen am Hafen von Maccagno Inferiore ins Wasser gesprungen. Abends zum gemeinsamen Abschluss sind wir in eine Pizzeria gegangen. Wir waren schon über eine Woche in Italien, nun endlich auch Pizza essen, lecker.

Früh am nächsten Morgen die letzten Sachen packen, Zelte abbauen und vom kleinen Bahnhof in Maccagno zurück. Die Busfahrer zelebrieren ein letztes Baden im Lago, frühstücken und auch losfahren. Diese sieben Leute berichten gern über unsere weitere Unterkunft: KI-RC 1862. Bequem ist anders. Dennoch, der neue Bus bot uns wesentlich mehr Platz als im letzten Jahr. Klimaanlage und Tempomat sorgten bei unseren 2700 gefahrenen Kilometer für sinnvollen Komfort.

Fazit und Ausblick
Liebe Leute, es war eine grandiose Tour mit euch. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Mein Dank geht an Florian und Max, die nicht nur den Bus gefahren sind. Und mein ganz besonderer Dank geht an Inga, die sich immer wieder neu auf die Suche nach Unterkünften machen musste, wenn mal wieder eine Absage kam oder die Sprachschwierigkeiten nicht zu überwinden waren. Den Bootswart dürfte es auch freuen, haben wir keine Schäden verursacht, sowie den Schatzmeister, bewegten wir uns im Kostenrahmen. Vielen Dank für diese Unterstützung im Jubiläumsjahr.

»Boah, ist das heiß hier.« – »Ja, bin ich gar nicht gewohnt.« – »Lass mal nächstes Jahr woanders hin fahren.« – »Wie wäre es mit Grönland?« So oder so ähnlich lief ein Gespräch noch während der Akklimatisierungsphase ab. Erste Recherchen ergaben jedoch, dass es in Grönland keinen Ruderverein gibt. Glück gehabt.

Andreas König

Wir waren dabei

Anna, Anne, Aurel, Bruno, Charlotte, Christian-Albrecht, Florian, Henning, Inga, Jana, Julius, Justin, Konrad, Leonie, Luise, Malte, Max, Michel, Nils, Philipp und Andreas

Programm

  • Montag, 23. Juli, 14 Uhr
    Abfahrt Bus und Anhänger, ca. 1200 km
  • Dienstag, 24, Juli, 12 Uhr
    Abfahrt Flieger und Bahn, Treffpunkt am Hbf./ZOB Bussteig B3 – mit dem Kielius zum Flughafen Hamburg, HAM 16.30 – ZRH 17.55
    Übernachtung Ruderclub Locarno, CH
  • Mittwoch, 25. Juli
    Anbaden, Sightseeing Locarno, Aufriggern der Boote und Einrudern 10 km
    Übernachtung Ruderclub Locarno, CH
  • Donnerstag, 26. Juli
    Rudern Maccagno 20 km
    Übernachtung Campingplatz Maccagno, I
  • Freitag, 27. Juli
    Rudern Castelli di Cannero 10 km
    Übernachtung Campingplatz Maccagno, I
  • Samsatg, 28. JuliRudern Verbania 25 km
    Übernachtung Ruderclub Pallanza, I
  • Sonntag, 29. Juli
    Wandern auf den Sasso del Ferro
    Übernachtung Ruderclub Pallanza, I
  • Montag, 30. Juli
    Sightseeing Pallanza, Rudern Borromäische Inseln 10 km
    Übernachtung Ruderclub Pallanza, I
  • Dienstag, 31. Juli
    Rudern Maccagno 25 km
    Übernachtung Campingplatz Maccagno, I
  • Mittwoch, 1. August
    Wandern zum Markttag in Luino
    Übernachtung Campingplatz Maccagno, I
  • Donnerstag, 2. August
    Rudern Luino 15 km
    Übernachtung Campingplatz Maccagno, I
  • Freitag, 3. August
    Abreise
    Abfahrt Bahn ab Locarno 8.45, Flug ZRH 14.15 – HAM 15.45
  • Sonntag, 5. August, 14. Uhr
    Boote abladen
  • Mittwoch, 22. August, 18 Uhr
    Bilderabend und Pizzaessen

Unterkünfte

Eure Fahrtenleitung
Inga Klose & Andreas König