Wir gehen auf Kreuzfahrt!

11. September 2021 | Von | Kategorie: Aktuell, Freizeitsport

Auf zum Westensee

Die Großen machen es uns vor. Seit Wochen schon beherrschen die maritimen Bettenburgen das Bild im Hafen und auch vor unserem Bootssteg. Äußerlich herrscht wieder Normalität. Auch wir wollen mal wieder los. Also hat Claus seine bewährte Mini-Kreuzfahrt aus dem Hut gezaubert: Zwei Mal fünf Gewässer an zwei Tagen, mit abendlichem Landgang in Felde.

Auch diesen Samstag liegt wieder jede Menge Fernweh an West- und Ostufer bereit, als besonderer Anblick begrüßt uns ein doppelter Kussmund an unserem Steg. Nachdem am letzten Samstag zum Rudern gegen Krebs noch Ergometerrudern angesagt war, lädt heute herrliches Spätsommerwetter zu unserer Tour. Ein leichter Ostwind lässt auf eine zügige Kanalpassage hoffen.

Doch erst einmal hinkommen! Karl möchte Steuern üben und hat sich hierfür die vermeintlich einfache Fördepassage ausgesucht. Doch weit gefehlt: Jede Menge Segelboote kreuzen unseren Kurs vor dem Olympiahafen, die Förde ist voller Segel. Ach ja, es ist Kieler Woche und wir mittendrin in Welcome-Race und Aalregatta! Schön, dass wir davon auch noch etwas mitnehmen können.

Vor der Schleuse wieder die bange Standardfrage: »Wie lange müssen wir warten?« Die erste Schleuse schließt sich ohne uns, kurz vorher quetscht sich noch der Schlepper »Stein« hinein – die Kammer ist wirklich rappelvoll. Also begebe ich mich auf das Sonnendeck des »Hansen Vierer« und mache es mir bequem. Es gibt Schlimmeres, als in der Septembersonne auf der Förde zu liegen, die weißen Wolken am strahlend blauen Himmel zu studieren und auf die zwei weißen Lichter an der Schleuseneinfahrt zu warten. Und diese kommen dann auch im nächsten Durchlauf: Der Schleusenwärter hat für uns einen extra dicken Pott zur Begleitung ausgesucht.

Eigentlich führt diese Kreuzfahrt ja sogar durch sechs Gewässer: Die Einfahrt in die Holtenauer Schleuse, vorbei an den Giganten bis durch zum Ende der Schleusenkammer auf einer Länge, in der wir locker unsere Clubregatten veranstalten könnten – auch beim x-ten Mal immer noch wieder ein eindrucksvolles Erlebnis!

Bei Ausfahrt aus der Schleuse zeigt sich, wofür ich beim Steuertraining immer meine Ente dabeihabe: Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie etwas Braunes an mir vorbeitreibt: »Mütze über Bord!« Die nachfolgenden Sportboote sind glücklicherweise nicht geschockt von meinen spontanen Manövern, ich kann die oft trainierten Abläufe gefahrlos ausführen. Die Mannschaft bescheinigt mir einhellig, dass ich meine Prüfung bestanden hätte, Karl fährt die Kanalpassage mit wassergekültrm Kopf zu Ende.

Nach dem Kanal das eigentliche Highlight der Kreuzfahrt: Die Passage durch die Eider in den Westensee! Nach anschließender kurzer Passage über den See Anlanden an der Badestelle Felde. Hier folgt das unvermeidliche: Die Füße sind schon nass, warum dann nicht auch der Rest? So treffen einige der Aktiven frisch gebadet erst bei Antje und Claus ein, als dort der Grill bereits mit verführerischen Düften auf kulinarische Highlights als Belohnung nach dem Rudern hoffen lässt. Bei gefüllten Tellern und Gläsern und Gesprächen klingt ein toller Rudertag in netter Runde aus.

In den wärmenden Strahlen der Morgensonne machen wir und auf den Rückweg. Alena will auch üben und steuert uns durch die Eiderpassage. Die Strecke fordert zwar ihre volle Konzentration, trotzdem ist sie entspannt genug, sich an der Schönheit der Eider zu freuen und sogar einige Fotos zu machen.

Auf dem Kanal geht es ruppiger zu. Der Wind hat gegenüber gestern aufgefrischt und bläst uns direkt entgegen. Die erfahrenen Ruderer machen sich schon Gedanken, wie es wohl auf der Förde aussehen wird. Und auf dem Weg dorthin kann man ja auch mal Glück haben: Die Schleuse erwartet uns bereits mit einer geöffneten Kammer und schon nach vergleichsweise kurzer Wartezeit erscheint der Bug der »Christopher« unter der Holtenauer Hochbrücke, einem großen Containerfrachter, der mit uns gemeinsam den Kanal Richtung Ostsee verlassen will. »Die Ruderleute zuerst einfahren!« gibt uns der Schleusenwärter schließlich die Einfahrt frei und wir sind auf dem Weg zur letzten Etappe unserer Kreuzfahrt.

Ein Moment der Ruhe, wir zählen die Ziegelreihen, die der Wasserstand in der Kammer steigt. Und dann beginnt sich das Schleusentor zu öffnen. Alena, noch einmal am Steuer, wird blass und flüstert: »Nein, da fahre ich nicht raus!« Doch ein halbes Duzend Sportboote und einige tausend Tonnen Stahl im Nacken sind Argumente genug. »Extrem Rowing«, diesen Begriff prägte einmal vor Jahren eine Amerikanische Gastruderin in genau dieser Situation. Der frische Ostwind hat ganze Arbeit geleistet und das Wasser fordert unsere ganze Konzentration. Einige Stopps zum Lenzen, damit wir nur bis zu den Hacken und nicht über die Knöchel im Wasser rudern müssen. »Bist Du noch ruhig?« fragt Alena. »Wenn Du es bist, bin ich es auch!« Ihr Gesicht allerdings spricht eine andere Sprache. Doch je näher wir unserem Bootshaus kommen, desto mehr beruhigt sich die brodelnde Förde.

Der »Adler« beendet die Tour mit nur noch zwei aktiven Ruderern, was uns lehrt, nicht nur Werkzeug, sondern Immer auch ein paar Ersatzrollen für die Rollsitzt dabeizuhaben. Dann können auch alle bis zu ende rudern.

In Rekordzeit beenden wir unsere Tour: Bereits um 16:00 liegen alle Boote gebadet, geföhnt und poliert in der Halle. Wir sitzen entspannt auf unserem Rasen in der Nachmittagssonne, einen Kaffee in der Hand und analysieren, wie Lasse im Einer von seiner Ausfahrt über die hier vor dem Steg fast spiegelglatte Förde zurückkehrt. »War was?« mag sich der eine oder andere jetzt gefragt haben.

Ja, es war was: »Der Weg ist das Ziel« lautet ja eigentlich, und ganz besonders für eine Kreuz- wie auch Wanderfahrt, das Motto. Doch, liebe Antje und lieber Claus, hier sei noch einmal gesagt: Dieses Mal waren wir mindestens genauso gerne am Ziel, wie auf dem Weg. Ganz vielen Dank noch einmal hierfür!

Hans-Martin Hörcher

Als wir aus der Schleuse rausruderten und die Wellen uns ins Boot schwappten, dachte ich: »Das mache ich NIE NIE wieder!« Und dann später am Steg: »Was für eine großartige Tour – nächstes Mal bin ich gerne wieder dabei!« Vielen lieben Dank allen Beteiligten für die gute Organisation und das auf vielfältige Weise schöne und spannende Wochenende.

Katja

Zum Download der Bilder geht es hier, dort auch in vernünftiger Reihenfolge.

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