Stadtachter trotzt Corona

11. September 2020 | Von | Kategorie: Aktuell, Regatta

Als im Frühjahr klar wurde, dass die Kieler Woche ausfallen würde, hatten die meisten Ruderer die diesjährige Regattasaison – und damit auch den Stadtachter –  mental bereits abgeschrieben. Mit Wiederaufnahme der Planungen für die ‚kleine‘ Kieler Woche kam dann auch die Anfrage der Organisatoren, ob sich die Kieler Rudervereine an dem Sportprogramm im Rahmen der Veranstaltung beteiligen würden. Natürlich haben die zugesagt, befinden wir uns als Freiluftsportler doch in der privilegierten Situation, unseren Sport inzwischen wieder weitgehend ohne Einschränkungen ausüben zu können.

Die Mannschaft

Die Mannschaft hatte sich bald gefunden: Inken Töwe (Bug), Leslie Matthiesen, Tim Piesch, Arne Möller, Frederik Enger, Jan-Phillip Schmidt, Mona Flathmann, Maj Seifert (Schlag) und Felix Eckel (Stm). Eigentlich war im Bug Anna Brinkmann eingeplant. Doch vor dem Start gab es Uneinigkeit über die Einstufung von Annas Teilnahme an einer Ergo-Regatta im Januar, da nach den Statuten ja nur ‚Freizeitruderer‘ am Stadtachter teilnehmen dürfen. Um lange Auseinandersetzungen zu vermeiden, trat Anna zurück und Inken nahm ihren Platz ein.

Einige Worte zu der Mannschaft:

Jan-Phillip ist vor drei Jahren über den Anfängerkurs ins Boot gekommen und sich letztes Jahr zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr dabei zu sein. Für ihn ist dies das erste Rennen und bringt für ihn viel Neues: „Ich wusste gar nicht, dass beim Start jeder Schlag eine besondere Aufgabe hat. Ich dachte, es wäre einfach Start und los“ meinte er denn auch einmal, als mal wieder die ersten fünf Schläge beim Start trainiert wurden.

Frederik kam im letzten Winter aus Köln zum EKRC gekommen. Er ist erfahrener Regattaruderer.

Maj bringt als Leichtgewichts-Schlagfrau die nötige Frequenz in das Boot und wird durch Mona als ehemalige Ruderin in der Ruder-Bundesliga auf Co-Schlag bestens ergänzt. Durch das intensive Training ist die Mannschaft dermaßen gut zusammengekommen, dass die beiden in der Startphase die Schlagzahl auf 38-40 bringen und über die Strecke auf 36 halten können.

Tim ist mit der fünften Teilnahme der erfahrenste Stadtachter-Ruderer und bringt mit Arne viel Power in den „Maschinenraum“ des Bootes.

Inken und Leslie im Bug sind erfahrene Regattaruderinnen, die im Bug auch in der Lage sind, sich selber zu motivieren: Während des Rennens sollte auf etwa der Hälfte der Strecke der Buglautsprecher einen Defekt haben, so dass der Steuermann im Bug nicht mehr zu verstehen war. Die beiden würden damit gut umgehen können.

Felix hat das Trainingin weiten Strecken als Steuermann begleitet, wollte aber ursprünglich nicht selber am Rennen teilnehmen, da er im Urlaub sein wollte. Dieser fiel dann letztendlich aus (nicht wegen des Rennens), so dass er doch starten konnte. „Von der Mannschaft habe ich nur wenig Mitleid bekommen für meinen ausgefallenen Urlaub“, freut sie sich doch über das eingespielte Team während des Rennens.

Das Rennen

Das Wetter ist uns wohlgesonnen. Nachdem es den Tag über noch regnerisch und stürmisch war, legt sich der Wind und pünktlich zum Start kommt sogar die Sonne raus. Ideales Wasser zum Start in die Abendsonne.

Schüler und Studenten dürfen leider noch nicht im Achter rudern (Kohortenbildung). Damit schrumpft das Starterfeld auf drei Boote: RG Germania, ARV und EKRC. Besonders vermissen wir die Schüler der ORRC Neptun, die zu normalen Zeiten das Feld mit ihren jedes Jahr auf‘s Neue phantasievoll gestalteten Kostümen bereichern.

Noch etwas ist ungewohnt. Dominieren sonst zur Kieler Woche die Segler die Förde, läuft in diesem Jahr der Ruderbetrieb bei den Vereinen weiter – dementsprechend treffen wir dieses Jahr immer wieder Ruderboote auf der Förde an.

Gleich nach dem Start eine Schrecksekunde. Ein Motorboot kreuzt die Regattabahn. Anstatt aber schnell das Weite zu suchen, verfällt der Bootsführer angesichts der auf ihn zueilenden Achter in Schockstarre und blockiert die Regattabahn. Der Steuermann des ARV beschließt, nach Backbord auszuweichen. Damit kommt er Felix bedrohlich nahe. Der behält als erfahrener Steuermann die Nerven: „Ich musste etwas nach Backbord korrigieren und hatte gehofft, der ARV weicht nach Steuerbord aus. Die sind jedoch auch nach BB ausgewichen und etwas in die Riemen reingefahren. Ich wollte denen aber nicht zu viel Raum geben und bin auf meiner Spur geblieben. Meine Steuerborder haben die Riemenkollisionen gut gemeistert.“ Als Außenstehender Beobachter sehe ich schon Protest, Abbruch und Neustart vor meinem geistigen Auge vorüberziehen, bis unser Boot in der zweiten Hälfte des Rennens schließlich so weit davonzieht, dass sich der Knoten von alleine auflöst.

Mit etwa ¾ Bootslänge Vorsprung geht der EKRC schließlich vor dem ARV ins Ziel. Die RG Germania landet dieses Jahr auf dem dritten Platz.

Auch unser Flaggschiff hat seine Feuerprobe bestanden. Gut zwei Wochen nach ihrer Taufe auf dem Sommerfest kann die „Tampere 1977“ ihren ersten Sieg einfahren.

Siegerehrung

Zur Siegerehrung versammeln sich die Aktiven dieses Mal auf der EKRC-Wiese. Aus den Händen der Ratsherren Wolfahrt und Schüller sowie unsers Vorsitzenden Bernd Klose nehmen die zweitplazierten ARVler die EKRC-Plaketten und die Sieger die Pokale entgegen.

In einer Disziplin haben die Ruderer der Germania heute dann doch die Nase vorn. Während die anderen Mannschaften noch ihren Platz auf der Wiese suchen, stoßen die Germanen bereits mit einem kalten Bier auf ein gelungenes Rennen an.

Die traditionelle große Sause auf Einladung der Vorjahressieger fällt den geltenden Auflagen zum Opfer. Stattdessen treffen wir uns in kleinem Kreise auf der Terrasse zum Abschluss eines erfolgreichen Tages. Leslie hat einen Themenkuchen gebacken mit ganz vielen Ruderern drauf. Ein gelungener Ausklang für den 23. Stadtachter, ein Stück Kieler-Woche Tradition haben wir gerettet. Nicht selbstverständlich angesichts dessen, was sonst gerade als Kieler Woche um uns herum in der Stadt abläuft!

Hans-Martin Hörcher und Felix Eckel

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