Grünkohlwanderung oder Lauf, das ist hier die Frage

9. Februar 2020 | Von | Kategorie: Aktuell, Freizeitsport

Wanderung…

Nach mehreren Jahren Ringen um die schnellste Zeit beim Carl-Storjohann Gedächtnislauf feierte ich in diesem Jahr meine Premiere bei der neben dem Lauf angebotenen Wanderung um den Bordesholmer See. Irgendwie war es uns in den letzten Jahren stets gelungen, durch gewisse Verzögerungen bei den Vorbereitungen erheblich in Verzug zu geraten. Dadurch wurde die Anfahrt zum Lauf immer zur ersten Herausforderung. Meistens folgte dann ein Anruf beim Präsidenten Bernd, er möge noch ein Weilchen mit dem Startschuss warten. Letztendlich konnten wir aber alle Jahre die Startlinie überqueren und um die vorderen Plätze des meist nicht übermäßig stark besetzten Feldes kämpfen.

Nach diesen aufregenden Jahren nun mein erster Start bei der Wanderung. Anstelle von zwei Runden um den See, welche die Läufer zu absolvieren haben, stand für uns nur eine Runde auf dem Plan. Wie durch ein Wunder war ich, ganz anders als sonst, schon erheblich vor der Zeit beim Ausgangspunkt der Wanderung. Mittlerweile sind mir allerdings auch die unterschiedlichen Treffpunkte geläufig. Während die Wanderung direkt beim Hotel beginnt, startet der Lauf beim nahegelegenen Segelclub. Ein nicht zu vernachlässigender Unterschied, der in der Vergangenheit nur durch reichlich Geduld seitens Bernd an der Startlinie des Laufs einer Teilnahme nicht im Wege stand.

Dieses Jahr ist also alles anders. Ich gehöre noch zu den ersten auf dem Parkplatz. Erst im Laufe der Zeit treffen die anderen ein. Auch wenn der Carl Storjohann Gedächtnislauf vielleicht kein Boston Marathon ist, schaut man sich am Start doch immer um, wer so als möglicher Konkurrent dabei ist. Nicht so vor der Wanderung. Hier kann man schließlich auch nicht den immer wieder heiß umkämpften Pokal gewinnen, in dessen Silber die Namen für die Ewigkeit eingraviert werden.

Während im letzten Jahr noch trübes Regenwetter den ein oder anderen zu einer kurzfristigen Absage veranlasste, begrüßte uns dieses Jahr freundlich die Sonne. Für viele das erste Wiedersehen im neuen Jahr wurde die Wanderung von Anfang an ein netter Ausflug, bei dem ich Gelegenheit fand, einige mir bislang eher unbekannte Clubmitglieder etwas genauer kennenzulernen.

Da der Frank als Organisator der letzten Wanderungen in diesem Jahr nicht dabei sein konnte, erbot sich Jogi als unser Führer. Obwohl nicht aus der Gegend stammend war er sehr gut vorbereitet und so lernten wir, oder zumindest ich, viel Neues über die Geschichte von Bordesholm.

…vs. Lauf

Bei der Organisation des diesjährigen Gedächtnislaufes hat es der Präsident schmal gehalten, insofern als dass seine ausgeklügelte Streckenplanung vom letzten Jahr nicht von allen Teilnehmern gewürdigt wurde und das Gros der Läufer kurzerhand abgekürzte – ob ungewollt oder listig geplant sei dahingestellt. (ich gehörte auch dazu, natürlich zur ersten Gruppe J)

Zu unserem Erstaunen erfuhren wir, dass in bzw. unter der historischen Klosterkirche eine Gruft mit Professorengräbern existiert. Jogi zeigte uns im Inneren der Kirche eine Klappe im Boden, unter welcher eine Metalltreppe in die Unterwelt mit zwei Grabkammern führt. Hier ruhen zahlreiche ehemalige Professoren der CAU Kiel.

Als wir wieder aus der Kirche ins Sonnenlicht treten, können wir schon die Läufer erblicken, die – noch gemeinsam – auf uns zueilen. Diese Vorgehensweise hat sich etabliert, nachdem in der Vergangenheit häufiger die Laufstrecke nicht von jedem Läufer als solche identifiziert werden konnte. Der eigentliche Wettkampf setzt daher erst etwas später ein, wenn keine Gefahr des Verlaufens mehr besteht.

Trotz aller Einfachheit, was die Streckenführung anbelangte, war dem Präsidenten in der ersten Runde ein Schlenker um die Kirche wichtig, wo es zu einer temporären Zusammenführung der beiden Disziplinen kam. Die Wandrer‘ erblickten uns, vollzählig aus der Grabkammer zurück am Tageslicht, just in dem Moment unserer Passage vor der Kirche – und es prasselte Beifall.

Wir schlenderten unterdessen runter zum See. Gemächlichen Schrittes schmiedeten wir Pläne für die kommende Rudersaison und erinnerten uns natürlich auch an Heldentaten aus den vergangenen Jahren. So vor uns hin marschierend merkte man gar nicht so recht, wie die Zeit verflog. Auf einmal war schon wieder der erste Läufer in Sicht.

Nachdem die erste Runde von etwa 5 km in völliger Geschlossenheit durchlaufen, wurde es nun zunehmend schweigsam und aus dem Spaziergang wurde ernst. Das Feld zerfloss praktisch, immer dem Hunger nach.

Die schnelle Truppe bestand aus etwa sieben Läufern. Jedenfalls zahlenmäßig waren wir weit überlegen. Zudem konnten wir, während die Läufer noch um die Wette rannten, beim Imbiss am See einkehren, um den letzten Glühwein der Saison zu zelebrieren.

Langsam stieg aber auch die Vorfreude auf das immer näher rückende Grünkohlessen – auch bei der Wanderung ist man immerhin eine gute Stunde, bzw. für 5 km, an der frischen Luft unterwegs. So setzten wir unsere Wanderung zügig fort und erreichten kurze Zeit später das Ende unserer Wanderung und damit auch die Startlinie für das Grünkohlessen und die heiß ersehnten Spiele.

Im Ziel (nach 10 km +/- 10 %) angekommen wurde nach kurzer Verschnaufpause nichts sehnlicher erwartet als eine heiße Dusche gefolgt von einem kühlen Bier – das Bier gab es dann auch J. Mehr kann man von einem sonnigen Sonntagvormittag eigentlich nicht erwarten.

Nach einer so überaus gelungenen Wanderung kann ich mich noch gar nicht entscheiden, ob ich im nächsten Jahr wieder in die Laufschuhe steigen, oder doch bei den Wanderstiefeln bleibe werde.

Patrick Hayes und Helge Hölcken

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