Die Bremer Ruderregatta ist derzeit die größte Regatta in Deutschland. Mit über 1700 Booten und mehr als 3200 Ruderern liegen die Rennen auf dem Werdersee fast im Minutentakt. Während auf dem Werdesee Junioren, Senioren und Masters ihre Kräft messen, findet auf dem Altarm der Weser an der Werderinsel zeitgleich noch eine Kinderregatta mit 900 Startern statt. Eine gute Gelegenheit also, um Bootsbesetzungen zu testen und Regattaerfahrung zu sammeln.
Leider erschwerte der heftige Wind das Regattageschehen, sodass viele Rennen nur mit Verzögerung starteten, weil das Ausrichten der Boote fast unmöglich war, oder die Wellen so hoch wurden, dass an ein kontrolliertes Rudern nur selten zu denken war.
Für den Ersten Kieler Ruder-Club gab es an beiden Regattatagen reichlich Grund zufrieden zu sein. Bei den B-Juniorinnen gewann Leonie Haass mit der Landesauswahl an beiden Tagen jeweils deutlich den Doppelvierer. Weil einzelne Sportlerinnen fehlten oder anderweitig starteten, rutschten sie und eine weitere Rudererin des zweiten Vierers in den ersten Vierer des RVSH. Da sich auf der Rangliste unter den Top-Ruderinnen mehrere kleine, leichte Ruderinnen befinden, passen Durchzugsgeschwindigkeit und Schlaglänge nicht immer optimal zusammen. Hier saßen nun erstmals alle großen Mädchen zusammen in einem Boot. Die erstmals zusammengesetzte Mannschaft konnte sich auf der Strecke in beiden Rennen jeweils deutlich in Führung legen und die Rennen sicher gewinnen. Da die Originalbesetzung weniger erfolgreich startete, wartet hier noch eine Menge Arbeit auf Landeshonorartrainer Michael Schürmann.
Im Junior-Achter B konnte sich Jonas Möhrke an beiden Tagen mit jeweils 1,5 Längen mit der Landesauswahl über den Sieg freuen. Der Achter, der aus dem ersten und zweiten Vierer ohne Steuermann zusammengesetzt wurde erwies sich als äußerst konkurrenzstark. Der Vierer mit Jonas an Bord konnte immerhin im Hauptfeld gut mitfahren und zeigte eine deutliche Leistungsverbesserung zu den Auftritten in Lübeck. Hier scheint in Richtung Meisterschaft eine Bootsklasse gefunden worden zu sein, die Aussicht auf Erfolg haben könnte.
Simon Kempf startete im zweiten Leichtgewichts-Doppelvierer des RVSH. Die Mannschaft hatte an beiden Tagen noch erheblich mit dem Durschnittsgewicht zu kämpfen, so dass vor allem am Sonntag nicht sicher war, ob das Boot an den Start gehen könnte. Bei den physisch anspruchsvollen Bedingungen könnte dies die nötigen Reserven gekostet haben. die nötig gewesen wären, um mit den späteren Siegern mitzufahren. Im Doppelzweier der Junioren-Leichtgewichte der Altersklasse B siegte Simon am Samstag mit seinem Preetzer Partner Melvin-Müller-Ruchholtz souverän. Beide sind in dieser Saison in dieser Bootsklasse noch ungeschlagen. Dies könnte neben dem Vierer eine weitere Startoption für die deutsche Meisterschaft sein. Am Sonntag folgte der Sieg im Leichtgewichts-Einer B. Simon fuhr wie abgesprochen einen langen Startspurt und setzte sich auf den ersten 300m bereits 1/2 Länge ab. Im ersten Zwischenspurt schüttelte er einen Konkurrenten ab und baute seine Führung bis auf eine Länge aus. Für eine Dominanzposition reichte dieser Angriff allerdings noch nicht aus. Kurz vor der 1000m-Marke erfolgte dann der erfolgreiche Angriff. Innerhalb weniger Schläge konnte der letzte Gegner im Zweikampf nicht mehr mithalten und musste abreißen lassen. Simon setzte sich vor dem Schlussspurt mit 2 Längen ab und brachte diesen Vorsprung sicher ins Ziel.
Bei den Leichtgewichten in der Altersklasse A ging Jonah Barckhan für den Ersten Kieler RC an den Start. Jonah, dessen derzeitige Schwerpunktsbootsklassen eigentlich der leichte Juniorvierer und der leichte Juniorachter sind, konnte an beiden Tagen seine favorisierte Bootsklasse starten. Durch die Parallelregatta in München fehlten Ruderer für den 8er. Im Vierer musste er mit der Landesauswahl der Leichtgewichte gegen die Schwergewichte antreten, da keine Leichtgewichtsrennen in den Großbooten ausgeschrieben waren. An beiden Tagen konnte der Vierer mit seinem Kieler Schlagmann mit Platz 3 allerdings jeweils gut mitfahren. Am Samstagmorgen, hier war der Wind noch nicht ganz so stark, konnte er sich bereits in der Nachstartphase vom Feld lösen und bis zur Streckenhälfte eine Dominanzposition errudern. Sicher und ruhig fuhr er den Sieg ins Ziel. Am Sonntag machte ihm der Wind sehr zu schaffen. Immer wieder blieb er mit Auslegern oder Skull im Vorführen in den Wellen hängen. Der schräge gegenwind machte das Steuern schwer, so dass er frustriert aus dem Boot stieg und sein Potential nicht ausschöpfen konnte. Für die kommende Regatta in Köln wünschte er sich, nochmals im einer starten zu dürfen. Dies könnte, sollten die Großboote nicht gefahren werden können, eine Option für die DJM sein.
Anni Schlüter und David Kerscher kämpften mit den Bedingungen. Beide sind sehr ehrgeizig, konnten aber ihre Stärken nicht ausspielen. Entsprechend frustriert stiegen beide aus dem Einer. David freut sich nun endlich mit seinem Zweierpartner, Felix Rehder aus Preetz, an den Start gehen zu können. In Ratzeburg wird die eigentliche Zielbootsklasse, der leichte Männer-Doppelzweier, erstmals starten. Die beiden Abiturienten bereiten sich schon seit Ende November ausschließlich auf diese Bootsklasse vor und freuen sich, nun mal auszuprobieren, wie schnell das Boot nun im Vergleich zu Konkurrenz ist. Anni wird dieses Jahr noch viel üben müssen. Ihre Körpergröße ermöglicht ihr einen sehr langen Schlag. Die schlanke Ruderin hat im Verhältnis zur Konkurrenz aber für diese Windverhältnisse zu noch wenig Masse, um ausreichend Schwung über diese Länge aufrecht zu erhalten.Der starke Gegenwind kostet so in der ersten Streckenhälfte so viel Kraft, dass die kompakteren Ruderinnen mehr Frequenz fahren können. Beim Übergang von den B-Juniorinnen zu den A-Juniorinnen muss zunächst immer viel Lehrgeld gezahlt werden. Die körperliche Entwicklung und Erfahrung der älteren Ruderinnnen wird hier immer schnell deutlich.
Bei den Mädchen in der Altersklasse 13 Jahre starten Finja in Einer über 3000m und 1000m. Platzierungen stehen noch aus.