Wesermarathon 2017

19. Mai 2017 | Von | Kategorie: Aktuell, Freizeitsport

Wie lang 200 Meter sind und was man an einem Tag noch alles lernen kann.

Es begann an einem Samstagvormittag bei Bootsarbeiten am Clubhaus. Katsche willst Du nicht mit auf die Weser? Ich hatte dort vor 36 Jahren schon mal mitgemacht und das lief damals irgendwie ganz gut. Ok ich war auch noch etwas jünger und leichter. Aber man muss die Wohlfühlecke auch mal verlassen. Wie weit ich sie verlassen musste wusste ich erst am Ende des 07. Mai 2017. Der EKRC ging beim Wesermarathon 2017 mit zwei Teams an den Start. Eine erfahrene Frauenmannschaft die die Strecke schon mehrfach bewältigt hatten: Heike Roggenbrodt, Barbara Rademann, Christina Vankeirsbilck, Sabine Gödtel und Ulrike Zumegen. Ulrike war zum ersten Mal auf der Weser dabei und baute auf die langjährigen Erfahrungen Ihrer Mitstreiterinnen. Im Männer-Boot: Uwe Johannsen, Lutz Besch, Thomas Schröder, Sven Lorenzen und ich, Bernhard Kaczenski. Als Mannschaft hatten wir vorher noch nie zusammen gerudert, aber das gemeinsame Agieren im Boot kann man ja auch unterwegs lernen. Nach einer problemlosen Hinfahrt mit dem Bootstransporter konnten sich beide Mannschaften am Samstagabend im frühsommerlich warmen Hannoversch-Münden vergnügen. Michael Böhmer war mit dabei um die Teams als Bootstransporterfahrer zu unterstützen. Wie notwendig das war, lernten die Novizen der Veranstaltung am Abend des  07. Mai. Unzählige Bootstransporter mit Ruderbooten, Kajaks und Kanus fuhren am Samstagabend in Hannoversch-Münden  vor. Am Start waren ca. 1400 Wassersportler in verschiedensten Booten.  Geweckt wurde am Sonntag um 4 Uhr. Dank der Kaffeemaschine die Sven Lorenzen mitgenommen hatte kam der Kreislauf schnell in Schwung. Um Punkt 06:oo Uhr starteten beide EKRC Mannschaften bei morgendlichem Nebel auf der träge dahinfließenden Weser. Die ersten Kilometer ruderten sich locker dahin. Obwohl erstmalig zusammen im Boot fühlten sich das Männerteam zu Beginn der Veranstaltung großartig. Ständig wurde Kajak- und Kanufahrer überholt. Uwe Johannsen als der erfahrenste Ruderer im Boot zirkelte den Kieler Doppelvierer stets in den Außenkurven (auch das haben wir gelernt) durch die Weser. Die Sonne stieg höher der Nebel  verzog sich und es begann ein wunderbarer sonniger Tag. Nach ca. 30 Kilometer die erste Pause. Bei einer normalen Wanderfahrt wäre jetzt Schluss und man könnte zum Grillen übergehen. Doch jetzt fing der Spaß erst an. Alle 200 Meter gab es an der Weser eine Kilometer-Anzeige. Gefühlt wurden die 200 Meter jedoch immer länger. Die weichen Gummigriffe produzierten an jedem Finger meiner Hände riesige Blasen, aber das ist für einen erfahrenen Ruderer normal.  Im Laufe des Tages lernte man auch die Blätter nicht zu tief durch das Wasser zu ziehen. Das sparte Kraft  die im Laufe des Tages noch dringend gebraucht wurde.  Um eine Pause einzulegen braucht es auf der Weser für einen Doppelvierer einen Steg. Der Wassertourismus im Bereich der Mittelweser hält allerdings nur wenige Stege vor. Und es waren viele Boote unterwegs. Die erfahrenen Kieler Frauen hatten detaillierte Stromkarten mit, an denen man sehen konnte, wo welcher Anleger zu erwarten war.  Die Männercrew verließ sich bei der Pausenplanung auf Ihr Gefühl. Das kostete im Lauf des Tages für jeden  Einzelnen sehr viel Energie.

In Folge der vielen Stunden der gleichen Bewegung kam man bei den Pausen immer schwerer aus dem Boot und wieder hinein.  Wer dachte dabei jemals an ein Verkürzen der Strecke. Das  war für die Ruderer des EKRC ausgeschlossen. Die 200 Meter am Ufer wurden länger und länger. Die Hände schmerzten, der Hintern brannte und auch zum Ende eingeführte Ruderpausen mit treibendem Boot brachten immer weniger Erholung. Es hieß immer wieder „In die Auslage und los“.  Gegen 18:00 Uhr wurde dann, mit letzter Kraft die Ziellinie beim Kanuclub Hameln überquert. Die Frauen waren, dank ihrer professionellen Pausenplanung bereits im Ziel. Aber das wird die Männer-Crew im nächsten Jahr auch noch lernen.  Sicher und erfahren brachte uns Michael Böhmer am Abend mit dem Bootstransporter zurück nach Kiel.  Nach dem Rudern noch am Steuer sitzen, das hätte keiner mehr gewollt. Es gab in Hameln eine Medaille für jeden Teilnehmer. Von den 1.400 Wassersportlern hatten es ca. 300 bis nach Hameln geschafft. Und unser Team hatte zwei besondere Helden hervorgebracht.

Thomas Schröder hat die ganze Strecke gerudert ohne einen Kilometer zu steuern und Uwe Johannsen, im Vorjahr krankheitsbedingt geschwächt, hat sich bewiesen, dass der den Wesermarathon mit den „jungen Burschen“ im Boot bewältigen kann.  Alle im Kieler Männerboot waren sehr froh im Ziel zu sein und waren stolz die angenommene Herausforderung gemeistert zu haben.  Auf der Fahrt im Bootstransporter nach Hause wurden bereits Pläne für weitere Langstreckenregatten gemacht.  Wer will da zurück auf sein Wohlfühlsofa.

Bernhard Kaczenski

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