Von Budweis nach Prag

10. Dezember 2023 | Von | Kategorie: Aktuell, Team, Fun und Spirit - das sind wir die EKRC-Jugend

Wanderfahrt Moldau

Schon länger bestand bei der Jugend die Idee, an die Tradition der Wanderfahrten der VorCorona-Zeiten anzuknüpfen. Bestärkt durch die positiven Signale und die Unterstützung insbesondere von Bernd und aus dem Club, suchten wir nach einer konkreten Strecke und weiteren begeisterten Freizeitruderern, die sich mittlerweile zum Teil über Deutschland verstreut hatten.

Schließlich bildete sich eine Gruppe von 8 Leuten, um gemeinsam die Moldau
hinabzurudern, mit dem Ziel, am Ende in der goldenen Stadt Prag anzukommen. Schon vor der gemeinsamen Abfahrt wurde einmal mehr klar, dass Wanderfahrten immer ein gewisses Improvisationsgeschick voraussetzen… Der Bus wurde vollgeladen, und ziemlich pünktlich ging es am Morgen des 28. August los. Durch den Luxus von fünf Fahrern mit Anhängerführerschein schafften wir es verhältnismäßig entspannt zum ersten Campingplatz in Budweis – wo uns unwetterartiger Regen vor Herausforderungen stellte. Ein Hoch auf die Idee, einen kleinen Pavillon einzupacken! Dass die freundlichen tschechischen Nachbarn uns für die Nacht Ersatz für unsere nassen Schlafsäcke brachten (und am nächsten Morgen unsere eigenen trocken zurück), rettete uns die Nacht.

Am nächsten Tag also endlich rauf aufs Wasser, rudern. Zumindest 15 Minuten bis zur ersten Schleuse. Doch dahinter erwartete uns eine märchenhafte Landschaft, anderen Boote begegneten wir auf der ganzen Fahrt nur ganz selten. Allerdings sollte man wissen, dass Angeln offenbar Nationalsport in Tschechien ist. Das hält zumindest den Steuermann aufmerksam. Mit den zwei gesteuerten Zweiern Schulensee und Schwentine war es zwar nicht immer einfach, so rechtzeitig am nächsten Campingplatz anzukommen, um noch im Hellen aufbauen und kochen zu können, aber eine Stunde auf eine Schleuse zu warten, die dann leider doch nicht bedient wurde, war da auch nicht hilfreich. Das Umtragen und die Schleusenausfahrt gehörten ebenso wie ein ca. 15m hoher Schleusenvorgang zu den aufregenden Momenten während der Fahrt. Verlernt hatte das Rudern keiner, hier und da
legten wir allerdings einen Landgang ein, um uns mit einem lokaltypischen Kaltgetränk zu stärken. Das Wetter wurde von Tag zu Tag besser und zeigte uns die zerklüfteten Ufer und endlosen Wälder, gespickt mit Burgen oder kleinen Schlössern, im strahlenden Sonnenschein.

Nach drei Etappen legten wir in dem Ort Orlík einen Ruhetag ein, wo ein monströses
Hindernis (bereits vorher auf Google Maps mit Erstaunen entdeckt) uns überwunden
werden wollte. Der Höhenunterschied der Moldau vor und hinter der Orlík-Talsperre beträgt bis zu 74 Meter.

Bevor sich allerdings mit der Überwindung des Hindernisses auseinandergesetzt wurde, hieß es, den Ruhetag vernünftig zu nutzen und neben der Moldau auch mal das umliegende Land zu erkunden. Als wäre es geplant gewesen, befand sich drei Kilometer Fußmarsch entfernt ein Aussichtsturm. Es wurden also Getränke und Proviant eingepackt und sich Richtung Rozhledna Milada auf den Weg gemacht. In ordentlicher Wandermanier nutze man dafür nicht die vorgesehenen Straßen, sondern beschloss recht schnell, einfach links in den Wald abzubiegen. Dank guter Navigation stellte sich das als die richtige Idee heraus und es dauerte nicht lange, bis man vor einem beeindruckend hohen Turm stand. Dieser wurde natürlich sofort erklommen. Oben angekommen war das Staunen groß, denn der Ausblick
stellte sich als noch viel besser als erwartet heraus. Zurück wurde dann ein anderer Weg gewählt, auf dem man noch etwas mehr von der schönen Landschaft sah. Auch der führte uns allerdings sicher zurück zum Camp.

Jetzt hieß es für die einen erstmal kochen und für die anderen in Erfahrung bringen, wie man am nächsten Tag die Talsperre herunterkommen konnte. Nach einigen vielen Gesprächen mit unterschiedlichen Leuten und einigen Übersetzungsschwierigkeiten stellte sich trotz verschiedenster Auskünfte am Ende leider heraus, dass der Schienengeführte Aufzug nicht in Betrieb war. Also musste der Bootsanhänger ran und so wurden die Boote am nächsten Tag über Landweg nach unten transportiert.

Hinter der Talsperre veränderte sich die Landschaft erst einmal wieder schlagartig. Während auf dem Stausee vor der Sperre reichlich Betrieb und Tourismus war, lag dahinter wieder die verschlafene ruhige Moldau, mit ihren unzähligen Anglern. Die Landschaft weiter auf sich wirken lassend, wurden die nächsten zwei Tage weitere 70 Kilometer in alter Manier mit guter Geschwindigkeit trotz Zweier-mit und Stärkungspausen zurückgelegt.

Am sechsten Rudertag standen dann die letzten 30 Kilometer nach Prag an. Schon morgens war die ganze Mannschaft voller Vorfreude und es wurde geplant, wo man in Prag anlegen wolle und sich auch der Landdiensthabende als Kielschwein in die Schulensee setzten könne. Nach abgeschlossener Planung hieß es dann, ein letztes Mal in die Einteiler rein, ein letztes Mal die Boote ins Wasser und, zumindest für jetzt, ein letztes Mal auf der Moldau rudern. Nach 30 Kilometern näherte sich Prag. Bevor es allerdings in die Innenstadt ging, wurde beim Tschechischen Ruder Club Prag angelegt, um den Landdienstler einzusammeln. Da Rudern verbindet, lernte man relativ schnell ein verantwortliches Clubmitglied kennen und konnte direkt Hängerstellplatz und Bootsverladestelle klären.

Dann hieß es zu siebt in die Prager Innenstadt rudern. Und schon wenige Meter nach dem Club bot sich uns ein atemberaubender Anblick, denn eine Stadt wie Prag nicht gedrängt zwischen hunderten Touristen sondern ganz allein in Ruhe vom Ruderboot aus zu sehen, lässt sie nochmal viel schöner wirken. Wobei das mit der Ruhe auch nur relativ zu sehen ist, denn trotz viel Wasser mussten die Steuermänner immer ein Auge auf die Touri-Dampfer werfen. Davon gab es nämlich einige, die Kreuz und Quer über die Moldau fuhren. Da wir noch weiter in die Stadt rein wollten, hieß es ab in die nächste Schleuse. Diesmal aber zusammen mit besagten Dampfern, was sich als durchaus enges Unterfangen herausstellte. Den Blicken nach zu urteilen, waren wir auch die ersten Ruderboote, die auf diese Idee kamen. Hinter der Schleuse änderte sich dann der Verkehr. Die Dampfer blieben zwar, aber während wir auf der einen Seite noch Gesellschafft von ein paar Empachern im Training hatten, war nun alles voller Tretboote. Rasant zwischen diesen durch wurde dann die Stadt weiter erkundet, bis wir zur vermeintlich letzten Schleuse kamen. Dort stellte sich allerdings nach einiger Wartezeit heraus, dass diese außer Betrieb war, und so machten wir uns auf den Rückweg. Als wir dann vor der Schleuse, die wir schon kannten, etwas länger warten mussten, entschieden wir uns, kurz anzulegen. Wie der Zufall es wollte, taten wir dies direkt neben zwei Kieler Lehrern, die mit ihrer Klasse hier waren (wie klein die Welt doch ist…). Nach kurzer Unterhaltung ging es dann wieder in die Boote und durch die Schleuse. Hier das erste Mal hochschleusen war zwar durch das einströmende Wasser herausfordernd, aber für die eingespielte Crew kein weiteres Problem. Zurück am Ruderclub wurden die Boote dann aus dem Wassergeholt, gereinigt, abgeriggert und ordentlich verladen.

Und dann ging es zum AirBnB. Da Prag selbst noch erkundet werden sollte und ein Zelt auf der Karlsbrücke wahrscheinlich auch nicht gut angekommen wäre, hatte man sich für drei Nächte in einer Wohnung einquartiert. Diese enttäuschte trotz vertretbarem Preis nicht, sollte jedoch sowieso nur zum Schlafen dienen. Da Hunger und Vorfreude groß waren, wurde nach kurzer Duschpause in Richtung Gaststätte aufgebrochen und gemeinsam zu Abend gegessen. Im Anschluss teilte sich die Gruppe. Während es für die einen ins Bett ging, entschied sich der Rest dafür, das Prager Nachtleben schon mal erfolgreich zu erkunden. Und nach diversen Bars ging es dann auch für den Rest ins Bett, denn die nächsten zwei Tage stand ausführliches Kultur-Programm an.

Prag wurde dann zwei Tage lang durch unsere Reisegruppe ausgiebig Tag und Nacht erkundet. Während tagsüber alle nennenswerten Sehenswürdigkeiten besucht und durch unser Kulturteam, bestehend aus Marc und Paul, genauestens erläutert wurden, wurde auch das Nachtleben in Gänze mitgenommen. Von kleiner Kneipe bis zu studentischer KaraokeBar, von Untergrundgewölbe bis zum Rooftop-Club wurde  alles getestet und für gut befunden.

Nun ging es nach zehn wunderschönen Tagen in Tschechien auf den Rückweg nach Kiel. Es wurden also Sachen gepackt, der Bootshänger abgeholt und sich auf den Weg zurück gemacht. Der stellte sich zwar als etwas schläfriger als der Hinweg heraus, wurde aber genauso sicher, jedoch leicht wehmütig absolviert. In Kiel angekommen wurden die Boote dann noch ausgiebig geschrubbt und, nachdem alles ordentlich verstaut war, hieß es sich müde aber glücklich zu verabschieden.

Julius Schilling & Paul Ingwersen

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