In einem packenden Finale rettete Melvin Müller-Ruchholtz vom Erster Kieler Ruder-Club gemeinsam mit seinem Partner Nikita Mohr (Leverkusen) den Bugball über die Ziellinie. In einer Saison, in der keine Rennen gefahren wurden und die Besetzung der Nationalmannschaft auf ungewöhnlicher Art und Weise gefunden wurde, begann die U23-Europameisterschaft im Rudern ohne nennenswerte Vorbereitungswettkämpfe. In einem stark besetzten Vorlauf traf das Boot des Deutschen Ruderverbandes am vergangenen Samstag mit seinen beiden stärksten Athleten auf die Boote aus den Niederlanden, Spanien, der Schweiz und Polen. Nach einer guten Startphase passte noch nicht alles zusammen und so nutzen die beiden Sportler das Rennen, um die nötige und bislang fehlende Rennpraxis zu sammeln. Die Analyse des Rennens zahlte sich im weiteren Verlauf der Regatta auf der Wedau in Duisburg aus. Bereits am Nachmittag ging es dann im Hoffnungslauf weiter. Die Entscheidung, noch etwas gemeinsame Rennpraxis zu sammeln, erwies sich jetzt als richtig. Mit einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg spielte Melvin seine physische Stärke und Erfahrung der letzten zwei Jahre in der Nationalmannschaft aus. Das Los beschied ihnen bereits im Halbfinale die fast stärkste Konkurrenz der gemeldeten 17 Boote. Aber auch hier kam das Deutsche Boot wieder sehr gut in Fahrt und musste sich erst auf der zweiten Streckenhälfte dem hohen Tempo der belgischen Mannschaft beugen. Als zweite des Halbfinales war die Medaille bereits in greifbare Nähe gerückt. Das Finale am frühen Sonntagnachmittag startete ähnlich wie das Halbfinale, lange konnte das deutsche Boot ganz an der Spitze mithalten. Anfang der zweiten Hälfte baute Belgien seinen knappen Vorsprung weiter aus und erruderte eine komfortable Führung von 4s. Dicht dahinter das Boot aus Deutschland im Bord-an Bord-Kampf mit dem Boot aus Frankreich. Mit einem frühen Endspurt bereits am Anfang der letzten 500m zogen die beiden Deutschen in ihrem gelben Doppelzweier etwas davon, konnten aber nicht den entscheidenden Vorsprung sichern. Das Boots des französischen Ruderverbandes hatte auf den letzten Metern noch etwas mehr Kraft, konnte das Boot aus Kiel und Leverkusen allerdings nicht mehr ganz einholen. Mit 0,5 s retteten die beiden Sportler den Bugball über die Ziellinie und können sich so über den Titel des Vizeeuropameisters freuen. Welch ein Triumpf in einer solch kuriosen Saison!