Die Saison nimmt Fahrt auf…

22. Mai 2023 | Von | Kategorie: Aktuell, Regatta, Team, Fun und Spirit - das sind wir die EKRC-Jugend

Im Leistungssport läuft die Saison seit einem guten Monat. Neben erheblichen Rückschlägen gibt es doch eine ganze Reihe positiver Entwicklungen, die inzwischen für reichlich Spannung sorgen.

Anfangen möchte ich zunächst mit den betrüblichen Rückschlägen, die uns in dieser Saison erheblich erschüttern: Melvin Müller-Ruchholtz hatte die Chance in den Pool derer aufzurücken, die im kommenden Sommer an den Olympischen Spielen in Paris letztmalig um Medaillen im Leichtgewichts-Doppelzweier antreten dürfen. Dieser Doppelzweier ist derzeit die letzte Bootsklasse eines Bereiches, der vermutlich mehr als 50% unserer Nachwuchssportler umfasst. Unsere Erfolge in den letzten Jahren kamen bis auf wenige Ausnahmen ja in allen Altersklassen aus den gewichtslimitierten Rudern. Doch leider musste Melvin abwägen, ob er seine Gesundheit und ggf. sein Leben riskieren möchte, um an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Schon immer war klar, dass seine ganz besondere Leistungsfähigkeit zum einen auf einem breiten motorischen Talent, aber auch auf besonderen morphologisch-physiologischen Parametern basiert. Ein extrem trainierbares und über die Jahre adaptiertes Herz-Kreislauf-System haben ihm immer ein paar Watt mehr ermöglicht, als anderen Sportlern. Nun ist genau dieser Parameter der Stolperstein geworden und zwingen Melvin zur Pause und vermutlich zum Ende der leistungssportlichen Ausnahme-Kariere. Zum eigenen Schutz müssen Blutdruck und Herzgröße abnehmen – das geht nur mit reduzierter sportlicher Belastung.

Bei Laurenz Bury verlief das Training und auch die Steigerung der Kraftwerte über den Winter mehr als planmäßig. Rekordgewichte wurden gehoben und sowohl athletisch als auch kognitiv hat Laurenz einen enormen Sprung gemacht, bis ihn auf dem Weg zum Training ein Auto erfasste und vom Fahrrad holte. Über mehrere Wochen war an Sport nicht zu denken. Die Bundeskaderlangstrecke in Leipzig fielt den Verletzungen ebenso zu Opfer wie die deutsche Kleinbootmeisterschaft. Hinzu kam nun noch eine Corona-Infektion, die auch die Nachholtermine zur nationalen Qualifikation unmöglich machte. Die Teilnahme an der Deutschen Jahrgangsmeisterschaft ist durch den langen Trainingsausfall nun mehr als fraglich. Ähnlich erging es in der letzten Woche Jasper Puls aus dem Junioren-A-Doppelvierer. Auch er hatte einen Fahrradunfalls und fällt nun bis zum Ende der Saison mit gebrochenem Schlüsselbein aus, was den Traum einer reinen Clubmannschaft auf der Jahrgangsmeisterschaft zunichte macht.

Für unsere Senioren ist es eine wechselhafte Saison. Oskar etabliert sich als einer der besten U23 Leichtgewichts-skuller und konnte auch ohne die vielen Trainingslager im Frühjahr bei der Langstrecke und der Kleinbootmeisterschaft punkten. In den Doppelzweiertests auf der Internationalen Wedauregatta in Duisburg konnte er phasenweise auch seine internationale Kokurrenzfähigkeit erahnen lassen. Mit einem „Krebs“ im Endspurt am Samstag und einem weiteren deutschen Boot im Finale auf den Plätzen vor ihm kann er noch nicht ganz glücklich sein. Der Fokus auf die zweite Rangliste ist hier sicherlich der richtige Weg. Während bei Oskar alle Zeichen auf Weltmeisterschaft stehen muss Finja erstmals richtig kämpfen und auch auf ein wenig Glück und ihre Erfahrung bauen. IrgendwiS kommt der Zug noch nicht recht in Fahrt und so ist auch für Finja der Weg über die zweite Rangliste in 9 Tagen sicherlich der logische Weg zu einem internationalen Einsatz am Ende der Saison.

Für den Junioren-A-Doppelvierer startete die Saison auf den Regatten in Münster und Bremen mit Siegen im Vierer und Zweier. Von Regatta zu Regatta wurde die Konkurrenz wie geplant härter und sort zunehmend für Rennen, die die Mannschaft wirklich weiterentwickeln. Rennen, die über die Leistungsgrenzen hinaus gehen und wie jetzt in Köln gegen nationale und internationale Konkurrenz über die volle Distanz Bugball an Bugball gefahren werden. Mit konstant 40 Schlägen in der Minute über die volle Strecke ist die Mannschaft mit Johann Kämpfer, Helle Broockmann und Erik Dibbern inzwischen auf internationalem Niveau angekommen. Die letzten vier Wochen geht es jetzt nur noch um Effizienz und Ökonomie, damit das Ziel unter die Top 8 zu kommen und vielleicht sogar das Finale A der besten 6 Boote in Deutschland zu erreichen, erfüllt werden. Der vom Club angeschaffte neue Rennvierer hatte zudem am letzten Wochenende seinen ersten Einsatz und versetzt die Mannschaft endlich in die Lage vom Start an mit der nationalen Konkurrenz auf Augenhöhe zu fahren.

Im U17-Bereich hat Ava Benckert inzwischen ihren Platz als Steuerfrau im zweiten Doppelvierer des Landesruderverbandes gefunden. Nach eigenen Regattaerfahrungen sind die sportlichen Herausforderungen der letzten Wettkämpfe nun zu groß für unsere junge Nachwuchssportlerin. Das Kommando über die Mannschaft, die Anerkennung ihrer wichtigen Position und die Integration in die Gruppe sind aber für Ava ausgesprochen positive Entwicklungen, die für sie nachhaltige Erfahrungen und Einblicke ermöglichen und ihr ganz sicher in der kommenden Saison weiterhelfen werden. Ganz anders bei unserem neuen Top-Nachwuchssportler Miklas Scheer. Als Deutscher Vizemeister im Leichtgewichts-Doppelvierer U17 im vergangenen Jahr wurde er nun Deutscher Meister auf dem Ergometer und fährt seitdem auf allen Regatten Siege ein. Die Sache mit dem Leichtgewicht haben wir für den Rest der Saison aufgegeben und konzentrieren uns nun ganz auf das Erreichen des Finale A im Junioren-Einer U17. Auch für Miklas gab es in diesem Jahr einen komplett geplanten Aufbau des Gegnerniveaus. Über Münster und Bremen, wo Miklas sowohl im Junioren-Einer U17 wie auch U19 Leichtgewicht startete, habe ich von Rennen zu Rennen die Herausforderungen angehoben. Nun traft Miklas erstmals auf die fast komplette deutsche Spitze in seiner Altersklasse. Mit einem Start-Ziel-Sieg am Samstag wurden nun am Sonntag die schnellsten 6 der 49 gestarteten Sportler in einem Lauf versammelt. Ob es daran lag, dass Miklas am Abend zuvor noch für den verletzten Jasper Puls im Doppelvierer einen 2000m Bord-an-Bordkampf gegen eine Mannschaft aus Belgien austragen musste, oder ob er die Aufgabe einfach unterschätzte, kann ich nicht sagen. Jedenfalls beendete Miklas das Rennen auf dem beachtenswerten 3. Platz. Zwei Konkurrenten hatten ihm vom Start weg keine Chance gelassen und waren gemeinsam doch erheblich schneller. Zumindest einen von beiden, den späteren Sieger kannten wir schon aus Münster und Bremen und waren jeweils dichter dran gewesen.

Die nachhaltige Entwicklung von Sportlern ist eine ganz wesentliche Aufgabe von Trainern im Leistungssport. Es gilt die Anforderungen bei der Wahl der Regatta und der Gegner immer so zu taxieren, dass bei einer guten Leistung des aktuellen Standes zumindest eine Chance auf den Sieg besteht. Bei Fehlern oder Schwächen sollte aber auch eine deutliche Niederlage möglich sein. Insofern bin ich sowohl im JM 4x- A als auch im JM 1x B mit den aktuellen Rennen mehr als glücklich. Die Chance Gegner so zu bekommen, dass man alles geben muss und bisweilen auch über die eigenen Grenzen geht sind das, was am Ende wirklich erfolgreich macht. Die leichten Siege, auch wenn sie in großer Zahl purzeln, sind nett, aber eigentlich ein Zeichen der Fehleinschätzung des Leistungspotenzials oder möglicherweise auch Eitelkeit, die eine echte Steigerung verhindert.

Hauke Bartram, Clubtrainer

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