Im letzten Jahr brauchten wir noch acht Ruderer,
um unser neu getauftes Boot zu seiner Jungfernfahrt über die Förde zu bewegen. In diesem Jahr sind es nur sechs.
Pünktlich zur Gemeinschaftsarbeit eine Woche vor dem Anrudern stand er auf dem Bootsplatz. Die Herren Schellenbacher sen. und jun. – ihres Zeichens Chefs der gleichnamigen Bootswerft – hatten sich auf die weite Reise aus Österreich in den hohen Norden gemacht, um unser neues Prachtstück persönlich bei uns am Bootshaus abzuliefern. Unter großer Anteilnahme der Anwesenden wurde das Boot vom Anhänger entladen, zusammengesetzt und aufgeriggert, bevor es seinen neuen Lagerplatz in der Wanderbootshalle beziehen konnte.
Und dann hieß es abwarten: Wie sehnsüchtig das Boot erwartet wurde zeigte sich dann in der darauffolgenden Woche. Mehr als einmal standen die Ruderwilligen zu siebt vor dem Boot und überlegten, ob wohl eine Nottaufe des Bootes legitim sei, um das aktuelle Problem der Rudererarithmetik für den Tag zu lösen und gemeinsam aufs Wasser zu kommen.
Doch heute ist es endlich so weit: Das Boot soll getauft und damit für den allgemeinen Ruderbetrieb freigegeben werden. Unser Vorsitzender dankt zunächst allen großzügigen Geldgebern, die uns die Anschaffung dieses Bootes ermöglicht haben, allen voran die »Stiftung Fördesparkasse« und der Landessportverband, die mit ihren Zuschüssen den Grundstein gelegt haben, der dann bereitwillig von den Mitgliedern durch Spenden aufgestockt worden war. Dann wünscht Taufpatin Roswitha Böhmer dem Boot eine erfolgreiche Fahrt und lüftet das Geheimnis des Bootsnamens: »Vogalonga«, in Erinnerung an die schöne und aufregende Teilnahme der gleichnamigen Großveranstaltung in Venedig vergangenes Jahr.
Und vorher war Anrudern
Der Sonntagmorgen präsentiert sich fast wie eine Werbeveranstaltung für den Early Bird: Spiegelglattes Wasser, strahlender Sonnenschein – am Horizont verschmilzt die Förde mit dem Himmel in einem leichten Dunstschleier. Ein Boot nach dem anderen gleitet über die Rolle in die frühlingshafte Förde und auch aus den anderen Bootshäusern strömen die Boote in Richtung Hörn. Wir sind noch gut in der Zeit, also ist noch ein Abstecher bis zur Seebadeanstalt drin, bevor auch wir zur Saisonauftaktsansprache unseres Vorsitzenden aufbrechen. Das Ende der Förde ist gut besucht – kein Wunder bei dem Wetter. Wir kuscheln uns dazwischen und harren der Dinge.
Bernd Klose gibt einen kurzen Ausblick auf die kommende Saison und stimmt dann fast philosophische Überlegungen an bei der Frage, ob wir uns angesichts des fortschreitenden Klimawandels wieder auf einen Supersommer wie im letzten Jahr freuen sollten. Ein dreifaches »Hip Hip Hurra« und auf geht es wieder zurück in Richtung Bootshäuser. Inzwischen hat der angekündigte Nordostwind aufgefrischt und begleitet uns mit entsprechenden Wellen zurück bis an den Steg. Es zeigt sich immer wieder: Es geht doch nichts über frühes Aufstehen!
Nach Bootstaufe und Jungfernfahrt verlagert sich das Geschehen auf die Terrasse, bei Fisch, Bratwurst, Suppe oder einem Eis aus unserer »EKRC-Eisdiele« klingt der schöne Saisonauftakt in den frühlingshaften Sonnenstrahlen gemütlich aus.
Hans-Martin Hörcher