Deutsche Jahrgangsmeisterschaften U17-U23

23. Juni 2021 | Von | Kategorie: Aktuell, Jugend aktuell, Regatta

In diesem Blog möchten wir euch gerne in den kommenden Tagen über unsere Erlebnisse auf der Meisterschaft in Essen auf dem Laufenden halten.

Die Rennen sind im Livestream ab Donnerstag über https://sportdeutschland.tv/rudern zu sehen.

Mittwoch, 23. Juni 2021 – Trainingstag in Essen

Nachdem wir gestern mit vielen Staus und Baustellen nach 7,5 Stunden Fahrt in Essen angekommen sind, ist heute Trainingstag. Viele reisen erst heute an, ich finde aber, dass hier am falschen Ende gespart wird. Eine Deutsche Meisterschaft hat einen ganz besonderen Wert im Jahr und stellt nun einmal den Höhepunkt des Jahres für viele der Sportler dar. Daher ist es wichtig, in Ruhe die Strecke und alle Abläufe anzugehen, bereits eine Nacht im fremden Bett des Hotels verbracht zu haben, bevor man dann richtig in den Wettkampf startet. Häufig werden ja bereits im Vorlauf wichtige Weichen gestellt und da sind Hektik, Müdigkeit und Orientierungslosigkeit keine guten Wegbereiter.

Wir haben nun also nach der ersten Nacht in Ruhe gefrühstückt, die Boote abgeladen, geriggert und frisch gewachst. Während ich die offiziellen Formalitäten zu erledigen hatte, war es für die Sportler Zeit eine Runde auf dem Baldeneysee zu drehen und sich an die Strecke zu gewöhnen. Auch wenn die Anlage ein wenig in die Jahre gekommen ist, ist die Kulisse vor der Villa Hügel und den grünen Hängen des Ruhrtals schon reizvoll. Schön ist auch, dass es der Ruderverband Schleswig-Holstein in den letzten Jahren zunehmend schafft, geschlossen aufzutreten. Ein gemeinsames Hotel für alle Sportler, Trainer und Betreuer, ein gemeinsamer Lagerplatz für Boote (in diesem Jahr der Ruderclub am Baldeneysee), ein gemeinsames Zelt als Aufenthaltsort. Im Laufe des Nachmittags trudelten dann auch die anderen Mannschaften ein, sodass am späten Nachmittag dann noch Zeit für eine weitere Trainingseinheit in den Großbooten und Renngemeinschaften blieb.

Donnerstag, 24. Juni 2021 – Vorlauftag

Mit einer kleinen Trainingsrunde für alle startete der Tag am Baldeneysee. Bereits am Morgen blies der Wind ganz stattlich durch das Ruhrtal und machte den See unruhig. Die Ausflugschiffe und Schiedsrichterboote taten ihr übriges und sorgten für zusätzliche Wellen aus allen Richtungen. Im Vorlauf der Leichtgewichts-Doppelzweier U17 „verpennten“ Jaane und Charlotte die Startphase etwas, wurden aber im Verlauf des Rennes stärker und konnten sicher als dritte ihren Vorlauf beenden. Hier steht demnach morgen der Hoffnungslauf an, in dem es dann um alles geht. Im Vorlauf der Senior-Doppelzweier war für Kenneth und Clemens bei diesen Bedingungen nicht viel zu holen. Mit dem etwas zu kleinen Boot blieben sie regelmäßig in den Wellen hängen. Platz 1, der zum direkten Einzug ins Finale A sorgt, war hier von vornherein nicht erreichbar. Der Weg führt also auch über den Hoffnungslauf. Finja hatte etwas Glück mit ihrem Vorlauf und musste nicht gegen die bereits nominierte U23WM-Einerfahrerin antreten. Vom Start an legte sich Finja in Führung, baute diese über die Strecke aus und konnte ihren Vorsprung von etwas mehr als einer Länge verwalten, ohne an die Grenzen zu gehen. Mit dem Vorlaufsieg steht sie bereits im Finale A der besten 6. Ihre Gegnerinnen werden dann morgen in den Hoffnungsläufen gesucht. Oskar machte es ihr nur wenige Minuten später nach und zog ebenfalls als Vorlaufsieger direkt ins Halbfinale ein.  

Freitag, 25. Juni 2021 – Tag der Hoffnungsläufe, Halbfinals und Bahnverteilungsrennen

Das morgendliche Training fiel heute etwas kleiner aus. Finja und Oskar hatten frei bekommen, um sich für den Tag komplett zu erholen. Der Wind hatte über Nacht gedreht, kam heute schräg von vorne und frischte über den Vormittag auf. Im ersten Rennen mussten Jaane und Charlotte ran und ihren Hoffnungslauf bestreiten. Schnell war auch heute klar: Für das A-Finale wird es nicht reichen. Dennoch war es ein starker Auftritt der beiden. Nach Steuerproblemen am Start versuchten sie technisch sauber und mit langen Schlägen den kleinen Zweier an die führenden Boote heranzuführen. Bis auf Platz 4 reichte es, was morgen das B-Finale sicherte. Ähnlich kurios verlief der Hoffnungslauf von Kenneth und Clemens im Männer-Doppelzweier. Stark wollten sie losfahren und Druck aufbauen. Bei 1000m lag das Duo mit einer Länge hinter dem vorletzten Platz zurück. Mit einer unglaublichen Willensleistung flog der Zweier an Platz 3 vorbei und erreichte fast noch Platz 2. Mit breitem Grinsen stiegen die beiden aus dem Boot und werden morgen im Finale B wieder versuchen mit dem Gefühl der letzten 1000m nun auch ins Rennen zu starten. Das Bahnverteilungsrennen im Juniorinnen-Doppelvierer A verlief ebenfalls nicht ganz nach Plan. Im Startspurt zog Lisa einen Krebs, der das Boot zum Stillstand brachte und quer in die Bahn legte. Von nun an fuhr der 4er nach Plan. Mit viel Präzision und langen Schlägen schob sich das Boot noch an der Konkurrenz aus Essen/Dortmund vorbei und legte sich deutlich vor die Konkurrentinnen und hinter die DRV-Boote. Bei 1200m war wie geplant Ende des Tests, das Boot nahm die Fahrt raus und sicherte wieder mit technisch sauberer Arbeit nach Hinten ab. Für das Finale am Sonntag gilt es nun den Fehler im Start zu unterlassen um dann zu versuchen die Orientierung auf die Crew um Platz 3 zu legen. Oskar lieferte in seinem Halbfinale eine eindrucksvolle Vorstellung ab. Vom Start an fuhr er mit dem bereits für die WM qualifiziertem Max v. Bülow der Konkurrenz davon. Bei 1500m zeigte er mit einem kurzen Spurt, dass er noch Reserven hat und fuhr dann mit 3/4 Länge hinter Max ins Ziel. Im Finale am morgigen Tag warten nun der aktuelle WM-Einer, und die Silbermedaillengewinner der EM des letzten Jahres im Doppelzweier und Doppelvierer auf ihn. Die Bahnverteilungsrennen der Leichtgewichts-Doppelvierer waren geprägt von taktischen Spielen, die keine Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Boote zulassen.

Samstag, 25. Juni und Sonntag, 26. Juni 2021 – Finalrennen

Zu viel ist an diesen beiden Tagen passiert, als dass ich abends noch schreiben konnte… Zusammengefasst kann ich mit ruhigem Gewissen schreiben: „Die Arbeit hat sich am Ende für alle gelohnt und ich bin sehr stolz!“ Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist an anderer Stelle zu finden. Ich möchte mich daher hier auf ein paar ausgewählte Gedanken abseits der eigentlichen Ergebnisse beschränken:

Bemerkenswert war, dass alle Sportler des EKRC am Ende unter den Top 10 gelandet sind, was bei einer Veranstaltung mit rund 1500 Teilnehmern schon beachtlich ist. Besonders erfreulich sind die Medaillen im U23 Bereich, die ein Zeichen dafür sind, bei uns nachhaltig gearbeitet wird und der langfristige Aufbau der sportlichen Karriere wichtiger ist, als der kurzfristige Erfolg. Das ist nicht immer ganz leicht, da meine über viele Jahre aufgebauten Talente nach dem Abitur oft Kiel verlassen und so die Medaillen für einen Stützpunkttrainer einfahren. In diesem Jahr verlässt Finja nach 5 Jahren gemeinsamer Arbeit die Trainingsgruppe, um am Bundesstützpunkt in Hamburg weiter zu trainieren. Dennoch freue ich mich, da uns so unsere Sportler im Verein erhalten bleiben und weiter für uns aktiv sind.

Besonders gefreut hat mich der ausgesprochen stilvolle Besuch unserer Sportvorsitzenden Gaby mit ihrem Mann Harald, der mit dem Baldeneysee selbst gute (und erfolgreiche) Meisterschaftsrennen verbindet. Ich versuche immer zu den Finaltagen ein Clubsakko, Hemd und Krawatte an der Strecke zu erscheinen, da dies aus meiner Sicht meinen Respekt für die Sportler und ihre Leistungen ausdrückt. Meine Arbeit ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich getan und es ist nun ausschließlich in der Hand der Athleten die Arbeit zu beenden. In einigen Jahren halte ich es aber schlicht auf Grund der Temperaturen nicht aus – 2021 war ein solches Jahr. Mit 28° am Samstag und 30° am Sonntag in der prallen Sonne habe ich früh aufgegeben. Familie Schulz dagegen hat – ganz im Stil englischer Traditionsregatten – mit Kleid, Sakko, Hemd und Hut in der Sonne auf der Tribüne die Ergebnisse der Unterstützung des Vereins erlebt. Dies findet meinen größten Respekt und ich wünschte mir, dass irgendwann einmal ein ganzer „Fanclub“ des EKRC stilvoll für unsere Sportler Stimmung auf der Tribüne macht, und diese wundervollen und prägenden Momente für unsere Nachwuchssportler miterlebt.

Ein schmerzlicher Moment war, als wir all unsere geliehenen Boote, die uns zu solch guten Platzierungen geführt haben, wieder auf die Trailer der Besitzerinstitutionen verladen mussten. Ich bin hier dem Preetzer Ruderclub, dem Sportinternat Ratzeburg, dem Flensburger Ruderklub, der Lübecker Rudergesellschaft und allen anderen Vereinen ausgesprochen dankbar, dass sie uns immer wieder das nötige, wettkampftaugliche Material ausleihen und zur Verfügung stellen, ist dies doch zumeist recht einseitig. Es ist schön, solch eine Unterstützung zu erleben, zeigt dies doch auch die Wertschätzung, die unsere Sportler, der EKRC und unsere Arbeit bei anderen Trainern genießen. Dennoch bereitet es mir Kopfzerbrechen, dass ich Finja an den Bundesstützpunkt derzeit kein Boot mitgeben kann, weil sie sich dieses Jahr in einem Boot des Sportinternates Ratzeburg nach ganz oben gerudert hat. Sollte sie im Laufe der kommenden Woche die Nominierung zur Europameisterschaft bekommen, bleibt ihr zur Vorbereitung vorerst nur das Boot, dass eigentlich für das Training der B-Junioren vorgesehen war. Ähnlich wird es auch im kommenden Jahr mit Oskar gehen, der zwar derzeit ein Boot des EKRC mit Erfolg gerudert hat, dieses Boot aber eigentlich für unsere A-Juniorin Helene benötigt wird. Am Ende hätte fast niemand das erforderliche Top-Material, das auf dem Niveau unserer Sportler eigentlich benötigt wird, wenn wir uns nicht immer irgendwie auf unsere Freunde in Schleswig-Holstein verlassen könnten.

1 Kommentar zu “Deutsche Jahrgangsmeisterschaften U17-U23”

  1. Gunnar Meyer sagt:

    Danke für die tagesaktuellen Berichte!
    Glückwunsch an die Vorlaufsieger und viel Erfolg bei den Hoffnungsläufen und Halbfinals!

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