10:00 Uhr: Kiel, 8°C, Regen – Abfahrt mit gemischten Gefühlen

12:00 Hannover: 10°C, Nieseln – die Hoffnung bleibt

13:30 vor Torfhaus: 5°C, etwas Schnee am Straßenrand – die Zuversicht steigt

14:00 Oderbrück: 3°C, Schnee, Matsch auf den Wegen – wir sind gespannt!

Ankunft in der Hochmoorbaude des Hildesheimer Skiclub. Beim Abstellen des Autos auf dem Parkplatz vor dem Haus habe ich die Wahl zwischen einer knöcheltiefen Pfütze aus Schmelzwasser oder einem Schmelzwasserstrom. Ich wähle letzteres. Der Blick aus dem Zimmerfenster schweift über grüne Tannen und braune Baumstümpfe, die aus einer schmutzigen Schneedecke ragen.

Erst einmal kein Winterwonderland. Wir brechen auf zu einer ersten Erkundung, einige auf Skiern, andere in Wanderschuhen, durchaus mit Ambitionen: »Wir müssen los, schließlich wollen wir noch auf den Berg!«. Dann die angenehme Überraschung: Auf den Loipen und abseits der Wege liegt eine geschlossene Schneedecke, als Fußgänger versinken wir schon mal knietief im Schnee. Wanderer wie Skiläufer kommen zufrieden zurück. Nach den gemischten Gefühlen während der Anreise katten wir keine Erwartungen, aber die wurden bereits erfüllt. Und der Wetterbericht stimmt uns zuversichtlich für den morgigen Tag.

Derzeit ist die Hütte nicht bewirtschaftet – wir müssen uns selber verpflegen. Lust, für 20 Leute zu kochen hatte keiner, also hat Wiebke Abendessen beim Schlachter geordert. Es gibt Wildbraten mit Kartoffelgratin und Rotkohl. Natürlich darf in der heutigen Zeit eine vegetarische Alternative nicht fehlen. Auch diese ist lecker, die Bohnen im Speckmantel als Bestandteil des Gemüses sorgen hier für gewisse Erheiterung, können aber leicht umschifft werden.

Am nächsten Morgen präsentiert sie die Welt in komplett neuem Gewand. Die Sonne scheint, leichter Frost, eine weiße Schneedecke verdeckt gnädig all die optischen Grausamkeiten des Vortages. Und ein Großteil der Loipen ist sogar frisch gespurt! Gemeinsamer Aufbruch in die Loipe. Schnell führt jedoch die Gruppendynamik zu einer hohen Variabilität der Gruppengröße. »Wo ist eigentlich S.?« Telefonanruf: »Ich bin schon vor, ich dachte, wir treffen uns am Dreckigen Pfahl!« »Nein, wir wollten doch rechts abbiegen zum umgestürzten Baum.« Die Gruppe verkleinert sich weiter: »OK, wir schauen mal nach den anderen.«

Weiter genießen wir die Tour um das Rote Bruch, erst sanft hinab, dann wieder mit leichtem Anstieg zurück. Abstecher Richtung Wurmberg. In der dortigen Skihütte ist die Skigruppe schließlich wieder vereint. Gemeinsam ignorieren wir das reichhaltige kulinarische Angebot, primär bestehend aus Marsriegeln und abgepacktem Zitronenkuchen und verspeisen unsere mitgebrachten Pausenbrote.

Auch der Sonntagvormittag beschert und noch einmal ein perfektes Skierlebnis, bevor sich die verschiedenen Fahrgemeinschaften auf die Rückreise vorbereiten. Der inzwischen schon traditionelle Programmpunkt für die Rückreise, Einkehr bei den Radau-Fällen zum gemeinsamen Abschiedsessen, fällt dieses Mal einem opulenten Resteessen zum Opfer. Noch einmal genießen wir einen kulinarischen Rückblick auf die vergangenen Abende. Auswahl und Umfang lässt nichts zu wünschen übrig, jeder kann noch einmal alles durchkosten, einschließlich des Nachtischs bestehend aus Tiramisu, verfeinert durch mitgebrachten, selbstgemachten Marzipanlikör.

Rückfahrt. In der Abgeschiedenheit unserer Hütte und während unserer Touren über die Loipen haben wir gar nicht realisiert, dass das Traumwetter außer uns noch Heerscharen weiterer Schneefreunde aus ihren Löchern gelockt hat. Auf dem Großparkplatz in Torfhaus ist der Bär los, dicht an dicht stehen die Autos auch weit hinab entlang der Straße.

Das Wetter wird an der Loipe gemacht. Und hier kann man, nach den Gefühlen während der Anfahrt, durchaus positiv überrascht werden. Wer sich auch einmal auf eine solche Überraschung einlassen möchte: In der Hütte ist noch Platz für mehr Teilnehmer. Ein Termin für das nächste Jahr steht noch nicht fest, aber Wiebke ist am Ball. Vielen Dank dafür, dass Du Dich immer wieder um die Organisation kümmerst. Sobald Du einen neuen Termin hast, wird er bei uns im Kalender vermerkt.

Hans-Martin Hörcher