Staffelrudern 2012

18. Juni 2012 | Von | Kategorie: Regatta

Der Härtetest in Hamburg

Staffelrudern 2012Der Begriff Härtetest war bisher für mich mit einem Ereignis fest verbunden, nämlich dem Langstreckenrennen von Schleswig nach Eckernförde. Seit dem letzten Wochenende am 16. Juni hat dieser Begriff für mich eine neue Dimension erfahren.

Härtetest kann außer 80 Kilometer am Stück von Schleswig nach Eckernförde zu rudern auch noch so aussehen: Man nehme diverse Gig-Doppelvierer, fahre mit ebensolchen Booten eine 3100 Meter lange Runde auf der Alster und wiederhole diese Aktion so oft, dass man möglichst viele Runden innerhalb von acht Stunden schafft.

Start beim Staffelrudern am 16. Juni 2012 in Hamburg.
Quelle: staffelrudern.de

Da sich mancher dies für sich alleine als Einzeltat vielleicht sogar noch vorstellen kann, wir aber eben nicht, haben wir uns diesen Spaß, denn als solcher wurde er uns im Rahmen eines Tresengesprächs an einem Dienstagabend schmackhaft gemacht, mit Ruderfreunden aus Henningsdorf und Schwerin geteilt. Will heißen: Wir bildeten gemeinsam die Mannschaft mit der Startnummer 19, bestehend aus je zwei Mannschaften aus den drei Vereinen.

Aus Kiel haben wir einen Frauenvierer bestehend aus Gaby Schulz, Sabine Gödtel, Katja Lorenzen, Birgit Küpker und Ulrike Zumegen, sowie einen Männervierer mit Ulf Beck, Bernd Klose, Bernd Pingel und Rolf Zumegen ins Rennen geschickt.

Interessant ist die Erkenntnis, dass wir, eigentlich mit 9 Personen aus Kiel gestartet, nur mit 4,5 Personen in die Wertung bzw. Klasseneinteilung eingeflossen sind, denn Frauen und „alte Männer“ zählen nur halb! Toll! Aber es hat sein Gutes, denn die Wertung ist in Klassen eingeteilt, wobei in jeder Klasse noch einmal der Sieger zusätzlich ermittelt wird. Die Klasse 1 ist die, die mit den wenigsten Ruderern das Rennen bestreitet, somit am Meisten leiden muss, dann folgt Klasse 2 und Klasse 3. Wir sind mit unseren 4,5 Personen zusammen mit unseren Teamkollegen in die Klasse 2 eingeteilt gewesen.

Unser Männervierer durfte als erstes Boot unseres Teams den Reigen beginnen. Etwas überrascht vom zügigen Startablauf des Veranstalters hatten wir keine Zeit zum Warmfahren oder Einrudern, es ging gleich los, zusammen mit einem ernst zu nehmenden Boot vom „Der Hamburger und Germania Ruderclub“ auf die 3100 Meter lange Strecke. Ulf für vier Runden am Schlag, nachher durch Bernd Klose abgelöst, angetrieben durch das Wissen, möglichst als erster unter den Brücken hindurch zu rudern, um dann auf der Binnenalster die Ideallinie rudern zu können, legte los, als wenn der Leibhaftige hinter uns her ist. Und wir haben alle mitgemacht.

Im Verlauf der Regatta stellte sich dann heraus, dass wir, meist auf Platz zwei liegend, vom Boot mit der Nr. 17 gejagt, manchmal überholt und dann doch wieder vor Ihnen platziert um die Plätze zwei und drei kämpfen mussten. Es blieb spannend bis zum Schluss.

Der Wechsel zum nächsten Boot, es handelt sich ja um ein Staffelrennen, erfolgte vor den Bootshäusern innerhalb der Start- und Zielzone auf Kommando des Starters. Die Zeit zum Anlegen, Aussteigen und Wiedereinsteigen der Wechselcrew war dann auch relativ knapp bemessen, benötigt man doch für eine Runde so zwischen 13 und 15 Minuten. Nach jedem Lauf, trinken, Müsliriegel und Bananen essen, ausruhen (Teile der Mannschaft vertrieben sich die knappe Zeit zum Flirten mit den Mädels) und schon ging es bald wieder los.

Eigentlich hört sich das gar nicht so schlimm an: 3.100 m x 7 Runden (für uns Männer, hat sich dann so ergeben!) = ca. 22 km gesamt. Wenn man sie allerdings jedes Mal so rudert, als seien es nur 1000 Meter, dabei eine Schlagzahl von ca. 30 Schlägen pro Minute fährt und zwischen den Runden nur ca. 30 Minuten Pause hat, dann kann man ungefähr erahnen, was das wirklich bedeutet. Für mich, und ich glaube das bei anderen Teilnehmern auch herausgehört zu haben, war es wirklich ein Härtetest, habe ich meinem Körper bis jetzt doch noch nie so eine Plackerei abverlangt. Aber, er hat es mir verziehen und die Knochen fühlen sich wieder so an, als wären sie an der richtigen Stelle.

Eine schöne Erfahrung war es alle Mal. Zusammen mit unseren Frauen, die nebenbei gesagt, jedes Mal ein tolles Rennen gerudert haben, sind wir nicht nur Ergänzung der Renngemeinschaft gewesen, sondern dürfen mit Fug und Recht behaupten, eine sehr gute Stütze des Teams gewesen zu sein. Immerhin haben wir mehrfach einen Rückstand ausgleichen oder einen Vorsprung weiter ausbauen können. Und ein tolles Training war es auch noch. Darüber hinaus ist der Anblick von 46 Gig-Doppelvierern auf der Alster, die ja immer auf dem Wasser waren, schon beeindruckend.

Das Gesamtergebnis mit Platz 3 von 23 gestarteten Teams kann sich sehen lassen, sind wir doch völlig ohne Erwartungen nach Hamburg gereist.

Die einzelnen Rundenzeiten, zusammen mit dem Endergebnis und einigen Bildern, wird man in den nächsten Tagen auf www.staffelrudern.de sehen können.

Es grüßt ein mittlerweile wieder erholter
Rolf Zumegen

3 Kommentare zu “Staffelrudern 2012”

  1. Ulf sagt:

    Hallo Rolf,
    danke für den kurzweiligen Bericht. Immer wieder.
    Ulf

  2. Bernd sagt:

    Das Ganze war wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ auf dem Wasser: Immer wieder wurde ich wach, saß in einem Ruderboot und eine Stimme rief: „Boot Nummer 19 – Startauslage – los!“
    Viele Grüße und danke für diesen Bericht
    Bernd

  3. Hans-Martin sagt:

    Mensch Ulf und Rolf,

    mit Euren letzten Regattaberichten offenbart Ihr neben den ruderischen ja auch richtig literarische Qualitäten!

    Endlich erfahren wir einmal, dass es nicht nur Medallien sind, die Euch antreiben.

    Weiter so (rudern und schreiben)!

    Hans-Martin

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