Schweden 2014 – Ein Ruderer-Sommertraum!

17. August 2014 | Von | Kategorie: Freizeitsport

Canel Bøller, Blechbrötchen und Table-Dance am Strand

Irgendwann im Herbst 2013 begann diese Geschichte. Wir saßen gemütlich bei Dorit und Stefan- eigentlich zum Grillen und weil es so nett war blieben wir und blieben und blieben. Wir plünderten nach und nach alle Vorräte aus Kühlschrank und Tiefkühltruhe einschließlich Weinkeller und die Idee entstand: wir wollen gemeinsam in Urlaub und dabei möglichst viel rudern. Ein paar Tage später haben wir uns noch mal darauf verständigt, dass es nicht nur eine Schnapsidee war, sondern alle dabei sind. Die Planung begann. Unser Reiseleiter Rolf kümmerte sich um ein ausreichend großes Ferienhaus an einem See sowie nach Möglichkeiten, Boote zu Wasser zu lassen.

Nach entsprechender Recherche war dann auch ein Domizil in der Nähe der südschwedischen Stadt Ulricehamn am Åsunden See gefunden.

Optimal für unsere kleine Gruppe, ein zwölf Personen Haus, Badestrand in unmittelbarer Nähe sowie eine Liegewiese zum Lagern der Boote, dazu ein guter Stellplatz für den Hänger.

Die weitere Organisation war sehr schnell und effektiv erledigt, so dass es dann vom 30.07. – 09.08. hieß: hej hej Svenska.

Die Anreise der ersten fünf Teilnehmer (Sabine Gödtel, Bernd Pingel, Rolf und Ulrike Zumegen und Dorit von Weydenberg) mit unseren fünf Booten erfolgte über Puttgarden – Rølby und Helsingør – Helsingborg.

Bereits am Nachmittag konnten wir bei sonnigem und warmem Wetter eine erste Ausfahrt mit der Möltenort unternehmen. Der warme See lockte dann auch gleich zum Baden. Nach dem Rudern verwöhnten wir uns mit einer Runde Canel- Bøller und selbst gekeltertem Johannisbeerwein.

Da wir bei Ankunft die Unterkunft bezahlen sollten, mussten wir in Ermangelung von hinreichend großen Mengen Bargeld (Wunsch der Eigentümerin nach Barzahlung) alle möglichen Geldautomaten von Ulricehamn plündern. Hierbei eine Erkenntnis von Bernd: Es gibt auch Automaten, die zahlen aus! Haben wir das richtig verstanden? Es muss sich bei dieser Art der Barbezahlung wohl um ein schwedisches Steuersparmodell gehandelt haben. Jedenfalls war die Barzahlung unserer Vermieterin dann doch 10 Eier und 1 Glas eingelegte Gurken wert.

Die nächsten Tage hatten wir bei noch recht frischen Winden dann auch nur den Gig-Vierer benutzen können, aber das tat dem Spaß keinen Abbruch.

Am Freitag-Abend stießen dann auch noch unsere Nachzügler Stefan von Weydenberg, Brigit Küpker und Katja Lorenz zu uns.

Lehrreich war die Reise auch: Stefan erklärte uns die Vokabel „Blechbrötchen“, womit eine Bierdose gemeint ist, die alternativ auch noch als „Hülsenfrucht“ bezeichnet werden konnte. Dieses Nahrungsmittel hatte den Status größter Wichtigkeit. Sabine klärte uns über den Gebrauch eines Refraktometers und einer Mostspindel auf. Auch mit diesen Vokabeln gehen wir mittlerweile spielend um und sie haben Eingang in unseren alltäglichen Sprachgebrauch gefunden.

Aber im Vordergrund stand die körperliche Ertüchtigung. Es wurde täglich bereits morgens gebadet, gerudert und danach gefrühstückt. Überhaupt stellte sich in diesen Tagen sozusagen ein schwedischer „Early-Bird“ ein, denn bereits ab 6.30 Uhr waren Aktivitäten zu verzeichnen. Da wurde Yoga auf dem Anleger gemacht, wofür es in der Aktivitäten-Übersicht ein „Y“ gab. Es wurde gerudert. Dafür gab es den Eintrag nach Bootsart und km und es wurde geschwommen, was mit einem „S“ in die Liste eingetragen wurde. Weitere Abkürzungen kamen hinzu, z.B. „L“ für Laufen, „F“ für Fahrradfahren, „B“ für Badminton, nicht zu verwechseln mit „Bu“ für Bubu machen. Diese Art der Beschäftigung wurde aus pädagogischen Gründen zur „Stillarbeitsphase“ erklärt und nicht weiter in der Aktivitäten-Listen berücksichtigt.

Waren die beiden Einer zunächst als Verlegenheitslösung mit eingepackt worden, falls sonst mal einer am Ufer zurück bleiben müsste, so konnte man feststellen, dass gerade diese beiden Boote am häufigsten auf dem Wasser waren. Es ist ja auch eine gute Übung auf dem schönen, meist glatten See entspannt im Skiff seine Bahnen ziehen zu können.

Wurde mal nicht gerudert oder der „Stillarbeitsphase“ nachgekommen, ging es mit den Fahrrädern auf Tour. So konnten wir an einem Tag eine schöne 57 km Radtour durch herrliche schwedische Landschaft machen.

Alles in Allem war es ein wunderbar gelungener Urlaub und ist unbedingt zu empfehlen. Es hat Spaß gemacht die unterschiedlichen Bootsklassen auf dem wunderbaren See zu erkunden, sich in immer wieder anderen Zusammensetzungen in die Boote zu setzen und auch das Projekt „Frauen in den Riemenvierer“ ist nicht zu kurz gekommen.

Die Unterkunft in der Paradiesvilla auf dem Campingplatz Skottek ließ kaum Wünsche offen und der Wettergott hat uns nicht im Stich gelassen. Nur einmal musste sehr kräftig gerudert werden, als wir nämlich einen längeren Ausflug im Ruderboot unternahmen und dann ein Gewitter aufzog – aber was soll ich sagen : wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft!!

An gehaltvollen Getränken mangelte es uns nicht, da wir die meisten Getränke mit gebracht haben. Ein durch derartige Genussmittel feucht fröhlicher Abend endete dann mit einem fröhlichen Nackt-, sorry, Nachtbaden im See mit anschließender Table-Dance-Einlage auf den Tischen der Badestelle von nicht genannten Teilnehmern.

Ein neues Getränk wurde auch erfunden: der „Ulricehamn“, eine gelungene Mischung aus Rhabarbersaft und Sekt. Einfach köstlich!

Ansonsten gab es fast jeden Tag ein Einkaufsteam, welches die regionale Wirtschaft durch zahlreiche Einkäufe gefördert hat. Ein Küchenteam fand sich jederzeit, so dass ein jeder sich nach seinen Neigungen und seiner kochtechnischen Leistungsfähigkeit einbringen konnte.

Interessant war für uns die Erkenntnis, dass in Schweden der „Sensenmann“ leibhaftig und in zahlreicher Ausfertigung tätig war. An jeder noch so abgelegenen Stelle, egal ob in der Stadt oder irgendwo im Gelände, war jemand mit einer Motorsense im Gange. Die Schweden lieben scheinbar Motorsensen, Aufsitzmäher, Kettensägen und Mähroboter, die ganztägig alle möglichen Rasenflächen bearbeiten, egal ob noch Gras wächst oder nicht. Dafür sind die Grünanlagen aber fast alle top gepflegt.

Da wir jeden Morgen so gegen 7.00 Uhr im See baden waren, schockte uns dann am letzten Morgen eine Absperrung der Badestelle und ein Schild mit der Aufschrift: „Badplats avstängd pga okanda Føremål i Vattnet“. Stark verunsichert, wer weiß schon was das heißt, erklärte uns dann unsere Vermieterin, dass offensichtlich der Badeplatz wegen unbekannter Objekte im See gesperrt ist, nachdem am Vortag jemand bei der Polizei angerufen hatte. Die meinten doch nicht etwa uns oder unsere Boote? Wir haben trotzdem gebadet und sind dann nach einem wirklich erfrischenden letzten Bad im See mit einem weinenden und einem lachenden Auge nach Hause gefahren. Weinend, weil wir gerne noch länger an diesem schönen Platz geblieben wären, lachend, weil wir wirklich eine tolle Zeit hatten und alle Teilnehmer und Boote gesund bzw. heil geblieben sind.

Am Sonntag nach unserer Ankunft zeigte die Mannschaft dann noch mal vollen Teamgeist, in dem die Boote innerhalb von nur einer Stunde abgeladen, vollständig innen und außen gereinigt und anschließend aufgeriggert wurden.

So macht Urlaub Spaß!

Rolf und Ulrike Zumegen

1 Kommentar zu “Schweden 2014 – Ein Ruderer-Sommertraum!”

  1. Vielen Dank für diesen einmal etwas anderen Urlaubsbericht (oder war es eine Wanderfahrt oder Trainingslager?) und auch an Ulrike für ihren ersten vollständig eigenständig eingestellten Bericht – einschließlich der Bilder!

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