Ein „Ersttäter“ (Elke Fricke) berichtet von einer besonderen Ruderwanderfahrt (11.08.18 bis 19.08.18)
(Meine Kolleginnen mögen mir bitte verzeihen, dass ich in diesem Bericht auf die INNereiEN verzichte. Es schreibt sich einfach flüssiger.)
Das ist das Ende
Es ist nun schon der 19. August 2018, der letzte Tag der Woche „Tief im Osten“. Wir haben eine etwa 5 1/2 stündige Rückfahrt von Bernau nach Kiel hinter uns und müssen jetzt mal wieder schuften. Die Boote, Kiellinie, Flotter Dreier und Schulensee, werden inklusive sämtlicher Kleinteile entsandet, geschrubbt, geschmiert, liebevoll (mal mehr, mal weniger) abgetupft, aufgeriggert und geschleppt. Auch dem neuen Vereinsbus wird eine Endreinigung der Güteklasse A zuteil. Schon wieder stehen uns die Schweißperlen auf der Stirn.
Aber ich will das Pferd nicht von hinten aufzäumen …
Auf dem Weg zum Rudern
Am 28. Juni stellt Michael bei einer letzten Vorbesprechung die geplante Route unserer Wanderfahrt vor. Ich höre Entfernungen von 36 bis 52 Tageskilometern — nur am letzten Tag sind es lediglich 20 Kilometer — und muss ein erschrockenes „Ups!“ unterdrücken. Auf was habe ich mich hier eingelassen? Ich, täglich über 35 Kilometer rudern?! Womöglich im Zweier?!
Nun ja, jetzt muss ich dadurch.
Und ich freue mich darauf!
Sechs Wochen später wird es Ernst. Nachdem schon am Vorabend alle Boote abgeriggert und auf dem funkelnagelneuen Hänger („HUKEPACK“) verladen wurden und von unserem kurzerhand ernannten Packwart, Alex, das Großgepäck fachmännisch im Vereinsbus verstaut wurde, ächzt nun der Bus doch ein wenig, als sich auch noch 8 Personen in seinem Inneren gemütlich einrichten. Gedanken an die höchstzulässige Achslast schieben wir vorsichtshalber beiseite.
Uwe hatte sich netterweise bereiterklärt, in seinem Auto vier Ruderer der Tour nach Eisenhüttenstadt mitzunehmen. Bei der „Human-Befüllung“ seiner Limousine tritt heute allerdings ein Problem auf, als sich der mittlere Sitzplatz auf der Rückbank in Uwes Diplomatenauto als nicht umbaufähiger Cocktailtisch mit Flaschenhalterung (und Minibar?) zu erkennen gibt. Da auch das Hinterteil eines erfahrenen Ruderers nicht sooo.. belastbar ist, dass es eine fünfstündige Holperfahrt auf hartem Untergrund mit Flaschenaussparungen unbeschadet überstehen würde, hilft Hildegard in einem Akt spontaner Flexibilität kurzentschlossen mit ihrem Auto aus.
So können wir am Abend nach getaner Arbeit (Aufriggern im RV-Fürstenberg/Eisenhüttenstadt, Quartier entern und Vorziehen von Pkw und Hänger ans Endziel der Tour) endlich alle zusammen in der „Schnitzelwirtschaft“ bei gutem Essen und ausgelassener Stimmung auf die vor uns liegende Woche anstoßen, in der wir — dies mal vorweggenommen — keinen Tropfen Regen und nur Sonne mit wenig Wolken sehen werden.
Auch der eine oder andere Spruch für unsere Sammlung fließt bereits an diesem ersten gemeinsamen Abend über bier- und weinfeuchte Lippen direkt in mein kleines „Goldenes Buch“.
Endlich rudern — Ereignisse, die nicht in Vergessenheit geraten werden
Meditatives Rudern und der kleine Grenzverkehr
Für mich, die ich noch nie auf einem Fluss gerudert bin, ist schon der erste Tag auf der Oder ein phantastisches Erlebnis. Der Flotte Dreier, den ich heute erleben darf (wehe dem, der Böses dabei denkt!), gleitet fast geräuschlos auf der Oder — wenn man mal das Knarren, Jammern und Quietschen der Rollsitze der Kiellinie, die nicht weit von uns entfernt schwimmt, ausblendet. Die Natur um uns herum besticht durch liebliche Landschaften sowohl am polnischen Ufer, das an Steuerbord an uns vorbeizieht, als auch am gegenüberliegenden deutschen Ufer. Kleine Sandstrände mit Schilf, Gebüsch und alten Bäumen laden zahlreiche Reiher zum Verweilen ein. Als wir an ihnen vorbeirudern, erheben sie sich in die Luft und fliegen mit anmutig leichtem Flügelschlag mal eben rüber ins Nachbarland, machen eine kleine Pause bei ihren deutschen oder polnischen Freunden, um sich dann wiederum in das jeweilige Heimatland zu begeben. Hier fragt niemand nach einem gültigen Ausweis oder gar nach einer Einreisegenehmigung. Hier reist man frei nach dem Motto: „Hier bin ich Reiher, hier darf ich sein.“
Neben etlichen Reihern sehen wir in dieser Woche zahlreiche rote Milane und tatsächlich auch drei Adler über uns schweben. Kormorane, Schwäne, Enten, Gänse , Kiebitze, Möwen … kommen uns selbstverständlich ebenfalls ins Blickfeld.
Auch auf den kommenden Streckenabschnitten auf dem Oder-Spree-Kanal, der Oder, der Schwedter Querfahrt, der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, der Alten Oder und dem Werbellinsee kann man, so man denn möchte, die Seele baumeln lassen und sich vom Alltagsstress aktiv beim Rudern erholen. Man kann natürlich bei diesem Mannschaftssport auch soziale Kompetenzen durch beständige verbale Kommunikation trainieren, was am ersten Tag vor allem in der weiblich besetzten Kiellinie bewiesen wird. Die fröhlichen Gespräche und das Lachen werden lediglich von Kaupausen unterbrochen, wenn die verschiedenen „Fressboxen“ herumgereicht werden.
Flusskreuzfahrt mit mobilem Catering
Meine Eltern befinden sich zeitgleich zur „Tief im Osten“ Wanderfahrt auf einer Flusskreuzfahrt auf dem Rhein und berichten nahezu täglich von den Köstlichkeiten, die ihnen zu fast jeder Tages- und Nachtzeit serviert werden. Da lassen wir uns auf der Oder nicht lumpen! Na gut, zugegeben, „zu jeder Tages- und Nachtzeit“ klappt es nicht ganz. Da müssen wir noch ein wenig dran arbeiten. Dennoch ist unser clubeigener mobiler Cateringservice nicht zu unterschätzen. Morgens werden die Getränke bis an die Boote geliefert und mittags erwartet die Ruderer an 5 Tagen ein vom Catering-Landdienst liebevoll gedeckter Mittagstisch. Hier kommt jeder auf seine Kosten: Veganer — wenn wir sie denn unter uns hätten —, Vegetarier, Fleischarmesser, Fleischliebhaber und natürlich alle Leckermäuler. Dass das Personal ab und an mal ein Stück Kohlrabi, Paprika oder Brot bei der Zubereitung aus der Hand verliert, wird zwar mit teilweise deftigen Sprüchen begleitet — „nett kann jeder…“ —, aber dann essen wir auch mal ohne zu maulen vom Boden. Was uns nicht tötet, macht uns nur härter.
Abends suchen wir uns nette Restaurants in der Nähe unserer Nachtquartiere oder werden in unserer Unterkunft versorgt. Bei 13 Bestellungen gleichzeitig kommen die Kellner ab und zu durcheinander und freuen sich über so hilfreiche Hinweise wie: „Die Klöße sitzen dort drüben.“ Wir essen, was das Herz begehrt. Selbstverständlich werden auch ausreichend Getränke mit einem Hauch von Geistlichkeit bestellt. Wir lernen dabei auch so exotische Getränke wie Bier mit roter Fassbrause kennen. Als wir uns wissensdurstig an den Kellner wenden, um nachzufragen, was denn „rote Fassbrause“ sei, bekommen wir die klärende Antwort: „Na, det is Brause, die rot is!“. Alles klar?
Ein erhebendes Gefühl — Schleusungen
3 Kilometer nach unserem Start in Fürstenberg erreichen wir die „Schachtschleuse Eisenhüttenstadt“. Die erste der Schleusungen auf unserer Strecke vermittelt uns zunächst nicht unbedingt ein „erhebendes Gefühl“. Alle Boote werden mit Bootshaken an eigens dafür vorgesehenen senkrechten Stangen oder den seitlich an den Schleusenwänden angebrachten Leitern geführt, als die Schleusentore geschlossen und Wasser abgelassen wird. Nach bereits 10 bis 15 Minuten wird mir klar, warum dies die „Schachtschleuse“ Eisenhüttenstadt ist: Die Sonne ist schon bald nicht mehr zu sehen, die seitlichen, mit Algen bedeckten dunklen Wände wachsen direkt neben uns haushoch, und es wird merklich kühler. Kurz bevor die Schleusentore wieder geöffnet werden, schwimmen unsere nun winzig erscheinenden Boote 13 Meter tiefer in einem Schacht.
Diese Schleusung ist eine interessante Erfahrung, aber dennoch bin ich froh, als die Boote des EKRCs nacheinander mit einem 3-fachen „Hipp-Hipp-Hurra“ als Dank an den Schleusenwärter wieder auf den sonnigen Oder-Spree-Kanal gleiten und wir wenig später auf der Oder rudern.
Mit diesem Erlebnis im Gedächtnis fahren wir am Mittwoch in die „Schleuse Schwedt“ ein. Wir bewaffnen uns mit Bootshaken, konzentrieren uns auf das Mitführen dieser Piken an Leitern, Stangen o.ä. Alles, was wir hier jedoch finden, sind längsgespannte Seile, an denen man sich mit den Händen bequem festhalten kann. Wir sind bereit, nun kann es losgehen…! Bevor es allerdings losgeht — so erscheint es uns —, ist die Schleusung schon beendet. Wir sind wegen des Niedrigwassers ganze 10 cm transportiert worden! Mit einem Lachen auf dem Gesicht beginnt unsere Fahrt auf der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße.
Ausgesprochen erhebend ist der Transport unserer Boote im alten Schiffshebewerk Niederfinow, das für den Höhenausgleich zwischen der Alten Oder und dem Oder-Havel-Kanal sorgt. Nach einer recht langen Wartezeit in praller Sonne — hier kommen wieder ein paar Exemplare aus Christianes Schirmesammlung zum Einsatz — dürfen wir in die Schleusenkammer, die aus einer mit Wasser gefüllten Wanne besteht, einlaufen und werden zusammen mit der gesamten Wanne gen Himmel transportiert. Nach 34 Höhenmetern können wir auf Bäume und Häuser hinabsehen und wieder (fast) lautlos in den Oder-Havel-Kanal gleiten.
Zwei kleinere SB-Schleusen auf dem Weg zum Werbellinsee vermitteln Eindrücke, die auch mir als Greenhorn bekannt vorkommen: Man drückt auf einen Knopf, der Aufzug kommt, man steigt ein, die Tür schließt sich, man fährt nach oben, die Tür öffnet sich, man steigt aus. Ganz so einfach ist es bei einer Selbstbedienungsschleuse denn doch nicht. Auf dem Transport nach oben wird vor den Booten viel Wasser in kurzer Zeit in die Schleusenkammer eingelassen, was eine starke Strömung entstehen lässt. Man tut also gut daran, sich zu konzentrieren und das Boot bei der Schleusung gekonnt an seitlichen Leitern und Stangen mitzuführen. Auch hier heißt es mal wieder: „Wohl dem, der seinen Bootshaken immer gut im Griff hat.“
PPP = Pinkel-Pause in Polen
Für die gesamte Tour wird von ganz oben „vieeeeeel trinken“ in zahlreichen Trinkpausen angeordnet. Der vielgelobte Catering-Service sorgt täglich für ausreichende Mengen an Mineralwasser und Apfelschorle. Tatsächlich gibt es auch ein paar Sixpacks Isogetränke (wer hat die eigentlich bestellt?!?). Jeder hält sich bei etwa 24°C bis 35°C gern an diese Anweisung, und so rinnen täglich etliche Liter Flüssigkeit die Kehlen hinunter. Das wendet das Problem eines Kreislaufversagens durch Überhitzen und Austrocknen ab, macht aber mal wieder ein in Wanderrudererkreisen bekanntes anderes Problem deutlich: Das des noch nicht vollzogenen Einbaus von Damentoiletten auf GIG-Booten. Hilft nix, was oben an Flüssigkeit reinläuft, muss auch zum Teil irgendwo wieder raus. Die Schweißperlen rinnen beim Rudern zwar ständig über unsere Körper, aber der Rest will über einen anderen Kanal auch entsorgt werden.
Die Kiellinie mit ihrer Damencrew legt bereits am ersten Tag auf polnischer Seite an, um ihre Marke zu setzen. So kreieren die bedrängten Damen die PPP, während die Besatzungen der zwei anderen Boote noch verschämt auf eine Gelegenheit auf heimatlichem Boden warten. Die PPP gewinnt im Laufe der Wanderfahrt aber zunehmend an Bedeutung, obwohl es manchmal schwer ist, einen ausreichend großen Abstand zu den vielen polnischen Anglern, die sich mit Kind und Kegel besonders am Wochenende offensichtlich gern am Oderufer aufhalten, zu finden.
Shit happens
Die Kiellinie sorgt mit ihrer z.T. strömungsunerfahrenen Besatzung am zweiten Tag auf dem Weg von Fürstenberg Richtung Kienitz für einen lehrreichen Schreck: Die Strömung der Oder ist trotz des Niedrigwassers so stark, dass bei einer Havarie mit zwei an Dalben festgemachten Flussschiffen ein Skull zu Bruch geht. Nach einigen vergeblichen Versuchen, uns wieder freizubekommen, erscheint der Schiffsführer einer der Flussschiffe und bemerkt ganz trocken: „Was macht ihr da eigentlich? Steigt doch einfach aus und zieht euer Boot an Land.“ Wir wären nicht selbst darauf gekommen, dass direkt vor einem recht großen Ausflugsdampfer die Oder lediglich 60 cm tief ist!
Wir schaffen es nach diesem Tipp, auch mit tatkräftiger Unterstützung der Besatzung des Flotten Dreiers (vielen Dank dafür !), die Kiellinie wieder flott zu machen und rudern mit einiger Verspätung bis Kuhbrücke, wo wir nach spontaner Verkürzung der Tagesetappe unsere Boote an Land ziehen.
„Dette“ war originell, „wa“?
Am dritten Abend erreichen wir — auf Grund der Etappenumstellung dieses Tages mit dem Vereinsbus — unser heutiges Quartier in Kienitz. Die Boote haben wir gut in „Kuhbrücke“ (etwa 45 Minuten über Landstraßen entfernt) ablegen können. Von dort werden wir am nächsten Morgen Richtung Hohenwutzen starten.
Wir sind etwas spät dran, als wir kurz vor 19.00 Uhr im Gasthof „Zum Hafen“ ankommen. Unsere dem Besitzer des Gasthofs gegenüber geäußerte Befürchtung, dass hier womöglich zu späterer Stunde, nach Durchatmen und Duschen, die Küche kalt bliebe, wird mit einem freundlichen Lachen zerstreut: „Neee…, dette kriejen wa hin. Ihr sacht, wanna fertich seid und denn bestellt a, watta ham wollt. Keen Problem, wa?“ Seine Frau schiebt noch nach: „Wir sind ja schließlich Dienstleester! Uns macht dette Spasss, wa?“ Schön, dass es diese Einstellung in Deutschland noch gibt!
An diesem Abend serviert uns die Chefin persönlich sehr leckere Gerichte. Beim Nachtisch lernen wir den Unterschied zwischen „Rote Grütze West“ und „Rote Grütze Ost“ kennen.
Den „Spasss“ an der Dienstleistung im Gasthof „Zum Hafen“ spüren wir auch, als wir unsere Quartiere in der ersten Etage entern. Die Zimmer sind liebevoll mit gehäkelten Kissenbezügen, Nippes und zu Blüten und Schwänen gefalteten Handtüchern ausgestattet. Der im Flur befindliche Kühlschrank ist randvoll mit gut gekühlten Getränken, auf die sich einige Ruderer sofort stürzen und das erste Bier auf der Dachterrasse genießen. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Seitenarm der Oder und einen kleinen Sandstrand am gegenüberliegenden Ufer. Hier soll manchmal eine Biberfamilie zu sehen sein. Ich bekomme früh am nächsten Morgen immerhin einen wuscheligen Biberpopo vor mein Objektiv.
Originell ist auch die „Windritze“, durch die man vom Hof des Gasthauses zum Biergarten gelangt, oder der Wegweiser zum Parkplatz, der besagt „Zufahrt vom Panzer aus“. Dieser Panzer steht in der Ortsmitte von Kienitz und soll an den russischen Panzer erinnern, der bei der Befreiung 1945 als erster über die zugefrorene Oder rollte.
Als wir am kommenden Morgen nach dem Frühstück, das im Saal vor einer Theaterbühne eingenommen wurde, auf unseren Vereinsbusshuttle zu den Booten in Kuhbrücke warten, entdeckt Alex noch eine weitere Kuriosität in der Scheune des Gasthofs: Ein Gemälde von Walter Ulbricht steht verstaubt an eine Wand gelehnt, zwischen abgestellten Taschen, Sperrmüll und Werkzeugteilen.
Wo gibt’s denn sowas?!
Kulturfahrt auf der Hohenssaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße
Am fünften Tag der Wanderfahrt lernen wir auf der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße einen kleinen Teil der Kultur der damaligen DDR kennen. In dem klaren zum Baden einladenden Wasser des Kanals machen unsere Steuerleute immer wieder Köpfe aus, die sich, sobald wir ihnen näherkommen, schnell Richtung Ufer bewegen. Dort erheben sich die an den Köpfen befindlichen Körper jedoch nicht aus dem Wasser, sondern verharren — bei den Herren bis zum Bauchnabel, bei den Damen bis zum Hals — unter Wasser bis sich unsere Boote mindestens 100 Meter entfernt haben. Dann erst verlassen einige Badende das Wasser und ich wundere mich über das sanfte Beige, das aktuell wohl der dominierende Farbton der östlichen Bademode zu sein scheint.
Ich muss dazu bemerken, dass ich, anders als beim Autofahren, beim Rudern meine Fernsichtbrille nicht auf der Nase trage.
Als ich laut meine Verwunderung über die dezente Farbe äußere, ernte ich ein paar gutmütige Lacher und werde aufgeklärt: „In der damaligen DDR hatte die FreiKörperKultur einen ganz anderen Stellenwert als bei uns im Westen. Vielleicht weil man nicht immer alles kaufen konnte. Die Bürger der DDR hatten eben nicht so viel.“ Hier haben wir mal wieder ein gutmütiges Beispiel von „ … nett kann jeder!“.
Auf etlichen auf dem Kanal geruderten Kilometern begegnen uns immer wieder Hinter- und Vorderteile von nackten Schläfern, nackten Schwimmern, nackten Campern, nackten Grillern und nackten Anglern. Wir selbst bleiben jedoch standhaft und belassen unsere z.T. farbenfrohe Sportbekleidung dort, wo sie sich beim Verlassen der Schleuse Schwedt auch schon befand.
So, nun ist aber wirklich Schluss!
Es gäbe noch so viel zu berichten. Zum Beispiel vom Frauenbeauftragten der Gruppe (Alex, immer darum bemüht, uns Damen möglichst keine schweren Koffer tragen zu lassen), vom Frauenversteher (Uwe: „Mit vier Frauen im Auto — da kann ich um!“), von der immer tipptopp gestylten und mit fünf Taschen und Täschchen reisenden Andrea, von Bernd S. und seiner am ersten Rudertag gestellten Frage: „Rudern wir die ganze Woche auf der Donau?“ und von Ulrike M. mit ihrer Heiterkeit auslösenden Frage vor dem Aufbruch zum Nachtquartier: „Gehen wir zu Fuß, oder müssen wir laufen?“. Das alles und meine ständige Sorge um meinen blauen Fotosack und die beim Rudern häufig von mir gestellte Frage: „Kann ich jetzt mal ein Foto machen, oder stört das gerade?“ könnte im Loriot-Stil sicherlich prima aufgearbeitet werden. Darauf verzichte ich aber an dieser Stelle und schließe mit den Worten, die von Herzen kommen:
Vielen Dank an Michael, der diese Ruderwanderfahrt so umsichtig ausgearbeitet und mich davon im Vorfeld überzeugt hat, dass auch ich als „Ersttäter“ ohne Bedenken daran teilnehmen könnte. Ich hätte sonst etwas Großartiges verpasst!
Liebe Elke , vielen lieben Dank für deinen so anschaulichen und amüsanten Reisebericht . Unsere Erlebnisse und Erfahrungen mit und in den östlichen Tiefen sind wirklich gut getroffen. Auch ein Dankeschön für die vielen schönen Bilder und die Arbeit mit dem blauen Fotosack.. :))