Henley 2019

21. Juli 2019 | Von | Kategorie: Aktuell

US Navy Academy gewinnt Kings Cup in Henley

Ein Regattabesuch von „Walter Thiessens Enkeln“

Auf der traditionellen Royal Henley Regatta in Henley-on-Thames (UK) vom 4-7.Juli 2019 gewann der Ruder Achter der US Naval Academy den legendären „Kings-Cup“ mit weniger als 2 m Vorsprung vor dem Achter der Deutschen Bundesmarine. Beide Achter hatten sich auf der Traditionsregatta, die zum sportlichen und gesellschaftlichen „Royal Calendar“ zählt, durch  Ausscheidungsrennen über die 2.112 m lange Distanz gegen Militärmannschaften aus den Niederlanden, Frankreich, Canada, UK und Australien qualifiziert.

Lange Zeit lieferten sich beide Boote ein Bord an Bord Kampf, bis die US Mannschaft im Endspurt die Nase nach vorne schieben konnte. Delegationsleiter Admiral Rühle – seines Zeichens Vizeinspekteur der Bundeswehr und aufgewachsen in Kiel – war hoch zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft, deren Mitglieder alle in der Sportkompanie in Hamburg stationiert sind. „Dafür, dass wir relativ wenig zusammen trainieren konnten, war das eine hervorragende Leistung!“

Ein interessantes Detail dabei:  In der anlässlich eines „Runden Geburtstages“ angereisten Fangruppe „Walter Thiessens Enkel“ vom Erster Kieler Ruder-Club waren mit Harald Schulz und Martin Lorenzen zwei Ruderer, die 1980 – damals Soldaten der Sportfördergruppe – für einem Deutschen Auswahlachter nominiert waren. Dieser Achter hatte beim letzten Aufeinandertreffen mit der Naval Academy 1980 beim 5 ½ Meilen langen Rennen des Head of Schuykill in Philadelphia die US Boys mit 2,156 Sekunden geschlagen. Eine Wochen zuvor beim Head of Charles lagen die US Boys noch 8 Sekunden vor dem Deutschen Auswahlachter. „Der Stachel muss lange und tief gesessen haben, so wie die sich gefreut hatten!“, kommentierte Luschi den Sieg der Naval Academy.

Die Royal Henley Regatta ist die älteste Ruderregatta der Welt und wird seit 1838 in dem Ort Henley-on-Thames nordwestlich von London ausgetragen. Lediglich während der Weltkriege fiel die Regatta aus. So eine gesellschaftliche Großveranstaltung war in Zeiten der Entbehrung einfach nicht opportun, und die meisten Ruderer waren an der Front. Auch im Jahre 1919 – 8 Monate nach Ende des 1. Weltkrieges – war man noch nicht bereit. Aber es waren noch unzählige alliierte Soldaten auf der Insel stationiert und so kam es zu der Idee der „Peace Regatta“ – mit nur einem Rennen, in dem die Streitkräfte der Siegermächte im Achter gegeneinander antraten. Der Pokal wurde höchstpersönlich von König George V an die siegreichen Australier übergeben.

100 Jahre später dann im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Kriegsende die Idee eines Revival – diesmal zusammen den damals unterlegenden Deutschen. Ein weiteres Novum in Henley: In jedem Boot mussten 2 Frauen sitzen, so wurde erstmalig seit 180 Jahren in gemischten Booten gerudert. Eine Hommage an die vielen Frauen, die heute gleichberechtigt in allen teilnehmenden Streitkräften an der Seite der Männer ihren Dienst tun.

Der neue Pokal des „Kings-Cup“ wurde übrigens aus traditionellen Metallstücken dieser Nationen gefertigt. Aus Teilen von gesunkenen Schiffen, die englische Königin steuerte Metall vom Dach der Kapelle bei und Deutschland stiftete Messing des Segelschulschiffs  Gorch Fock – jetzt wissen wir endlich wofür das ganze Geld gelandet ist…..

Erfreulich aus deutscher Sicht auch der souveräne Start Ziel Sieg von Oliver Zeidler im Einer-Rennen um den legendären „Diamond Skull Pokal“. Zeidler, der erst seit wenigen Jahren rudert, konnte sich im Finale souverän gegen den holländischen Skuller durchsetzen. Auch er war begeistert von der Atmosphäre in Henley. „Es gibt in der Welt  kein anderes Rennen, wo über 70.000 Zuschauer die Ruderer vom Start bis zum Ziel der über 2 km langen Strecke anfeuern!“ Über seine nächsten Ziele: „ Auf der WM in Österreich eine Medaille und dann die Olympiade in Tokyo…!“ Oliver Zeidler zählt schon heute zu den Favoriten. Der letzte Olympiasieger Mahe Drysdale saß in Henley im Neuseeländischen Achter, der überlegen den Grand Challenge Cup gegen den Achter des Olympiasiegers von 2016 aus Großbritannien gewann.

Die Fangruppe Walter Thiessens Enkel – teils alterfahrene Henley Besucher und Neulinge, Ruderer und Nichtruderer waren sich einig. Henley ist ein Besuch wert und hoffentlich gibt es beim EKRC Sommerfest am 31. August auch Pimms. Die Kleiderordnung wird gewiss etwas lockerer sein.

Harald Schulz (Grommeck)

PS: Wer war Walter Thiessen oder auch nur „Walter T. aus R.“ genannt? Walter Thiessen war langjähriges EKRC Mitglied und Oberstudienrat in Rendsburg und ein großer Förderer des Schülerruderns in Rendsburg. Und er war der nach meinem Wissen einzige EKRC Steward der Royal Henley Regatta, von der er regelmäßig berichtete.

Text und Bilder: Harald Schulz

3 Kommentare zu “Henley 2019”

  1. Bernhard Kaczenski sagt:

    Ein toller Beitrag, der Lust darauf macht, selbst einmal in Henley dabei zu sein.

  2. Nun gäbe es über Ruderkamerad WT aus R sicherlich noch einiges anzumerken, aber es gilt:

    Jungs schafft Euch Erinnerungen!

  3. Ulla Thiessen sagt:

    Die Tochter von Walter Thiessen war selbstverständlich auch wie immer dabei in Henley und ist enttäuscht (beleidigt), dass seine “Enkel” sich nicht bei ihr gemeldet haben!!! Zufällig war der Freund einer Bekannten in der US Navy crew, mit dem ich gesprochen habe, und die Mannschaft und Trophäenübergabe fotografiert

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