Grünkohlessen und Wanderung
Ich war auf dem Weg nach Bordesholm zum Hotel Carstens, Treffpunkt für die Wanderer vor dem Grünkohlessen, und wäre dabei wegen des dichten Nebels fast an der Ausfahrt nach Blumental vorbeigefahren.
Um 10:50 Uhr ging es dann auf Pfiff los, 24 Leute, 4,8 km rechts um den See herum, immer schön am Ufer des Bordesholmer Sees entlang.
Ein uns entgegen kommender beleibter Stockerpel sprach von Überflutungen, die noch vor uns lägen: Also Abenteuer in Sicht, die Stimmung stieg. Tatsächlich war der Wanderweg an einer Stelle etwas überschwemmt, so dass wir über Stöcke balancieren mussten. Die Läufer kamen uns entgegen: Abklatschorgie
Erstaunlich pünktlich um 12:00 Uhr erreichten wir den Kirchenbereich und erhielten im Gewölbekeller einen Punsch. Unsere Führung, Herr Nils Claussen, zeigte uns dann die Kirche.
Mir fiel als erstes ein Sarkophag im Mittelgang auf. Auf ihm liegend Anna von Brandenburg und Friedrich I von Schleswig-Holstein-Gottorp, wie sich herausstellte, er der Herzog, in einer Rüstung vom Fuße bis zum Kopf. Welcher Kontrast: ein Krieger in der Mitte eines Gottesraumes, eines Raumes der Liebe.
Nach seinem Tode wurde Friedrich I drei Wochen aufgebahrt. Das muss bis nach Frankreich gestunken haben, denn schließlich wurde die Aufbahrung unter Napoleon verboten.
Unsere Führung konnte gut Geschichten erzählen. Eine geht ungefähr so: Die Überreste des norddeutschen Missionars Vicelin waren inzwischen, nach der Reformation, zu Reliquien eines Heiligen geworden und weckten gewisse Begehrlichkeiten auch im entfernten erzkatholischen Bayern. Es kam eine Abordnung mit der Bitte, die Gebeine des Vicelin ihnen zu überlassen, denn diese hätten doch jetzt im reformierten Schleswig-Holstein für die Gläubien keine Bedeutung mehr. Die Bordesholmer hatten den Braten schon gerochen und Vicelin extra deswegen ein neues verstecktes Grab gegeben. Die Bayern mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Leider hat man die Überreste von Vicelin bis heute nicht wiedergefunden.
Ebenso musste der Brüggemann-Altar vor den bayerischen Begehrlichkeiten ausquartiert werden, und zwar in den Schleswiger Dom, wo er heute noch steht.
Eine andere Geschichte handelte von vier Löwen am Sarkophag eines Pogwischs, eine von einem Schwan und Dithmarschen, usw.
Zurück in Carstens Gasthof. Eine kurze Bekanntgabe der Sieger von Bernd Klose (Gewinner waren Barry Hayes und Simon Kuwert), eine Begrüßung von Frank Engler und danach endlich Grünkohl satt, sehr schmackhaft.
Danach geselliges Knobeln, Dart, Würfeln, von jung bis alt, in bester sportlichen Einstellung: durchaus ehrgeizig, aber gleichzeitig sehr fair: Wie grandios beim Kegeln von der Leitung mit dem Probewurf umgegangen wurde!
Wie einige trotz offensichtlicher körperlicher Handicaps ihr bestes gaben und von Zuschauern angespornt und beim Kegeln auch noch bei schließlich drei versumpften Luschen echt bedauert wurden!
Mit dem Preise Ziehen fand das Fest schließlich ein schönes Ende.
Eins ist klar: Bier nach Rudern schmeckt am besten,, aber auch Bier mit Grünkohl nach Wandern schmeckt lecker.
Vielen Dank für das gelungene Fest, Frank und alle Helfer.
Wilfried Leuth