Die Vereinszeitschrift des Hamburger Traditionsvereins Favorite-Hammonia nennt den seit 1992 ausgetragenen Fari-Cup stolz die „nach Rollsitzen drittgrößte Regatta der Welt“. Egal, ob es stimmt, der EKRC trägt dazu jedenfalls kräftig bei: Um 7 Kieler Gig-Vierer und einen Gigachter in Hamburg an den Start zu bringen, reicht weder unser Bootspark (danke, ORRC Wiking!) noch unser neuer Hänger (danke, ARV!) aus – und da sind die Kieler, die in Renngemeinschaften in Booten anderer Vereine gestartet sind, noch gar nicht mitgerechnet.
Die Veranstaltung ist also tatsächlich groß. Das hat leichte Nebenwirkungen: Wegen der schmalen Alsterarme ist die Regattastrecke nur einspurig befahrbar – alle Achter müssen oben an der Ohlsdorfer Schleuse versammelt sein, bevor das erste Boot auf die 7600m-Strecke gehen kann. Auch den Vierermannschaften ergeht es auf ihrem Weg zum Start nicht besser – 150 Boote haben sich frühzeitig wie Perlen auf der Schur zu sortieren, damit am Start zur 4.200 m langen Strecke kein Chaos entsteht. Da kann man dann je nach Startnummer schon mal anderthalb Stunden warten, was insbesondere die Leidensfähigkeit der Blasenschwachen strapaziert – in diesem Jahr warten wir aber immerhin bei Windstille und Sonnenschein. Einige Mannschaften haben Zeitungen dabei, andere Lunchpakete…
Eine andere Nebenwirkung der gewachsenen Regatta ist die Ernsthaftigkeit der Fahrtordnung. Um unerfreuliche Begegnungen der gnadenlos um Sekundenbruchteile kämpfenden Ruderer mit anderen Wasserlebewesen (ja, auch im November treiben unvorsichtige Stehpaddler seelenruhig durch die Regattastrecke, zur hörbaren Verzweiflung des Regattasprechers, der nur mühsam die hanseatische Contenance wahren kann) zu vermeiden, ist die Regattastrecke neuerdings an potenziellen Konfliktpunkten mit großen gelben Bojen markiert, die – wie auch wir jetzt wissen – zu UMfahren sind. Zuwiderhandlungen werden mit großzügigen Strafzeiten geahndet, mehrfache Zuwiderhandlungen auch mit mehrfachen Strafzeiten – da kennen sie nichts, die Hamburger.
Letzte erwähnenswerte Nebenwirkung der Großveranstaltung: Die Siegerehrung auf der für alle Teilnehmer viel zu kleinen Terrasse geht im allgemeinen Trubel unter. Verschwitzte wie frisch geduschte Ruderer tauschen sich unter Zuhilfenahme von Kaltgetränken über ihre – im Laufe des Abends meist größer werdenden – Heldentaten der nun beendeten Saison aus. Der etwas hilflose Medaillen-Verteiler hängt im Gewühl bedenkenlos jedem ein Radaddel um den Hals, der sich als Sieger irgendeines Rennens zu erkennen gibt.
Zur Statistik des sonnigen Nachmittagsvergnügens:
Den Anfang für den EKRC machte Meister Ulf Beck, der eine erfolgreiche Rennbootsaison mit seinen Bremer Freunden auch im Renndoppelvierer beenden wollte und dafür mit der Mannschaft der Altersklasse E den Start in der offenen Klasse riskierte – das hätte beinahe sogar funktioniert: nur 15 Sekunden Vorsprung hatten die fast 30 Jahre jüngeren Sieger.
Den ersten Sieg mit der schnellsten Zeit aller gestarteten Frauen Gig-Doppelvierer holten dann stattdessen die Frauen in RGM mit dem Rendsburger RV: Jessica Liebe, Janine Howe, Lena Fritze und Johanna Charlotte Böttcher, Stm. Matti Stolzenburg vor dem zweiten Boot mit Kieler Beteiligung: Anna Brinkmann, Leslie Matthiesen, Mona Flathmann und Jollen Heddes, Stfr. Hannah Nakielski brachten fast eine weitere Minute zwischen sich und den Rest des 8-Boote-Felds.
Der F-Doppelvierer mit Siegfried Schürmann, Arne Kaßbaum, Stefan von Weydenberg Dieter Leptien am Schlag und Stm. Olaf Lenz landete auf Platz zwei, mit 14 Sekunden hinter dem Sieger, aber mit drei Minuten Luft zu den drittplatzierten Bergedorfern.
Noch dichter rückte der Mixed-Gigdoppelvierer mit Rolf und Ulrike Zumegen, Dorit von Weydenberg und Georg Moll, Stm. Kaller Brandt den favorisierten späteren Siegern auf den Leib: Nur 8 Sekunden trennten sie nach 4200m von der Renngemeinschaft um Karin Kolbe und Ernst Pawlowski.
Im Masters-Frauen Gigdoppelvierer der Altersklasse C machten die Ruderinnen des EKRC erneut die ersten beiden Plätze untereinander aus: Die Nase vorn hatten unter dem Kommando von Stfr. Rona Schulz Susan Arndt und Gaby Schulz mit der schnellsten Zeit aller Frauen Masters Gigdoppelvierer, die sich dafür Unterstützung aus Offenbach und Schleißheim geholt hatten und mit ihrem Sieg den namensgebenden Fari-Cup im Vierer gewannen.
Die zweitplatzierte Mannschaft mit Martina Suer, Meike Gallert, Andrea Suhr und Regina Klein konnte unter der Regie von Julia Creutzburg immerhin vier weitere Boote hinter sich lassen.
Die eindrückliche Liste zweiter Plätze wird geschlossen durch den Männer-Vierer der Altersklasse E, in dem sich Sven Lorenzen, Matthias Böhm, Lutz Besch und Martin Lincke mit Stm. Volker Frantz in der Mitte des 3-Boote-Feldes platzierten.
Während die vorgenannten ihre Boote längst wieder an Land hatten, ging endlich auch der Gigdoppelachter gesteuert von Claus Riecken mit Markus Vogel, Thomas Blicke, Gunnar Meyer, Bernd Klose, Ingmar Schulz, Carsten Riemann an den Start, der sich – verstärkt um zwei begehrte „Schnellmacher“ aus Hamm – zum Ziel gesetzt hatte, den im letzten Jahr mit Schweriner Beteiligung errungenen Pokal für den schnellsten Gigachter zu verteidigen. Nach geruderter Zeit gar kein Problem: Über eine Minute lag zwischen unserem Boot und den Konkurrenten. Aber wir hatten das Kleingedruckte nicht ordentlich gelesen – und zwei Zeitstrafen à 30 Sekunden waren die Konsequenz. Damit hatten wir immer noch etwas Vorsprung, der dann aber von der Altersklassen-Zeitgutschriften-Regelung für die Pokalvergabe eingeschmolzen wurde. Am Ende fehlten in der Zeitberechnung 8 Sekunden, um den Arno Kruse Pokal wieder mit nach Kiel zu nehmen… Was soll`s? Im nächsten Jahr sind wir schlauer, und Spaß gemacht hat es trotzdem!
Bericht von Gunnar Meyer