Sommerfest – 40 Jahre Frauenrudern im EKRC
»Und was feiern wir im nächsten Jahr?« fragte sich so manches Mitglied aus Angst, nach den turbulenten Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum dieses Jahr in ein tiefes Loch zu fallen. Schon rechtzeitig im Laufe des letzten Jahres fand sich jedoch die rettende Idee. Ein neuer Jubiläumsball war nicht drin, aber das Sommerfest konnten wir wieder ausgiebig feiern, diesmal unter dem Motto »40 Jahre Frauenrudern im EKRC.«
Los ging’s am Samstag Nachmittag auf der EKRC-Festwiese bei schönem Sommerwetter. Bei Kaffe und Kuchen, Bier und Wein sowie der musikalischer Begleitung durch die EKRC-Clubband »Music and Row Company« wurden die Clubregatten ausgetragen. Über 50 Anmeldungen für zehn Rennen mit immer wieder wechselnder Besetzung in den verschiedensten Bootsklassen zeigen, dass diese Veranstaltung inzwischen bei den Mitgliedern angekommen ist.
Mit gemischten Gefühlen gingen die Ruderer an den Start. Denn ein steifer Ostwind blies eine Welle an unseren Steg, bei der unter normalen Umständen keiner auf’s Wasser gegangen wäre. Aber dies war ja kein normaler Nachmittag, schließlich waren wir zum Feiern da und da lassen wir uns doch nicht von einer blöden Welle zu Kaffe und Kuchen ins Festzelt verbannen.
Bereits auf dem Weg zum Start waren viele Boote schon so vollgelaufen, dass gelenzt werden musste und nach dem Rennen stand das Wasser zum Teil bis zu den Sitzen, so dass bei jedem Wechsel die Boote aus dem Wasser genommen und ausgeleert werden mussten. Teilweise glich das Geschehen auf dem Wasser weniger einer Ruder- als einer Badeveranstaltung, aber die meisten Teilnehmer hatten doch ihren Spaß und ich einmal wieder spannende Bilder. Die Jugend war sogar so heiß auf eine weitere Wasserschlacht, dass sie ihr Zweierrennen nach einer regelwidrigen Bahnauslegung des führenden Bootes noch einmal wiederholen wollten. Dass beim zweiten Durchlauf einer der Zweier schlichtweg abgesoffen ist, tat der Begeisterung nur wenig Abbruch.
An Land hatte Bernd Klose das Geschehen fest im Blick und kommentierte es aus Sicht der Rennleitung, so dass auch im Festzelt bei Kaffe und Kuchen alle jederzeit im Bilde waren. Nachdem das erste Rennen noch pünktlich gestartet war, viel die gut durchdachte Regattaplanung im weiteren Verlauf mit einer auf die Bootswechsel optimierten Rennfolge schnell wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Unvermeidbar war so die Entscheidung, die letzten Rennen, insbesondere die Achterrennen abzusagen. Denn Rudern hin oder her – das anschließende Buffet wollte deswegen keiner sausen lassen!
Als Erstes die Sieger
So verlagerte sich das Geschehen zum »offiziellen« Teil auf die Terrasse. Erst kamen die Medaillen. Als Sieger der Wasserschlacht um den traditionellen Clubeiner durfte einmal mehr Henning Hardell den zugehörigen Wanderpokal in Empfang nehmen.
Es folgte weiteres Gold aus den Händen von Gaby Schulz und Bernd Klose, bevor Heiner Ketelsen noch einmal berichtete, wie auf seine Initiative hin die Grundlage für die heutige Veranstaltung gelegt wurde. Drei Anläufe hatte er gebraucht, bis er im Jahre 1973 endlich mit einer Stimme Mehrheit durchsetzen konnte, das Wort »männlich« aus der Satzung des EKRC zu streichen [1]. Nach einem Grußwort von Heide Bennecke, Frauenbeauftragte des Schleswig-Holsteinischen Ruderverbandes, brachte Harald Schulz Moderator in einer lockeren Talkrunde weitere historische und aktuelle Facetten zu dem Thema an das Tageslicht. Neben den großen sportlichen Erfolgen der Frauen in den letzten 40 Jahren konnte insbesondere nicht unerwähnt bleiben, dass in der ewigen Bestenliste des EKRC inzwischen mit Gaby Schulz eine Frau die Spitze eingenommen hat.
Auf der Terrasse wurde es langsam kühl und immer mehr verstohlene Blicke strichen in den Saal, wo bereits das Buffet wartete. Endlich die erlösenden Worte unseres Vorsitzenden und die Schlacht am »Kleinen Sommerbuffet« war eröffnet!
»Musik der letzten 40 Jahre« standen im weiteren Abend auf dem Programm. Während die eher kommunikationsaffinen Teilnehmer ihren Schwerpunkt langsam an den Tresen verlagerten, versuchte »DJ Felix«, die Tanzfläche zu füllen. Nach einem durchwachsenen Start hatte er schließlich Erfolg und die Jugend schaute amüsiert bis fassungslos zu, wie ihre Eltern zu Klängen von Rolling Stones, Golden Earring oder Deep Purple begannen, die 68-er Exzesse ihrer Jugend noch einmal hemmungslos Revue passieren zu lassen. Mit der Musik wurden dann im weiteren Verlauf des Abends – abgesehen von einigen hyperaktiven Dauertänzern – die Aktiven immer jünger und schließlich schauten die »alten Säcke« der Jugend aus sicherer Entfernung von der Bar weiter zu.
Erst weit nach Mitternacht hat dann auch der harte Kern endlich kapituliert.
Fortsetzung am Sonntag
»Nach dem Morgenrudern treffen wir uns zum Katerfrühstück in unserem Festzelt« hieß es auf der Einladung. »Wer nicht rudert, kriegt dann wohl nix ab« dachten wir uns also und trafen uns zur Sicherheit wie gewohnt am nächsten Morgen zum Rudern.
Die Förde glich immer noch eher einem Kartoffelacker als einem Ruderrevier und so machten wir uns auf dem schnellsten Weg hinüber in die Schwentine. Für Frank Kruse war es Premiere und nicht nur er genoss Sonne, Ruhe und Beschaulichkeit auf unserer Fahrt in den »Amazonas des Nordens«. Auch für mich gab es etwas neues, konnte ich nach über 15 Jahren Rudern in Kiel doch die legendären Schwentineschildkröten durch eigene Anschauung endlich aus dem Bereich der Fabelwesen in die Realität überführen.
Bei der Rückkehr über die Schwentine, mit Blick auf zwei Kreuzfahrer in der Morgensonne, hörten wir schon weit über das Wasser Klänge der »Get Happy Jazz-Band«, die bereits zum Jazz-Frühschoppen aufspielte. Im und um das Festzelt herrschte schon wieder reges Treiben, auch wenn im Zelt durchaus noch Platz für mehr Teilnehmer gewesen wäre.
Bei Matjesbrötchen, Würstchen, Bratkartoffeln mit Spiegelei Musik und Sonnenschein ließen wir schließlich die die Seele baumeln und ein gelungenes Sommerfest langsam ausklingen.
Unser Vergnügungswart Frank Engler hatte, diesmal mit Unterstützung eines kleinen Festkomitees, wieder einmal ein gelungenes Sommerfest vorbereitet. Vielen Dank an ihn und alle Helfer!
Mir bleibt so nur noch die bange Frage: »Und was feiern wir im nächsten Jahr?«
Hans-Martin Hörcher
Die Ergebnisse der Clubregatta
- Clubeiner: Henning Hardell
- Mixed-Doppelzweier Jugend: David Kerscher, Leonie Haass + Hauke Hämerling, Benjamin Mattern
- Männer-Doppelvierer: Arne Kaßbaum, Dirk Wernicke, Frank Kruse, Barry Hayes, Stfr: Christina Dunsing
- Mixed-Doppelzweier: Rona Schulz, Harald Schulz
- Mixed-Doppelvierer, 1. Lauf: Dirk Wernicke, Arne Kaßbaum, Luzzi Liebelt, Patrick Hayes, Dorit v. Weydenberg
- Mixed-Doppelvierer, 2. Lauf: Anne Vogt, Thomas Schröder, Barry Hayes, Claus Höppner, Michael Böhmer
- Mixed-Doppelvierer Jugend: Leonie Haass, Julian Schröder, Michael Stoltenberg, David Kerscher, Benjamin Mattern
- Mixed-Doppelvierer, Einladungsrennen: Harald Schulz, Martin Lorenzen, Rona Schulz, Katharina Lorenzen, Gaby Schulz
[1] Wer diese Geschichten noch einmal nachlesen möchte, dem sei ein Blick in die Rubrik »Historische Notizen« der Clubmitteilungen 04/2006 empfohlen. Dort haben wir das Thema bereits schon einmal aufgegriffen und ausführlich behandelt.
Tepora mutantur et nos mutamur in illis
Wer hätte das gedacht? Nach den schwierigen anfänglichen Bemühungen der Damen, in die abgeschottete Herrenwelt des EKRC „einzudringen“, zeigte sich beim diesjährigen Sommerfest ein harmonisches Miteinander sowohl im Boot als auch auf dem Tanzboden.
Es hat uns viel Freude bereitet, das Jubiläum „Vierzig Jahre Damenrudern“ auf schwungvolle Art zu begehen.
Jawohl, die Zeiten ändern sich – und wir in ihnen!
„Aufregend und etwas nass“ sind die Worte, die mir spontan zu meinem ersten Sommerfest des EKRC einfallen.
Überraschend kam für mich die Frage, als Ruderanfängerin an einem Interview der KN teilzunehmen und so saß ich bald zusammen mit den herausragenden Sportlerinnen des Clubs im Achter. Ich fühlte mich sehr geehrt.
Gefreut hatte ich mich danach auf meine erste Rennerfahrung. Obwohl dann das Boot halb unter Wasser stand, ich Mühe hatte, die Skulls festzuhalten und einen dicken Krebs gefangen habe, hat es einen Riesenspaß gemacht!
Nach der anschließenden Siegerehrung wurde ich unter dem Motto 40 Jahre Frauenrudern nochmals nach vorne gebeten, um meine Eindrücke über den Club als Neumitglied zu schildern. Nach all dieser unerwarteten Aufregung gab es endlich etwas Leckeres zu essen. Ein rundum schöner Tag.
Ich muss wirklich sagen, beim EKRC mit dem Rudern anzufangen, war eine meiner besten Entscheidungen der letzten Jahre. Ich fühle mich hier einfach pudelwohl oder besser: wie „ein Fisch im Wasser“.
Eine tolle Veranstaltung!
Angefangen vom Unterwasserrudern bis hin zum Tanzen, direkt nach der Einnahme eines opulenten Buffets, eine rundum seefeste Angelegenheit.
Das Besondere aber war die Versammlung auf der Terrasse mit der Geschichte und Geschichten des EKRC, mit der Entwicklung des Stellenwertes der Frauen im Verein und der Klärung der Frage, wer hier die Pokale einfährt.
Engagiert, charmant, wunderbar!
Anne Vogt liked this on Facebook.