Sommertour 2016 oder „Die Wanderfahrt der Tiere“ (von Reh und Rabe)

16. September 2016 | Von | Kategorie: Freizeitsport

Wenn man so wie ich zu seiner ersten Ruderwanderfahrt aufbricht ahnt man noch nicht, welche Geheimnisse eine solche birgt. Dies betrifft die Strecke an sich, das Wetter natürlich und welche neuen Dinge man zu sehen und zu hören bekommt. Besonders dann, wenn man in einer vereins- und länderübergreifenden Truppe unterwegs ist. Aber lest zunächst selber, welche Protagonisten mit an Bord waren und wie sich die Gemeinschaft findet.

DIE WANDFAHRT DER TIERE

Vor nicht allzu langer Zeit beschlossen die Tiere der nördlichen Ebene Ihre Freunde aus dem südlichen Dschungel zu einer Wanderung einzuladen: Eine Wanderung auf Ihren schönen Flüsse, Fuhrten und Pfaden, auf dass die Südländer alles kennenlernen sollten. Die Einladung wurde überbracht und nun musste ein Leittier bestimmt werden: Die Wahl fiel auf den stolzen Hirschen CR! Dieser wurde sich allerdings schnell klar darüber, dass er wohl auch wegen seiner unermesslichen Toleranz und Frustfestigkeit zu dieser zweifelhaften Ehre kam. Aber was soll’s: Ein Hirsch ein Wort! Er machte sich an die Arbeit und suchte sich als erstes einen Diener, der tat was er sollte und nicht widersprach: Der Esel V war da gerade recht. Als die Kunde von der bevorstehenden Wanderung die Runde machte, meldeten sich sogleich noch andere Helferlein: zur Sicherung des Hab und Gutes der kleine Meldehund H, für die Versorgung und das Wohlergehen aller das Huhn I, für die schweren Dinge der Bär H, zur Beobachtung der Lage die Katze U und der Windhund A, schnell dabei auch das Reh M und die Möve B zur intellektuellen Überwachung und natürlich immer dabei die weise Eule P und der kräftige Ackergaul U! Zu guter Letzt meldet sich auch noch der Rabe CH an, welcher für seine Klugscheißerei gefürchtet war. Was für eine Wandertruppe!! 

Gespannt wartete man auf die Dschungelbewohner, wie die denn wohl waren? Manche kannte man aus Erzählungen und Märchen: den Löwen C, den Orang-Utan P oder den Wasserbüffel G. Aber andere auch nicht. Und dann kamen sie an, nach einer langen Reise: zu aller Überraschung reiste der Büffel mit seiner Schnecke an, welche ihm jeden Abend das Haus bereitete. Auch das Zebra S und die Giraffe M waren dabei, weiterhin der Gepard A und die Antilope M! Nach großem Hallo und Beschnuppern setzte Hirsch CR zur Begrüßung an, nur um gleich von dem Meldehund unterbrochen zu werden: “ Wir sind jetzt schon zu spät!“ woraufhin die Eule P sagte: „Nun mal ruhig bleiben, wir fangen ja gleich an!“ Also setzte der Hirsch wieder an und erklärte die Route: „Das sind ja Brücken, müssen wir unterdurch? Machen die für mich auf?“ fragte sofort die Giraffe M. Der Gepard A lag währenddessen gelangweilt auf der Mauer und dachte sofort an seine Arbeit im Kindergarten. „Und wie sind die Nachtlager verteilt?“ fragte das Reh M, sie wollte auf keinen Fall mit dem Löwen C oder dem Bären H den Platz teilen müssen! Der Windhund A hatte in der Zeit schon mal die Hälfte der Strecke abgelaufen und war sich mit der Möve B einig: „Alles gesehen, wir können eigentlich schon wieder nach Hause!“ Der Hirsch CR rollte mit den Augen, schüttelte sein Geweih und machte einen neuen Anlauf: „Also….“ „Müssen wir die ganze Strecke auf einmal gehen?“ fragten gemeinsam die Antilope M und das Zebra S. Der Orang-Utan P saß die ganze Zeit regungslos auf dem benachbarten Baum. Jetzt kletterte er mit langsamen Bewegungen hinunter zur Versammlung, ließ sich vor den beiden umständlich nieder und sagte: „Wenn ihr mich immer gut pflegt, mir die Läuse aus dem Pelz holt, zieh ich Euch mit durch!“ „Abgemacht“ sagten die Beiden mit einer Stimme. Der arme Hirsch CR versuchte es noch einmal: “ ALSO, wenn wir ……“ „Können wir das nicht viel einfacher machen, wenn wir….“ fiel ihm die Katze U ins Wort, sprach ihren Vorschlag aber lieber nicht ganz aus. Das Huhn I scharrte im Sand und dachte: “ Ob das heute noch was wird?“ Der Hirsch war am Verzweifeln, wollte das aber nicht zeigen und wandte sich hilfesuchend an die Eule P, welche auch gleich das Zeichen verstand und anhob: “ Ja…..“ Weiter kam sie nicht! „Lass es uns doch so machen“ hob, wie schon befürchte, der Rabe CH an und versuchte die ganze Bagage zu belehren. Da platzte dem alten Ackergaul U der Kragen: „Nun lasst uns erst mal anfangen, der Rest findet sich schon!“ Und wie er da so stand, der Rücken krumm wie eine Mondsichel, die Hinterläufe ein bisschen wackelig, aber wache Augen und Vorderläufe wie zwei Schraubzwingen, da konnten die anderen nicht anders und stimmten ihm zu.

Da gehen sie nun auf die große Wanderung und werden sich immer wieder streiten, versöhnen, gemeinsam saufen und ruhen, sich rügen und auch helfen. Und sie kommen immer weiter, sie lernen sich kennen und respektieren und freuen sich schon während der gemeinsamen Wanderung darauf, im nächsten Jahr was anderes zu entdecken. Man denke nur an die Berge: Gemsen, Adler, Murmeltiere oder Zapfhähne, was gäbe es da alles zu sehen! Und da sie nicht sobald sterben wollen, wandern sie noch viele Jahre weiter!

 

Da waren wir nun alle zusammen und wir als Kieler gefordert, unseren Gästen vom Club Frankfurt Sachsenhausen die Gewässer vor unserer Haustür näher zu bringen – und sie auf das hiesige Wetter vorzubereiten. Da der Norddeutsche an sich eher zu den optimistischen Menschen gehört, wird strömender Regen am ersten Tag sogleich damit kommentiert, dass man am ersten Tag noch nie Regen erlebt habe, die schwarzen Wolken gleich vorüber ziehen und am Horizont ein heller Lichtstreif das bevorstehende Sonnenwetter ankündigt. Ich weiß nicht, ob unsere Ruderfreunde uns Glauben schenkten, aber siehe da: unsere optimistischen Wetterprognosen traten mit dem Aufriggern der Boote ein, sodass wir die erste Etappe auf der Treene von Süderhöft nach Friedrichstadt trockenen Fußes bestreiten konnten. Zugegebenermaßen hat es uns zwischendurch und kurz vorm Ziel doch noch  heftig nass erwischt, aber zu irgendetwas muss mein gerade frisch erstandener Südwester ja gut sein! Vermutlich hing dann auch die Frage einer auf einer Bank vor ihrem Haus sitzenden Dame an den Windhund A, ob wir denn zur Jugendherberge wollten, vielleicht auch damit zusammen, dass wir entweder dann doch nicht mehr so „taufrisch“ wirkten oder wir alle so jugendlich aussahen, um natürlich in einer Jugendherberge zu nächtigen. Noch während wir eifrig überlegten, ob wir das als Lob oder Tadel auffassen sollten, kam schon die empörte Replik der Dame, dass die Welt nun also doch nobel zugrunde gehen würde. Die Frage, ob wir ihrer Meinung nach in ein „ordentliches“ Hotel gehörten oder nicht, ließ sich auch nach Calvados und Mispelchen nicht abschließend klären.

Die nächste Etappe führte uns von Friedrichstadt mit der Tide Eideraufwärts bis zur Schleuse Nordfeld und dann weiter bis Süderstapel. Die Eider mäandert sicher zehnmal um denselben Kirchturm herum und wenn man denkt, nach der nächsten Kurve hat man das Ziel erreicht: weit gefehlt. Der Fluss bringt noch einige Kurven mit sich, die die Rudermannschaften zu bewältigen haben. Aber bei strahlendem Sonnenschein, einer norddeutschen Brise und geselligen Ruderbootgemeinschaften – die teilweise vor lauter Lachen nicht weiterfahren konnten – wünschte man sich am Ende des Tages, dass es noch einige Kurven mehr gegeben hätte. Die ursprüngliche für den Tag geplante Tour Eiderabwärts bis Tönning wurde übrigens aufgrund der Tide und der ungewissen

Strömungen kurz vor der Nordsee verworfen. Nach unserem nachmittäglichen Ausflug zum

Eidersperrwerk war zumindest ich insgeheim sehr froh, diesen Naturgewalten nicht in einem

Ruderboot ausgesetzt gewesen zu sein. Außerdem erhielten wir in Tönning einen Krabbenpullehrgang mit dem Raben CH. Als eindeutig talentierteste stellte sich das Zebra S. heraus. Sie hat mit Abstand von allen die meisten Krabben in einer atemberaubenden Geschwindigkeit gepult und sie dabei auch noch ganz gelassen. Chapeau – das hat kein(e) andere(r) geschafft!

Am Dienstag ging es dann auf der Eider weiter bis Lexfähre und der krönende Abschluss des Tages war eine Floßfahrt auf der Eider mit fachkundiger Begleitung, die uns das Gewässer, Flora und Fauna noch einmal auf eine andere Art und Weise nahe gebracht hat. Die Abendstimmung auf dem Fluss war einfach überwältigend. Wer also noch nach einem sonntäglichen Ausflugsziel Ausschau halten sollte, dem sei diese Tour sehr ans Herz gelegt.

Am Mittwoch sollte eigentlich die Ruderetappe von Lexfähre bis Rendsburg fortgeführt werden. Doch hat uns das Wetter – da halfen auch keine optimistischen „das zieht vorüber und es wird heller“ Vorhersagen – einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Abstimmung zum Verladen der Boote und trockenen Fußes nach Rendsburg zu kommen fiel dann auch entsprechend bis auf eine Gegenstimme aus. Da sich eine Ruderwanderfahrt mit einem Tag ohne zu rudern verbietet, haben wir dann alle tapfer noch bei Regen ein Stück des Kanals in Rendsburg erkundet und hatten uns damit zumindest das Abendessen in Brauers Aalkate verdient. Der Aal ist übrigens deshalb so fetthaltig, wie wir von unserem Frankfurter Ruderfreunden erfahren haben, weil dem immer so kalt ist im Wasser und er sich deswegen eine ordentliche Fettschicht zulegen muss. Diese Erklärung ist doch logisch – da ist nur hier noch niemand drauf gekommen.

Am Donnerstag war uns das Wetter wieder hold, sodass wir frohen Bewegungsdranges die Etappe von Rendsburg bis zum Westensee mühelos absolvierten. Außerdem wartete abends eine herrliche Grillparty auf uns, zu der uns der Rabe CH geladen hatte – musikalisch untermalt von unserer eigenen Ruderwanderfahrtband: der weisen Eule P., dem Windhund A. und dem Raben CH. – ein tolles Erlebnis, das sich beinahe wie ein baldiger

Abschied anfühlte. Aber Gott sei Dank hatten wir noch eine Etappe vor uns, nämlich am

Freitag vom Westensee heim in die Kieler Förde. Bemerkenswert sicherlich der

Schleusenwart, der uns bei der Einfahrt in die Holtenauer Schleuse mit den Worten „die Ruderer, die noch zu Olympia wollen, geben jetzt mal Gas“ begrüßte. Wir hatten eigentlich nicht vor direkt nach Rio zu rudern, aber wir gaben uns selbstverständlich keine Blöße und ruderten, was das Zeug hielt hinein in die Schleuse. Um nach erfolgreicher Schleusung heimischen Boden beziehungsweise Gewässer zu befahren – so muss es Seeleuten gehen, die in ihren Heimathafen einlaufen.

Da waren wir nun also wieder an unserem Club angekommen nach fast einer Woche auf Tour durch unseren schönen Norden. Hier trennten sich vorübergehend die Wege, da einige unserer Frankfurter Ruderfreunde es sich nicht nehmen ließen am darauffolgenden Tag den Härtetest zu bestreiten. Die übrigen Wanderfahrer haben am Samstag die Kieler Gewässer erkundet oder schon emsige Vorbereitungen für das Abschiedsfest bei dem kräftigen Ackergaul U. getroffen. Abends hatte man sich auf jeden Fall viel zu erzählen: von den

Strapazen des Härtetestes und dessen erfolgreicher Bewältigung oder von den Wetterkapriolen, die die Kieler Förde zu bieten hatte. Musikalische Untermalung hatten wir auch an diesem Abend wieder von unserer Ruderwanderfahrtband, die uns noch einmal mit ihrem Können erfreute. Am Sonntag schließlich kam die Zeit Abschied zu nehmen, aber nicht ohne bereits eifrig Pläne für das kommende Jahr zu schmieden.

Für jene, die noch ihre erste Ruderwanderfahrt vor sich haben oder noch hadern, ob sie eine solche antreten sollen, sei gesagt, dass eine solche Unternehmung in jedem Ruderleben Platz haben muss – vor allem oder gerade wenn man die Gelegenheit hat, in so netter Gesellschaft zu reisen. Ich hätte unter vielen anderen Dingen zum Beispiel bis heute nicht erfahren, dass es erhebliche Unterschiede zwischen Ruderern, Rollwägelchenfahrern und Blatttauchern gibt und man besser nicht zu beiden letzteren gehört☺ Habt Dank liebe Kieler und Frankfurter Ruderfreunde für diese schöne Woche!

Das Reh   ( Martina S.)

Der Rabe  (Claus H.)

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