Acht Teilnehmer vom EKRC beim 10. Kieler Steuerleutelehrgang dabei
Bericht von Michael Odenthal
Schon kurz, nachdem ich im letzten Jahr nach langer Abstinenz wieder mit dem Rudern begonnen hatte, hörte ich von einem Steuerleutelehrgang. Nach erfolgreichem Abschluss würde ich außerhalb der üblichen Trainingszeiten mit einem Boot aufs Wasser dürfen. Die Vorstellung reizte mich. Morgens liegt das Wasser manchmal glatt wie ein Spiegel da und ist »außer Betrieb« (von der Förde-Schifffahrt mal abgesehen). Und am Wochenende je nach Lust, Laune und Wetterlage aufs Wasser zu können – traumhaft!
Pünktlich vor Beginn der neuen Saison wurde der Lehrgang durch Aushang angekündigt. Ernüchternd war zunächst nur, dass die Lehrgangs-Termine perfekt mit anderen Verpflichtungen kollidierten. Wegen der mit knapp 50 Bewerbern großen Nachfrage aber wurde der Kurs geteilt. Die neuen Termine passten (mir) deutlich besser. Mit großen Erwartungen und Befürchtungen saß ich also am ersten Abend da. Befürchtungen, weil ich in grauer Vorzeit mal die Theorie für den A-Schein Segeln gepaukt hatte und als nicht leicht in Erinnerung behalten habe und weil das, was ich während gelegentlicher Segeltörns erlernen konnte, bei mir eine Halbwertszeit von Dauer des Törns mal 1,25 hat.
Erstaunt war ich über den großen Anteil sehr junger Leute – und lernte schnell, dass insbesondere die Schülerruderriegen viel Wert auf die erfolgreiche Teilnahme an diesem Lehrgang legen. Für Wanderfahrten, die dort eine große Bedeutung haben, erscheinen mir die theoretischen Grundlagen, die in dem Kurs vermittelt werden, auch unerlässlich. So saßen also neben Mitgliedern des EKRC rund 20 weitere Ruderer von der Germania, Neptun, ARV, Wiking und Aegir neugierig da und harrten der Dinge, die Andreas König und Karlheinz »Kalle« Härtel uns erzählen würden.
Andreas sammelte die Lehrgangsgebühr in Höhe von 10 Euro ein und händigte dafür ein dickes Skript aus. Nachdem es zunächst eher nur überwältigend wirkte mit seinen verschiedenen Kapiteln, hörten wir erfreut, dass es auch die Fragen für die theoretische Prüfung enthielte – die Antworten sollte ja der Lehrgang geben.
Zu unserer Verwunderung bat uns Andreas dann aus dem Schulungsraum nach draußen und wir lernten die Namen, die Vereinszugehörigkeit sowie die Rudererfahrung der anderen Teilnehmer/-innen kennen. Anschließend begann der eigentliche Ausbildungsteil mit einem Film: Hier wurde anschaulich, wie anziehend zum Beispiel große Schiffe kleine Ruderboote finden. Jedenfalls, wenn man ihnen, wie auf Binnenwasserstraßen leicht möglich, zu nahe kommt. Natürlich können solche Annäherungen auch mit den dicken Pötten hier in Kiel versucht werden.
So wie das Skript die Aufgaben und die Verantwortung von Bootsobleuten und Steuerleuten (ist nicht dasselbe) benennt und beschreibt, wurden uns auch verschiedene technische Möglichkeiten vorgestellt, Boote umzusetzen (mit ihnen also z. B. Hindernisse im Gewässer zu überwinden oder sie von einem Gewässer in ein anderes zu transportieren) und die Regeln über das Ausweichen auf See (Vorfahrtsregeln) sowie (sehr ausführlich) die Schifffahrtszeichen. Gerade Kenntnisse aus den beiden letztgenannten Bereichen sind auf einer Seeschifffahrtsstraße wie der Kieler Förde und auf den üblichen Binnenschifffahrtsstraßen (über-)lebenswichtig. Ebenso wurden Strömungen und Wind als Gefahren angesprochen und wie mit ihnen umzugehen sei.
Mit einer Wiederholung vor allem der Schifffahrtszeichen begann der zweite Lehrgangsabend, anschließend wurden Ruderbefehle geübt, Bootstypen erklärt und Rudertechnik detailliert erläutert. Den zweiten Teil des Abends (den ich leider »schwänzen« musste) übernahm Kalle und stellte die Besonderheiten unseres Kieler Ruderreviers vor sowie die in der Seefahrt allgemein üblichen Knoten.
Auch der dritte Abend begann mit der Wiederholung des bisherigen Lehrgangsstoffes. Er endete ohne (erwähnenswerte) Verluste an Menschen oder Material mit der praktischen Prüfung. Dabei galt es, einen Doppelvierer nur mit Hilfe der Ruderbefehle zu steuern. Um Schummeln zu verhindern, ließen wir das Steuer im Bootshaus zurück. Bei der Übung wurde Andreas durch Gesa (von der Germania) unterstützt, sodass wir zwei Boote zu Wasser lassen konnten. Die erste Hälfte der Prüflinge wurde durch ein Tohuwabohu von übenden Trimmis, heimkehrenden Kanuten und weiteren Ruder- und Segelbooten erschwert. Später beruhigten sich die Verhältnisse.
Letztlich klappte dieser Prüfungsteil bei allen, auch wenn die von den Prüfern gelegentlich geforderten Kurse (diplomatisch ausgedrückt) »eigenwillig« waren (Andreas z. B. meinte, Florian parallel zur Kiellinie unter dem Anleger von IfM-Geomar durchfahren lassen zu müssen; Gesa wiederum fand die Idee gut, am neuen Kreuzfahrer-Anleger die Durchfahrt vor der Spundwand queren zu lassen). Aber selbst diese Übungen wurden souverän gemeistert.
Am letzten Abend frischte Lars (Rölver) vom EKRC unsere Grundkenntnisse aus Erste-Hilfe-Kursen bzw. Kursen zu Sofortmaßnahmen am Unfallort auf und bereicherte sie um Hinweise zu Besonderheiten beim Rudern. Dazu zählen natürlich insbesondere zum einen Unterkühlung und zum anderen Sonnenbrand und seine Steigerungen (Lars ist praktischerweise Arzt und Ruderer).
Nach dessen ausgiebigen und aufschlussreichen Hinweisen und Ratschlägen zum Thema Sicherheit beim Rudern verteilte Kalle endlich die schon sehnsüchtig erwarteten Prüfungsbögen. 17 Fragen waren binnen 60 Minuten zu beantworten und die Zeitreise begann (meine letzte Prüfung liegt doch schon ein bisschen zurück).
Die Vorbereitung durch Andreas, Kalle und Lars und das Skript (also auch durch uns selbst) halfen so gut durch die Fragen durch, dass es zumindest einige gab, die bestanden haben. Nun wünsche ich allen, die den Lehrgang abgeschlossen haben, auch in der neuen Verantwortung immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und allzeit eine glückliche Heimkehr.
Michael Odenthal
Bereits zum zehnten Mal hat der Steuerleutelehrgang für alle Kieler Rudervereine und -riegen stattgefunden. Vom EKRC waren acht Ruderinnen und Ruderer dabei: Miriam Münster, Inken Sydow-Gröning, Michael Odenthal, Dirk Thomsen und Jan Radtke sowie Jannick Streicker, Florian Kleinicke und Konrad Hügelmann vom Jugendteam.
Mit 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Aegir (6), RGK (5), EKRC (8), ORRC Wiking (15), Teifun (3), Neptun (2), ARV (6) ist das ein Rekordergebnis. Hätten alle angemeldeten Leute teilgenommen, hätten wir sogar die 50-Leute-Grenze überschritten. Das Lehrgangsteam wollte allen Teilnehmern eine angenehme Arbeitsatmosphäre mit genügend Platz im Schülerbootshaus und sinnvoller Gruppengröße schaffen. Daher wurde der Lehrgang 2008 in zwei Gruppen geteilt und fand somit an acht Abenden jeweils von 18 bis 21 Uhr statt.
Und diese Themen wurden behandelt:
- Einführung mit Video
- Revierkunde
- Knoten
- Verantwortung im Ruderboot
- Boote steuern und führen
- Staustufen überwinden
- Verkehrsvorschriften kennen
- Ruderbewegung und Rudertechnik sehen
- Boote und Zubehör
- Ausrüstung und Sicherheitsmittel
- Umweltschutz beachten
- Ruderbefehle anwenden
- Verhalten bei Unfällen und kaltem Wasser
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