Quer durch Berlin 2012

15. Oktober 2012 | Von | Kategorie: Regatta

83. Langstreckenregatta in Berlin – die Regatta der knappen Entscheidungen

Berlin, Berlin, wir fahren „Quer durch Berlin“

Quer durch Berlin 2012

v.l.n.r.: Frank Dethlefsen, Bernd Pingel, Siegfried Schürmann, Rolf Zumegen, Gunnar Meyer, Klaus Gravert, Bernd Klose, Thomas Henning, Steuermann Kim Dibbern

Um es vorweg zu nehmen, soweit ich weiß sind wir bis dato noch nie ohne einen Sieg von einer Regatta nach Hause gekommen. Dieses Mal leider schon.

Die nüchternen Fakten:

  • 2. Platz im Masters Männer Achter D
  • 2. Platz im Masters Frauen Doppelvierer D
  • 2. Platz im Masters Männer Vierer E
  • 2. Platz im Masters Männer Vierer F
  • 2. Platz im Junioren Vierer B
  • 3. Platz im Masters Frauen Doppelvierer C

Das hätte Alles ganz anders ausgehen können. Wie im letzten Jahr sind wir bereits am Freitagnachmittag gestartet. Diesmal mit einer ungewöhnlich großen Gruppe aus Kiel. Fast alle sind dann auch wieder im „Amstelhouse“ in Alt-Moabit untergekommen, nachdem wir abends noch die Boote in Charlottenburg abgeladen haben.

Wie im letzten Jahr hatten wir wieder „unseren Tisch“ im Ristorante Tettoia, dieses Mal eben mit 25 Personen. Der Wirt hat uns in gewohnter Manier mit sehr gutem und reichhaltigen Essen verwöhnt. Gestärkt sind wir dann am nächsten Tag bei eher mäßiger Wetterprognose zum Sattelplatz aufgebrochen.

Im Jubiläumsjahr wollten wir einen reinen Vereinsachter auf die Strecke schicken, was uns schließlich auch gelungen ist. Im Ergebnisbericht sind wir zwar als Renngemeinschaft Bremen 82/EKRC geführt, dies ist der Tatsache geschuldet, dass unsere Vereinskameraden Thomas Henning und Klaus Gravert in dieser Saison bereits für ihren Heimatverein Bremer Ruderverein von 1882 gestartet sind.

Wie dem auch sei, wir waren trotzdem ein Clubachter! Und unter diesem Gesichtspunkt haben wir uns dann auch sehr gut verkauft. Die Mannschaft um den Klasse-Steuermann Kim Dibbern (sehr unterhaltsam mit flotten Sprüchen auf der Strecke) war dann auch mit dem Verlauf sehr zufrieden. Nach 7.000 elend langen Metern und der bangen Frage, wie nah uns die Gegner vom Berliner Ruderclub gekommen sein könnten, gab es erst mal eine erfrischende Hefekaltschale.

Letztendlich haben wir dann die Gewissheit erlangt, nach 7.000 m mit nur 11 Sekunden Rückstand auf den starken Achter vom Berliner RC Zweiter geworden zu sein. Schade, der Sieg war so nahe. Die anderen Boote spielten in diesem Rennen keine entscheidende Rolle.

Noch knapper fiel das Ergebnis bei unseren Frauen Dorit von Weydenberg, Katja Lorenz, Birgit Küpker, Ulrike Zumegen und Steuerfrau Helga Puschendorf aus. Sie hatten im Doppelvierer der Altersklasse D das härteste Los gezogen, brach doch nach etwa 5.000 gefahrenen Metern ein derartiges Unwetter aus, welches das Ergebnis maßgeblich beeinflusste. Bedingt durch die Nachmeldung der Mannschaft und der dadurch entstandenen hohen Startnummer hat man sie erst etwa 20 Minuten später als ihre Gegenerinnen aufs Wasser gelassen. Die konnten derweil ohne witterungsbedingte Einflüsse ihr Rennen sauber zu Ende fahren, nicht jedoch unsere Mädels. Nach diesen Ereignissen mit nur 5 Sekunden Rückstand Zweiter zu werden, ist schon eine sehr beeindruckende Vorstellung. Bedenkt man dann noch, dass Birgit eigentlich nur „halbe Kraft“ rudern konnte, weil ihre Dollen bzw. die Anlage nach dem letzten Einsatz des Bootes in Lauenburg offensichtlich so verstellt war, dass an reguläres Rudern nicht zu denken war, dann: Alle Achtung! Das Boot musste dann auch unter Aufbringung großer Kräfte mit einer umfangreichen Mannschaft aus dem Wasser geborgen werden. Wie viel Liter Wasser die Damen zusätzlich über die Strecke bewegt haben, wurde nicht gemessen. Es stand etwa 10 bis 15 cm hoch im Boot!

Interessant wurde es auch für Bernhard Kaczenski. Er hatte zusammen mit drei Friedrichstädter Ruderkameraden im Vierer F gemeldet, von denen aber nur einer in Berlin zugegen war. Die eifrige Suche nach Ersatzruderern auf dem Sattelplatz war dann auch von Erfolg gekrönt. Es wurde kurzerhand unter Mitwirkung der Regattaleitung eine neue Renngemeinschaft aus EKRC, Wilhemsburger RC und Friedrichstädter RG gebildet. Diese Zweckgemeinschaft hat im Verlauf des Rennens einige Boote überholt und sich am Ende einen achtbaren zweiten Platz errudert.

Hartmut Digutsch startete ebenfalls im Vierer mit Steuermann, allerdings in der Altersklasse E. Auch er wurde im Ziel mit dem zweiten Platz belohnt, ebenso wie unsere von Max Wulf betreuten Junioren David Kerschner, Benjamin Mattern, Max-Walter Müller, Albert Brinkmann und Steuermann Hannes Zimmermann. Gaby Schulz hat es zusammen mit ihrer alten Weggefährtin Sibylle Roller aus Karlsruhe in eine Renngemeinschaft zusammen mit Ruderinnen aus Oberhavel-Henningsdorf, Rotation Berlin und vom Frauen Ruderclub am Wannsee verschlagen. Nach hartem Kampf musste sich die Mannschaft den enorm starken Ruderinnen aus Berlin, Rgm. Empor/Hevella/Grünau/Fürstenwalde (auf die unsere Damen im D-Doppelvierer in Duisburg bereits gestoßen sind) geschlagen geben und sind am Ende dritter geworden.

Nach diesen sportlichen Ereignissen, die wie bereits erwähnt teilweise auch einen positiveren Ausgang hätten nehmen dürfen, wurde am Abend Entspannung in „Clärchens Ballhaus“ gesucht. Auf Betreiben unseres Clubchefs sind wir auch hier mit einer großen Truppe angerauscht, sozusagen eine Renn- (Feier-) Gemeinschaft aus EKRC und Lübecker RC. Clärchens Ballhaus soll das älteste Berliner Ballhaus sein, verwöhnte uns zwar nicht mit herausragendem Essen, dafür aber mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre im Stil der späten 60-er Jahre. So war denn auch anfangs die Musik, die sich im Verlauf des Abends in den verschiedensten Stilrichtungen veränderte.

Die Tanzfläche war rappelvoll und wir durften den Clubchef ausgelassen tanzen sehen. Erstaunlich die Reserven, die nach dem harten Kampf über 7.000 m noch mobilisiert wurden. Böse Stimmen behaupteten: da auf der Tanzfläche, da sind sie, unsere 11 Sekunden! Da wär doch noch mehr gegangen, oder? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Schließlich waren wir fast Alle nachher fröhlich am rumhopsen. Als die Live-Kapelle dann um 23.30 Uhr einsetzte, wurde es laut und damit Zeit, sich eine Ruhe zu gönnen. Beim Verlassen des Ballhauses mussten wir feststellen, dass sich dort eine riesige Schlange am Eingang gebildet hatte, die alle Einlass begehrten. Clärchens Ballhaus ist wohl Kult in Berlin.

So traten wir am Sonntag nach dem gewohnt „opulenten“ Frühstück im Amstelhouse die Rückreise nach Kiel an. Mit dem gemeinsamen Boote entladen und aufriggern ging ein ereignisreiches Wochenende zu Ende.

Rolf Zumegen

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1 Kommentar zu “Quer durch Berlin 2012”

  1. Brigitte sagt:

    Herzliche Glückwünsche – und Rolf: Du solltest echt unter die Schriftsteller gehen – sehr unterhaltsam!

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