„Ruderrecken“ nahmen Kurs auf die Memel

18. September 2012 | Von | Kategorie: Presse

Durchschnittsalter der Gruppe ist 78 Jahre – und sie planen bereits die nächste Tour

Kiel. Acht gestandene „Ruderrecken“ des Ersten Kieler Ruder-Clubs von 1862 haben das Fördewasser hinter sich gelassen, um neue Gewässer zu erkunden. In mehreren Etappen sind sie mal eben die Memel entlang „gepaddelt“. Durchschnittsalter der Gruppe: schlappe 78 Jahre.

„Ruderrecken“ nahmen Kurs auf die Memel

Acht Kieler Ruderer der Jahrgänge 1928 bis 1939 haben in einer Barke die Memel er- kundet. Links von hinten nach vorne: Christian Prey, Franz Rönnau, Dieter Schwak, Hans A. Friese. Rechts von hinten nach vorn: Hans- Rudolf Schröder, Heinz Krönke, Jens Benthien, Fritz Castagne. Repro cjue

Zusammen sind sie 621 Jahre alt, seit über 50 Jahren kennen sie sich, der Ruder-Club ist ihre zweite Heimat. Einige der „alten Burschen“ rudern bereits seit 1953 zusammen. Das „Küken“ der Gruppe ist gerade einmal 73 Jahre alt, der Senior 84. Donau, Oder, Mosel – einige Flüsse haben die Herren schon „errudert“. Nun war die Memel dran. Ihr besonderer Reiz liegt in der Stille und Einsamkeit, mit der sie Besucher empfängt. Über 200 Kilometer windet sich der Fluss durch Naturschutzgebiete.

Mit der Fähre ging es für die Ruderer zunächst über die Ostsee nach Klaipeda, von dort aus mit einem klapprigen Bus nach Druskininkai im Süden Litauens. Dort startete das „Abenteuer Memel“. Nachdem die Kieler die geliehene Barke zu Wasser gelassen hatten, half ihnen eine leichte Strömung auf den Weg. „Rechts und links gab es nichts als weite Wälder, das war beeindruckend“, berichtet Fritz Castagne (76). Gelegentlich habe mal ein Reh vom Ufer aus verwundert herübergeschaut oder ein Adler sei vorbeigezogen. Der „starke Schiffsverkehr“ habe sich darin gezeigt, dass ihnen erst am vierten Tag der Ruder-Tour ein anderes Boot begegnet sei.

Nach der ersten ruhigen Tagesetappe von 28 Kilometern hatten es die nächsten vier dann mit jeweils 45 Kilometern in sich. „Abends taten uns dieKnochenganzschönweh“, erzählt Castagne. Die litauischen Kilometer seien seinen Kameraden und ihm doch deutlich länger erschienen als die in der Heimat. Die ganze Fahrt über, so auch bei einem Ausflug in die Landeshauptstadt Vilnius, wurden die Bootsreisenden von HansHeinrich Busse begleitet, der Land und Leute gut kennt. Ein litauischer Landbegleiter versorgte sie zur Mittagsrast außerdem mit heimischen Spezialitäten.

Auf ihrer Fahrt hatten die Kieler Ruderer nicht nur mit den körperlichen Strapazen durch das Rudern zu kämpfen. Da sie zu Hause einmal wöchentlich auf der Förde unterwegs sind, waren sie gut in Übung. Aber die „litauischen Wettergötter“ hatten einiges vorbereitet. Sie schickten unter anderem ein starkes Gewitter auf den Strom. Bald schwappte das Wasser in der Barke, und alle waren klatschnass.

Ordentlich geschafft, aber vergnügt vom ersten bis zum letzten Ruderschlag – am Ende der fünften Etappe kamen die Kieler „Ruderrecken“ wohlbehalten im Jachtklub Kaunas an. Die „alten Burschen“ haben es gepackt und fühlten sich, als hätten sie eine Regatta gewonnen.

Gerade wieder zu Hause, hecken die Senioren schon Pläne für eine Rudertour 2013 aus. Zuwachs ist der Gruppe übrigens herzlich willkommen. Das Alter spielt keine Rolle.

Von Christoph Jürgensen

Quelle: Kieler Nachrichten, 14. September 2012

1 Kommentar zu “„Ruderrecken“ nahmen Kurs auf die Memel”

  1. Karlheinz Schmidt-Rorepke sagt:

    LIEBES „FREITAGS-RUDERER“-TEAM!

    MIT DEM BEEINDRUCKENDEN BERICHT VON DER MEMEL-TOUR HABT
    IHR VIELE NEIDISCH GEMACHT- EINFACH TOLL- DIESES „MANÖVER“
    SO WIE GEPLANT DURCHGEFÜHRT ZU HABEN!!
    IM NÄCHSTEN JAHR MÖCHTE ICH ZU GERNE NOCH EINMAL DABEISEIN!
    AUS DER BAYERISCHEN FERNE
    EUER KALLE SCHMIDT-ROEPKE

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