Pechvogel Lauritz Schoof

5. September 2011 | Von | Kategorie: Presse

Fehlschlag des Rendsburgers kostete Vierer WM-Gold – Ruderer schöpfen Mut für London

Bled. Nach Peking am Boden, vor London auf Kurs — der Deutsche Ruderverband (DRV) geht mit Schiebewind in das Olympiajahr. Drei Jahre nach der historischen Pleite von China scheint der DRV auf gutem Weg zurück zu alter Stärke. Zwar blieb die Flotte am letzten Finaltag der WM von Bled in den olympischen Klassen ohne Podestplatz, brachte sich aber mit jeweils zweimal Gold und Silber in eine gute Ausgangsposition für die Sommerspiele. Der Schlussakkord konnte die gute Stimmung von DRV-Cheftrainer Hartmut Buschbacher nicht trüben: „Wir können wieder was in Deutschland.“

Das war für den Rendsburger Lauritz Schoof nur ein schwacher Trost. Er fing sich in den letzten Schlägen der Entscheidung im Doppelvierer einen „Krebs“, sein Ruderblatt schlug ins Leere. Schoofs Missgeschick brachte das Boot am Sonnabend vom Goldkurs ab, die Australier zogen auf der Ziellinie am deutschen Boot vorbei zum WM-Gold. Mit Vollbart und versteinerter Miene überstand Pechvogel Schoof die Siegerehrung. Silber spendete zunächst nur wenig Trost: „Ich glaube, dass das Boot gekippt ist. Es war ein kleiner Fehler. Und bumms, war das Gold futsch. Da war ich schon im Tunnel und habe gedacht, hoffentlich ist es bald vorbei.“ Frisch rasiert sah die Welt für Schoof gestern schon wieder freundlicher aus: „Heute kann ich mich über Silber freuen.“ Und mit Blick auf Olympia fuhr er fort: „Ich hoffe, dass wir im Vierer bis London so zusammen bleiben, aber das haben die Trainer zu entscheiden.“

Anders als vor Athen 2004 und Peking 2008, wo die DRVFlotte erstmals seit 52 Jahren ohne Gold geblieben war, zeigt die Formkurve im vorolympischen Jahr diesmal nach oben. Die bärenstarken Teams aus dem Achter, beiden Doppelvierern und dem MännerDoppelzweier sorgten für eine bessere Ausbeute als bei der vorigen WM in Neuseeland.

Dort waren die Deutschen nicht über je einen ersten, zweiten und dritten Platz hinausgekommen. Mit den Farben der Medaillen war Buschbacher zufrieden, nicht aber mit der Anzahl: „Auf vier Paradeboote können wir uns nicht verlassen. In einigen Klassen müssen wir deutlich zulegen.“
Immerhin sicherte sich der DRV insgesamt elf Startplätze für London. Nur der FrauenAchter, Zweier ohne Steuerfrau und leichte Frauen-Doppelzweier müssen in der olympischen Qualifikationsregatta im kommenden Jahr erneut ihr Glück versuchen.

Zum Leidwesen von Buschbacher gingen der leichte Doppelzweier (Rang 4) mit dem Friedrichstädter Lars Hartig, der Vierer ohne Steuermann (5.) und Annekatrin Thiele (6.) im Einer gestern leer aus.

Selbst Rekonvaleszent Marcel Hacker trug zum Aufwärtstrend bei. Obwohl der deutsche Einer-Meister aus Frankfurt/Main erst vor sieben Wochen an der Bandscheibe operiert worden war, schlug er sich im Showdown der weltbesten Skuller prächtig. Mit dem oftmals undankbaren vierten Rang konnte der als großer Außenseiter ins Rennen gegangene Hacker gut leben. Mutig stellte der Weltmeister von 2002 einen weiteren Coup in Aussicht: „2012 wollen wir Gold. Wegen etwas anderem machen wir den ganzen Heckmeck nicht.“

Im Finale des nichtolympischen Leichtgewicht-Vierers hatte die Crew um Claudia Mack vom Ersten Kieler Ruder-Club keine Chance auf eine Medaille. Das Quartett belegte den fünften Rang. Der Sieg ging an Großbritannien vor China und den USA. „Mehr war einfach nicht drin“, meinte die 25-jährige Mack, die sich zusammen mit Katja Rügner, Leonie Pless und Sina Burmeister über die Finalteilnahme freute. „Wir sind alle das erste Mal bei einer WM dabei. Von daher können wir sehr zufrieden mit unserer Leistung sein.“ Mack sprach von „Top-Bedingungen“ in Slowenien, „super Wetter“ und einer „traumhaften Atmosphäre“ auf und neben dem Bleder See. sid/sho

Quelle: Kieler Nachrichten: 5. September 2011

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