Rudertour Stör 2011

9. Dezember 2011 | Von | Kategorie: Freizeitsport

Von Willenscharen bis Borsfleth

Es war ein sehr schönes Ruderwochenende auf der Stör. Bei bestem Ruderwetter mit Sonne, angenehmen Temperaturen und nur wenig Wind waren wir am 22. und 23. Oktober unterwegs. Und auch die Gezeiten spielten mit und so konnten wir mit dem ablaufenden Wasser die Strömungsverhältnisse für uns ausnutzen. Die erste Etappe führte uns mit den Booten »Hans Tolk« und »Flotter Dreier« über 31 Kilometer von Willenscharn bis zum Itzehoer Ruderclub. In Kellinghusen legten wir eine ausgedehnte Pause ein. Am Sonntag ruderten wir 25 Kilometer von Itzehoe bis zur alten Fähranleger in Borsfleth kurz vor der Mündung in die Elbe. Pausiert haben wir an der Binnenschleuse Kasenort.

Es war wieder eine sehr schöne Tour mit euch, vielen Dank.

Naturabenteuer Stör – ein Rückblick

Ein echtes Jahreshighlight war für mich unsere zweitägige Wanderfahrt am 22. und 23. Oktober auf der Stör, einem wie ich finde in seiner Attraktivität unterschätzten Fluss in Schleswig-Holstein. Mit 87 Kilometer Länge ist er der größte Nebenfluss der Elbe in Schleswig-Holstein. Er wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts oberhalb von Kellinghusen begradigt, seit 2009 wurde begonnen, diese Korrektur durch aufwendige Renaturierungsmaßnahmen wieder rückgängig zu machen. Im Oberlauf von Neumünster bis zum Pegel Rensing (bei Kellinghusen) hat die Stör immer gute Strömung in Fließrichtung. Im Unterlauf vom Pegel Rensing bis zur Mündung ist die Stör eine Seeschifffahrtsstraße und unterliegt dem Einfluss der Tide.

Dies musste von Andreas bei der Terminplanung entsprechend berücksichtigt werden. Da der Fluss insbesondere auch bei Paddlern immer beliebter wird, findet man einige angelegte Einsetzstellen. Die von uns gewählte in Willenscharen präsentierte sich früh morgens von ihrer besten Seite: Direkt am Wallberg, einer noch erkennbaren Wallringburg der Sachsen aus dem 9./10. Jahrhundert, werden die Boote bei mystischem Morgennebel und durchaus herbstlicher Kälte unter den Augen zahlreicher neugierig blickender Kühe klargemacht. Aufgrund der vorausgegangen Regenfälle führte die Stör ziemlich viel Wasser, sodass sich die Gummistiefel von Pau bzw. die Barfüßigkeit von Armin durchaus als hilfreich erwiesen. Die erste Herausforderung bei Kilometer 0, eine Wende bei Strömung und gerade mal ausreichender Flussbreite konnte gemeistert werden. Die „Lebensgefahr“-Wehre waren aus Sicht des zweiten Bootes dann auch nicht so schlimm. An wunderschöner Landschaft gemächlich vorbeiziehend erreichten wir gegen Mittag Kellinghusen.

Hier war ich zwar für fast zwei Jahre Schüler, den Hafen hatte ich allerdings nie wahrgenommen. So fand dann auch Andrea, die dankenswerter Weise die erste Begleitfahrt mit dem Bus übernommen hatte, dass eine weitere Besichtigung nicht lohnend wäre. Den Scheitelpunkt der Tide haben wir trotzdem mit einem ausgiebigen Picknick am Hafen, versüßt durch leckere Äpfel aus Claus‘ Garten und gekauftem Zitronenkuchen, abgewartet. Die nächste Begleitfahrt hat dann Andreas übernommen, sodass wir ohne unseren Organisator wiederum durch herrliche Landschaften – die Stör wird ab Wrist deutlich breiter, Marsch- und Moorgebiete setzten sich gegen Geest durch – gen Itzehoe schippern. Am Flussufer sind immer wieder Hochlandrinder, Pferde, Vögel und sehr viele Schafe unsere Begleiter. Schon recht früh am Tage kommen wir am Bootshaus des Itzehoer Ruderclubs mit seinem originellen Skull-Halter an. Der Tidenhub hat hier bereits 2,5 Meter, insgesamt liegen 31 Kilometer hinter uns. Während Detlef und ich (Lauftreff!) die zurückliegende Landschaft noch ein wenig bei einem kleinen Lauf aus anderer Perspektive anschauen, holt das „Team Andrea(s)“ bereits wieder das in Willenscharen zurückgelassene Fahrzeug und bringt Armin zurück, der am zweiten Tag leider verhindert war. Nach einem prächtigen Sonnenuntergang über dem Strom und gutem Abendessen in einer nahen Tapas-Kneipe ließen wir den Abend bei Wein, Bier und schönen Akkordeonklängen von Pau ausklingen.

Geschlafen wurde im großzügigen Clubraum, wie kalt es in der Bootshalle gewesen wäre, davon konnte sich jeder nächtliche Klogänger überzeugen, beim Brötchenholen jedenfalls froren mir fast die Finger ab. Da wir allerdings wieder die Tide abwarten mussten, war es letztlich beim Start mit strahlendem Sonnenschein schon fast wieder warm. Unter alter und neuer A23-Brücke hindurch kamen wir bald in Heiligenstedten an der ältesten Kirche Schleswig-Holsteins vorbei. An der Binnenschleuse Kasenort fanden wir ein sehr idyllisches Plätzchen für unser gemeinsames Picknick. Das war zwar erst 10 Kilometer nach dem Start, die Nacht war aber vielleicht doch zu kurz, jedenfalls war bei Andrea die Enttäuschung groß, dass es kurz darauf, hinter der Seilfähre Beidenfleth keinen Kaffee gab. Die Stör mäandert sich hier bereits sehr breit, durch den frischen Wind, die abwechslungslose Landschaft und den Schlick am Rand kommt fast Nordsee-feeling auf! Den vollen Schlickgenuss hatten wir dann auch beim Anlegen der Boote, aufgrund der Tide war der morgens ausgespähte alte Fähranleger gegenüber der Wewelsflether Werft- und Hafenskyline nur mit Klettern und vollem Körpereinsatz zu erreichen und Paus Gummistiefel taten wieder gute Dienste.

Nach Abriggern in der Feldmark tat das gemeinsame Bier sehr gut, über Itzehoe ging es dann wieder zum Club zurück, wo wir die Boote »Hans Tolk« und »Flotter Dreier« in der Dunkelheit zur Verwunderung mancher Passanten gründlich putzen mussten. Für Andrea, Brigitte, Helga, Andreas, Armin, Claus Detlef, Pau und mich hat sich jedenfalls gezeigt, das Wanderfahrten auch Ende Oktober noch viel Spaß machen können. Danke Andreas für die perfekte Organisation!

Uwe Baumgarten

Wir waren dabei

Brigitte, Helga, Andrea, Pau, Claus, Uwe, Detlef, Armin (nur am Samstag) und Andreas

Itzehoer Ruderclub von 1966 e. V.
Streckenbeschreibung Stör bei rish.de

Bilder

2 Kommentare zu “Rudertour Stör 2011”

  1. Brigitte sagt:

    Dem Dank für die wirklich perfekte Organisation kann ich mich nur anschließen – und ein Dankeschön für den äußerst gelungenen Fahrtenbericht noch hinzufügen.
    Gruß
    Brigitte

  2. Detlef sagt:

    Ein wunderschönes Wochenende auf der Stör, an das ich noch häufig denke. Es hat alles gepasst; die nette Gesellschaft, die tolle Organisation, die Unterkunft im Itzehoer Ruderclub mit Blick auf den Sonnenuntergang, die schönen Arkodeonklänge von Pau am Abend und nicht zuletzt Uwes eindrucksvoller Bericht, der einen in Erinnerungen schwelgen lässt.

    Ich freu mich auf nächstes Jahr!!!

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