Alpencross 2014

31. August 2014 | Von | Kategorie: Freizeitsport

EKRC `ler Alpencross – die Zweite…

Nach der traumhaften Alpenüberquerung mittels Moutain Bike 2012 wagten es diesmal drei Masters – Ruderer unseres Clubs, die Alpen Anfang August zu überqueren und zu bezwingen. Thomas Herrmann, Sigi Schürmann und meine Person waren die wackeren Burschen, die sich auf den Weg machten,  vom Fuße der Zugspitze bis zum Comer See zu radeln.

Allerdings gestaltete sich diese Tour etwas anders,  sprich deutlich härter und nicht so lustig und locker wie noch vor 2 Jahren: viel steiler,  mit stundenlangen Schiebe- und Tragepassagen,  mit höchst anspruchsvollen Downhill – Trails,  so dass wir das eine und das andere Mal doch an unsere Grenzen stießen. Die übersandte Tourbeschreibung und die tatsächliche Wegführung stimmten nämlich nicht wirklich überein. So mussten wir uns fast im wahrsten Sinne des Wortes 5 Tage lang durch die Berge beißen,  da Anstiege und Wege ein Höchstmaß an Kondition und Fahrtechnik von uns abverlangten. Hinzu kam, dass die angekündigte Tourleiterin Liz, eine ehemalige Weltmeisterin im Downhill – Fahren, kurz vor dem Start verletzungsbedingt (warum wohl!) ausgefallen war, so dass der 22 – jährige Flo(rian) aus Regensburg, ein BWL – Student, für sie einspringen musste. Konnte ein junger Wirtschaftsstudent, der direkt von einem Alpenguide mittels Rennrad kam und der die Route noch nie gefahren war, sechs Mittefünfziger über die Alpen bringen?

Aber wer sagt denn, dass Marmelade am Morgen keine Kraft gibt und Ruderer schwach auf der Brust sind? Letztendlich schafften wir in nur fünf Tagen ganze 9187 Höhenmeter und wurden trotz alledem mit überwältigenden Gebirgseindrücken belohnt.

An einem Montagmorgen starteten wir bei strahlend blauem Himmel (Waden eincremen) in Ehrwald an der Zugspitzarena. Die ersten beiden Tage ging es bergauf / bergab durchs sonnendurchflutete Tirol; auch wenn man es kaum glauben konnte: wettertechnisch erwischten wir die besten fünf zusammenhängenden Tage des gesamten Alpenraumes in diesem Sommer Anfang August 2014.

Danach kündigte sich die Königsetappe an: Ein Abstecher in die Schweiz durch die legendäre Uina – Schlucht (schaut die mal nach bei Google Earth – sie ist wirklich spektakulär); im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend schoben wir unser Bike bis zur Hochalm (mit Murmeltieren) auf 2000 Meter Höhe hinauf, immer rechts vom Mann, denn dahinter gähnte ein 400 Meter tiefer, nahezu senkrechter Abgrund. Das „Rad schieben oder stoßen“ stand auf der kleinen Warntafel am Fuße der Schlucht. Weiter ging `s durch helle Lärchenwälder im oberen Vinschgau in Südtirol, nachdem wir an tosenden Wasserfällen vorbei gekommen waren und wir uns fast wie die Gefährten aus „Herr der Ringe“ vorkamen.

Am nächsten Tag führte uns der Weg wieder in die Schweiz – diesmal quer durch den Alpennationalpark, in dem uns folgendes Missgeschick passierte: Nach einer Reifenpanne verloren Thommy und ich die Gruppe, da wir weiter die Berge runter bretterten , ohne bei einer Abzweigung auf die Schilder zu achten: Rechts wäre es nach Buffalero / Schweiz gegangen, links an den Lago di Levingo / Italia. Nur mein eingefrorener Finger, eine Zwangspause und hilfreiche Biker aus der Schweiz verhinderten einen gewaltigen Umweg über Norditalien. Und was tut dann der erfahrene Wildnis – Biker: Er dreht um und fährt zu der Abzweigung zurück, an der wir uns und unseren Guide verloren hatten, denn Handyempfang gibt es in diesem Teil Europas nicht! Gesagt, erfolgreich getan und gemeinsam ging es wieder weiter, um bei der Ausfahrt aus dem Nationalpark auf der Strasse verwundert festzustellen, dass wir von Autos gar nicht mehr überholt wurden. Wahrscheinlich waren wir mit den gemessenen 83,4 km / h bergab genau so oder gar schneller als diese Vehikel gewesen…

Der letzte hochalpine Bike – Tag durchs Engadin war geprägt von Almen (mit dem Rad Kühe verscheuchen) und grandiosen Ausblicken auf die umliegenden 3000 – er rund um St. Moritz. Übrigens pendeln die Almbauern zwischen ihren Höfen auch mittels Mountain Bike – allerdings – wie gesehen – ohne Helm und in Gummistiefeln; so geht `s also auch…

Nach einem schweißtreibenden Vormittag erreichten wir mittags eine Naturspeichersee – Baustelle (www.mountains.ch/lejalv) in 2500 Metern Höhe; alles Natur, alles ökologisch wie uns versichert wurde, aber jetzt hieß es mal ganz schnell durchfahren, denn die nächste Sprengung beginnt in 10 Minuten, so kam jedenfalls das Gerücht auf. Das musste man uns nicht zweimal sagen und so rollten wir zwischen den Bulldozern hindurch mitten in ein Catering Zelt, das gerade heute am Tag der offenen Tür aufgebaut worden war. Bio – Bergwasser, Bio – Almenkräuter Eistee und diverse nicht Bio – Bratwürste wurden zur allgemeinen Degustation gratis angeboten. Da konnten wir nicht „nein“ sagen. Und im Anschluss daran wurde unser dreier – Foto in 2584 Meter Höhe über dem Meer geschossen – so sehen zufriedene, satte Alpen – crosser aus! Aber von nun an hieß es nur noch abfahren: Durch einen Bike – Funpark 700 Meter oberhalb des Silvaplana Sees, von wo aus wir Kite – Surfer bei ihrem Sport wie aus einem Flugzeugfenster heraus bewundern konnten. Einfach faszinierend! Der Rest ist schnell erzählt: Den Maloja Pass zwischen all den Autos runtersausen bis nach Chianvenna, der ersten italienischen Kleinstadt in Norditalien. Und den Tag 6 unterschlage ich einfach, da nur eine Fahrt im Starkregen nach Olico im Norden des Comer Sees stattfand, der sich aber schon am Nachmittag wieder wunderschön in der Sonne des Südens zeigte.

Was ist unser Fazit nach dieser Tour? Hart war es und brachial war es – für Mensch und Material! Manchmal kam ich mir während dieser Woche vor wie Hannibal zu seiner besten Zeit – nur anstatt eines Elefanten hatte ich ein schmutziges Bike an der Hand. Aber wir wurden für unser Beißen auch fürstlich durch grandiose Bergimpressionen belohnt. Gemeinsam haben wir es geschafft, und dazu noch unfallfrei, wenn das nichts ist?

Mit einem tirolerischen „Grias enk“ grüßen die Alpenradler Thomas, Sigi und Jürgen.

Jürgen Kleeberg

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