Teilnahme mit Handicap

20. Januar 2014 | Von | Kategorie: Aktuell

14. Norddeutsche Ergomeisterschaften in Lübeck am 11. Januar 2014

Anne klose - Teilnahme mit HandicapNach einer Probephase bin ich nun seit Beginn des Jahres Mitglied im EKRC. Bisher habe ich den Kraftraum genutzt, bin auf dem Ergo gerudert und habe meine Muskeln an den Geräten gestählt. Als ich von den Norddeutschen Ergomeisterschaften in Lübeck hörte, hatte ich spontan Lust, mir die Veranstaltung einmal anzusehen und daran teilzunehmen. Ob es wohl sinnvoll ist? Ich hatte zwar einige Einheiten auf dem Ergo absolviert, aber bestimmt nicht „professionell“ trainiert. Nun bin ich neugierig, probiere gerne etwas Neues aus und kam zu dem Schluss, dass ich mich gar nicht blamieren kann. Die Devise lautete also: „Dabei sein ist alles!“

Es war ein Tag, den ich sicherlich so schnell nicht vergessen werde. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung davon, was mich in Lübeck erwarten würde. Zwar habe ich es mir beschreiben lassen, aber es stellte sich heraus, dass sich die Stimmung vor Ort nicht mit Worten übermitteln lässt.

In Lübeck an der Untertrave angekommen, sprang mir der Schuppen 6, rot angestrichen, schon von weitem ins Auge. Die Anspannung stieg langsam. Je näher ich dem Gebäude kam, umso lauter dröhnte mir Musik entgegen. Vor dem Schuppen stand ein Rettungswagen, die Sanitäter sahen noch sehr entspannt aus und klönten. Beruhigend! Daneben fand ich den Eingang zur einer Art Vorzelt. Es stellte sich heraus, dass man sich dort einfahren konnte. Weiter ging es hinein in den Schuppen. Am Ende des Raumes stand die Bühne, auf der zwei Ergometerreihen standen. Wow! Darüber hingen große Anzeigetafeln mit den Namen der Starterinnen und Starter sowie deren Durchschnittszeiten. Ein Moderator kommentierte die Rennen. Der Adrenalinspiegel stieg deutlich! Aber wie sollte ich zur Bühne kommen? Es war fast kein Durchkommen. Im Raum standen Biergartengarnituren, an denen die Sportlerinnen und Sportler saßen, während sie auf ihren Einsatz warteten. Es wurde gegessen, getrunken, sich unterhalten, mit dem Handy gespielt oder mit dem Kopf auf dem Tisch geschlafen. Um die Sitzgelegenheiten herum drängelten sich unzählige Leute, vor der Bühne war der Teufel los. Man stand dicht an dicht und schrie in einer unglaublichen Lautstärke, um die Aktiven anzufeuern und zu unterstützen. Während ich mich nach vorne durchzwängte, um zur provisorischen Umkleide hinter besagter Bühne zu gelangen, kamen mir doch langsam Zweifel, ob ich mich auf der richtigen Veranstaltung befinde. War ich zu naiv? Habe ich mir zu viel vorgenommen und mich überschätzt? Ich konnte mich so manches Mal kaum auf den Beinen halten, wenn ich mal wieder von einem durchtrainierten Sportler, der an mir vorbeiging, angerempelt wurde. Mit Anstrengung, teilweise auch mit Wut im Bauch über diese „Blindfische“, habe ich den Weg zur Umkleide geschafft. Beim Zwischenstopp an der Bühne habe ich doch sprachlos ein 2000m-Rennen verfolgt. Das war ja der Hammer! Ich hatte Angst, der eine oder andere könnte vom Ergo fallen, was bei einem Sportler dann auch der Fall war. Er war am Ende vollkommen erledigt. Wie würde ich das nur meistern? Glücklicherweise lief mir in dem Moment Matthias Borchert vom Lübecker Ruder-Klub (und Mitglied des EKRCs) über den Weg. Meine Frage, ob er mich spontan bei meinem Einsatz coachen könnte, beantwortete er mit einem strahlenden Lächeln mit Ja. So ein erfahrener Ruderer würde es wohl schaffen, mich über die 1000 Meter zu bringen! Ein wenig Entspannung! Irgendwie wirkte er so überzeugend und gelassen, dass die Aufregung sich plötzlich wieder in Grenzen hielt.

Ich zog mich um, um mich dann neben der Silbermedaillengewinnerin der Paralympics von London, Anke Molkenthin, warm zu fahren. Da Matthias wieder zu mir kam, wurde ich angenehm abgelenkt und konnte mich auf mich selbst konzentrieren. Dann wurde es auch schon Zeit, mich wieder zum Zentrum des Geschehens zu drängeln. Ohne rettende Hände wäre ich wohl in dem Gewusel einige Male umgefallen, aber letztendlich saß ich erleichtert sicher auf „meinem“ Ergo. Meine Gegnerinnen waren fast doppelt so alt wie ich, aber das war mir in dem Moment egal. Noch erschien es mir unwirklich, meinen Namen oben auf der Leinwand zu lesen. Dann kam auch noch die Ansage: „Auf Bahn 5 Anne Klose vom Ersten Kieler Ruder-Club“! Nun konnte ich mein Herzklopfen doch nicht mehr ignorieren. Matthias’ Anweisungen beruhigten mich, und ich war froh, dass er hinter mir saß, der Profi! Und dann ging es los: Ready – Attention – Row! Mit dem Startschuss begann ich nicht nur, die 1000 m herunterzurudern, sondern es setzte zeitgleich ein unglaublicher Lärmpegel ein. Alle riefen uns zu, feuerten uns an. Unvorstellbar! Ich habe sonst nichts mehr mitbekommen, meine Gegnerinnen interessierten mich nicht mehr. Ich hörte nur die laute Musik, die Anfeuerungsrufe, hin und wieder auch meinen Namen und befolgte Matthias’ ruhige Anweisungen. In vier Minuten 51 Sekunden war alles vorbei! Es hat Spaß gemacht! Welch ein Erlebnis! Ich habe das Abenteuer nicht bereut! Im Gegenteil! Das Schönste war, sogar fünfte geworden zu sein und noch zwei hinter mir lassen zu können. Nach dem Umziehen wurde es für mich dann aber auch Zeit, den „Hexenkessel“ zu verlassen. Es wurde zu anstrengend. So konnte ich leider den Sieg unseres Jugendvierers ( Hauke Hämmerling, David Kerscher, Benjamin Mattern und Nils Rothardt) nicht mehr live miterleben. Die Jungs werden sicherlich ebenso viel Spaß gehabt haben wie ich!

Anne Klose

Bericht von unserem FSJler Nils Rothhardt zu den anderen Rennen bei ekrc-jugend.de
alle Ergebnisse bei rish.de

2 Kommentare zu “Teilnahme mit Handicap”

  1. Brigitte sagt:

    Herzlichen Glückwunsch!
    und danke für den anschaulichen Bericht!
    Brigitte

  2. Birgit Küpker sagt:

    Herzlichen Glückwunsch, Anne!!! Was für eine tolle Leistung!!!

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